Die Osteologie beschäftigt sich mit Erkrankungen des Knochens. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Querschnittsfach. Spezialisierte Internist:innen (meistens Rheumatolog:innen oder Endokrinolog:innen), Orthopäd:innen, Gynäkolog:innen und Geriater:innen beschäftigen sich mit der Osteologie. Die besondere Kompetenz in Bezug auf Knochenerkrankungen wird durch die Arztbezeichnung „Osteologe DVO“ dokumentiert.
Lesen Sie im folgenden Artikel alle wichtigen Informationen zur Osteologischen Reha und finden Sie entsprechend spezialisierte Kliniken auf DAS REHAPORTAL.
In der Osteologie geht es um Knochenerkrankungen. In osteologischen Schwerpunktzentren erfolgt die Behandlung durch ein multiprofessionelles Team aus diesen Fachärtz:innen. In der osteologischen Rehabilitation geht es in besonderem Maße um die nicht-medikamentösen Maßnahmen zur Behandlung der Erkrankung der Knochen. Die wichtigste osteologische Erkrankung ist die Osteoporose . Es gibt aber eine große Menge an anderen Erkrankungen des Knochens, die ebenfalls zum Fachgebiet Osteologie gehören. Die folgenden Erkrankungen werden in der Osteologie abgeklärt:
Osteoporose ist ein Krankheitsbild, bei dem es durch eine Abnahme der Knochendichte und der Mikroarchitektur des Knochens zu vermehrten Knochenbrüchen kommt. Osteoporose ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern kann Folge verschiedener Erkrankungen sein. Dazu gehören: entzündliches Rheuma, Bluterkrankungen, Hormonerkrankungen, Nierenerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Lungenerkrankungen, neurologische und psychatrische Erkrankungen und gynäkologische Erkrankungen. Außerdem können genetische Veränderungen und Medikamente eine Osteoporose begünstigen.
Einer Osteomalazie liegt eine Störung des Mineralgehaltes des Knochens zugrunde. Das Knochengerüst (die Vernetzung der Knochenbälkchen) ist dabei normal. Damit unterscheidet sich die Osteomalazie deutlich von der Osteoporose, bei der sowohl ein Mineralisierungsproblem als auch ein Problem der Knochenmikroarchitektur vorliegt. Man unterscheidet eine Form mit überwiegendem Calciummangel (Calcipene Form) von einer Osteomalazie bei Phosphatmangel (Phosphopene Form). Zur Abklärung sind komplexe Laburuntersuchungen notwendig. Die Diagnose Osteomalazie wird letztlich durch eine Knochen-Biopsie gesichert.
Durch eine Mutation im Gen, das für ein Enzym des Knochenstoffwechsels (Alkalische Phosphatase) verantwortlich ist, entstehen am Knochen vermehrt Frakturen. Das Krankheitsbild umfasst ein breites Spektrum von Manifestationen.
Die frühkindliche Form führt zu schwersten Schädigungen, während mildere Formen, die im Erwachsenenalter diagnostiziert werden, mit Skelettschmerzen und vereinzelten Frakturen einhergehen.
Der Glasknochenkrankheit liegt eine genetisch bedingte Schädigung des „Knocheneiweißes“ (Kollagen) zugrunde. Es werden unterschiedliche Schweregrade unterschieden. Die meisten Patient:innen erleben bereits in der Kindheit eine Vielzahl von Knochenbrüchen, sind vielfach kleinwüchsig und haben Deformitäten von langen Röhrenknochen, Brustkorb oder Schädel.
Die Glasknochenkrankheit ist eines der am schwersten verlaufenden osteologischen Krankheitsbilder. Die Betroffenen sollten daher eine Rehabilitation in spezialisierten Fachkliniken durchführen.
Eine Vorstellung beim Osteologen ist immer dann sinnvoll, wenn Knochenbrüche auftreten ohne Unfallereignis oder durch ein Trauma, das nicht adäquat ist. Beispiel: Ein Wirbelkörperbruch oder ein Schenkelhalsbruch dürfen auftreten bei einem Sturz von einer Treppe (über mehrere Meter) oder bei einem Verkehrsunfall. Wenn ein Bruch bei einem Sturz in der Ebene auftritt, besteht immer der Verdacht auf eine Fraktur bei einem inadäquaten Trauma. In einem solchen Fall muss eine umfassende Abklärung erfolgen.
Eine andere Indikation für eine Vorstellung beim Osteologen sind schwere Risikofaktoren. Beispiel: Patient:innen mit Rheumatoider Arthritis, Psoriasisarthritis, Ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew), Vaskulitis oder Sarkoidose haben ein erhöhtes Risiko, insbesondere, wenn Cortison im Einsatz ist. Bei diesen Patient:innen sollte großzügig eine Abklärung des Knochenstoffwechsels erfolgen.
Osteolog:innen werden vom Dachverband Osteologischer Gesellschafen (DVO) zertifiziert. So wird sichergestellt, dass eine Spezialisierung vorliegt. Auf der Internetseite des DVO kann man alle zertifizieren Osteolog:innen finden. Für weitergehende, hochspezialisierte Fragestellungen gibt es die osteologischen Schwerpunktzentren. Dorthin überweisen Osteolog:innen die Patient:innen mit besonders komplexen Fragestellungen. Für die Durchführung einer osteologischen Rehabilitation sollte man sich idealerweise ein solches Zentrum aussuchen.
Eine osteologische Rehabilitation wird bei systemischen Erkrankungen des Knochens (z. B. Osteoporose) durchgeführt. Da es sich um hochkomplexe Inhalte handelt, ist es sinnvoll, eine solche Rehabilitation in einer Klinik durchzuführen, die als osteologisches Schwerpunktzentren DVO zertifiziert ist. Der DVO hält eine Karte vor, auf der diese Rehakliniken gefunden werden können.
Im Folgenden wird kurz der Ablauf einer osteologischen Rehabilitation geschildert.
In den meisten Fällen sind Knochenbrüche durch ein inadäquates Trauma Ursache der Aufnahme in einer osteologischen Rehabilitationsklinik (z.B. Wirbelkörperfraktur durch Sturz in der Ebene).
Eine umfassende Diagnostik (Knochendichtemessung/DXA, aktuelle Röntgenuntersuchungen, spezialisierte Laboruntersuchungen und in Einzelfällen sogar eine Knochenbiopsie) gehören zur osteologischen Rehabilitation. Nur, wenn die Ursache geklärt ist, kann eine adäquate Therapie erfolgen.
Eine Abklärung der Muskelfunktion ist ein weiterer Bestandteil der osteologischen Rehabilitation. Das sind Messungen der Muskelkraft (Handkraftmessung, Chair Rising Test), Messungen der Ganggeschwindigkeit (Timed up and Go Test, 6-Minuten Gehtest, 400 m Gehtest) und der Feinmotorik (z. B. 20 Cents Test). Durch eine Bioimpedanzmessung kann die gesamte Muskelmasse der Körpers abgeschätzt werden. Eine Ultraschalluntersuchung der Muskulatur kann ein weiterer Bestandteil der Diagnostik sein (Ultraschalldiagnostik zur Sarkopeniediagnostik).
Eines der zentralen Ziele der osteologischen Rehabilitation ist die Verbesserung der Kraft der Bein- und Rumpfmuskulatur. Eine kräftige Muskulatur stellt einen Schutz der Knochen dar. Vor und nach der Rehabilitation werden Krafttests durchgeführt, um den Trainingserfolg zu dokumentieren.
Insbesondere bei älteren Menschen ist das Training der Kraft oft nicht einfach, weil für einen Zuwachs der Muskelkraft etwa mit 60% der Maximalkraft trainiert werden muss. In diesen Fällen ist das Training der Koordination das wichtigere Therapieprinzip.
Koordination beschreibt das Zusammenspiel von verschiedenen Muskelgruppen. Dieses Zusammenspiel der Muskeln kann gezielt trainiert werden. Insbesondere bei Patient:innen, bei denen ein Krafttraining nur unzureichend möglich ist, ist das Training der Koordination von entscheidender Bedeutung.
Nach Wirbelkörper- oder Schenkelhalsfrakturen bestehen oft lange Phasen der Immobilität. Durch Wirbelkörperfrakturen kann es zu einem Rundrücken mit konsekutiver Reduktion des Atemvolumens kommen. Ausdauertraining ist somit immer ein Element der osteologischen Rehabilitation.
In Vorträgen und praktischen Übungen (Lehrküche) werden in der osteologischen Rehabilitation die Kenntnisse zur „knochengesunden Ernährung“ erweitert. Es geht darum, die Aufnahme von Calcium und Vitamin D zu optimieren und dafür zu sensibilisieren, in welchen Nahrungsmitteln der „Calcium-Räuber“ Phosphat vorhanden ist.
In Seminaren werden Ursachen besprochen und Therapien vorgestellt. Besonders im Fokus sind die nicht-medikamentösen Maßnahmen. Dazu gehören Sport und Ernährung.
Eine Bewältigung der Krankheitsfolgen und ein stabiler Umgang damit sind ähnlich wichtig wie die objektive Verbesserung von Einschränkungen. Insbesondere ist es wichtig, den Patient:innen Hilfen zu geben, wie sie sich der Erkrankung nicht mehr ausgeliefert fühlen beziehungsweise, wie sie gegen Einschränkungen vorgehen können (Konzept der Selbstwirksamkeit). Dieses wird u.a. in psychologischen Seminaren trainiert.
Der Erhalt der Erwerbsfähigkeit ist ein zentrales Ziel der osteologischen Rehabilitation. Im Rahmen der Medizinisch-Beruflich-Orientierten-Rehabilitation (MBOR) erfolgen eine umfassende Begutachtung der Leistungsfähigkeit und ein Abgleich mit den beruflichen Anforderungen. Durch die MBOR gelingt es, viele Patient:innen im Erwerbsleben zu halten.
Eine stationäre osteologische Rehabilitation wird nur dann erfolgreich sein, wenn danach dauerhaft Anwendungen weitergeführt werden. Nachsorgeprogramme werden vermittelt. Ideal sind Selbsthilfegruppen , in denen nicht nur Training stattfindet, sondern auch Informationen und Unterstützung gegeben werden.
Alle Patient:innen mit Knochenbrüchen bei Osteoporose oder einer anderen Knochenerkrankung sollten eine spezifische osteologische Rehabilitation erhalten. Das gilt in besonderem Maße bei Wirbelkörperfrakturen oder Schenkelhalsfrakturen .
Patient:innen mit komplexen Knochenerkrankungen, wie z. B. einer Osteogenesis imperfecta (Glasknochenkrankheit), können in vielen Fällen durch regelmäßige Rehabilitationen bei der Bewältigung des Alltags unterstützt und im Erwerbsleben gehalten werden. Diese Patient:innen gehören unbedingt in ein hochspezialisiertes osteologisches Schwerpunktzentrum.
In der osteologischen Rehabilitation werden aktive und passive Anwendungen durchgeführt. Diese sind multimodal und interdisziplinär aufgebaut. Das bedeutet, dass verschiedene Berufsgruppen an einem Behandlungskonzept mitarbeiten, das durch die Vielzahl an Anwendungen wirkt.
Insbesondere bei krankheitsbedingten beruflichen Problemen wird die Medizinisch-Beruflich-Orientierte-Rehabilitation (MBOR) durchgeführt. Dabei geht es insbesondere um den Erhalt der Erwerbsfähigkeit.
Bereits während der Rehabilitation wird die Zeit nach der Reha geplant (Reha-Nachsorge ). Nur so kann sichergestellt werden, dass die erzielten Erfolge weiter aufrechterhalten werden und ggf. sogar noch verbessert werden können. Über die Rentenversicherung gibt es Nachsorgeprogramme, wie z. B. das IRENA (IRENA= Intensivierte-Reha-Nachsorge) oder das TRENA (Trainingstherapie-Reha-Nachsorge). Von Krankenkassen werden u.a. Rehasport oder Funktionstraining unterstützt. In den letzten Jahren gewinnen digitale Nachsorgeprogramme immer mehr an Bedeutung. Durch die zeitliche und örtliche Flexibilität dieser digitalen Programme ist es gelungen, deutlich mehr Patient:innen ein passendes Nachsorgeangebot zu machen.
Eine osteologische Rehabilitation ist eine spezialisierte Reha-Maßnahme für Patient:innen mit Osteoporose und anderen Knochenerkrankungen (z. B. Glasknochenkrankheit). Da die Behandlung spezifische Behandlungskonzepte voraussetzt, ist es sinnvoll, sich vor der Rehabilitation darüber zu informieren, ob die durchführende Klinik tatsächlich ein osteologisches Schwerpunktzentrum DVO ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass strukturell und personell der Komplexität der Knochenerkrankungen Rechnung getragen wird.
In der osteologischen Rehabilitation geht es insbesondere um die nicht-medikamentösen Therapien. Das beinhaltet das Training von Kraft, Koordination und Ausdauer, aber auch das Wissen um die Ernährung und das Krankheitsbild an sich. Voraussetzung für eine erfolgreiche Rehabilitation ist ein Reha-Team, in dem die verschiedenen Berufsgruppen sich mit dem Krankheitsbild gut auskennen und Risiken einschätzen können (Welche Übungen sind bei Knochenerkrankungen möglich und welche stellen eine Gefahr da). Eine spezifische Diagnostik der Knochenerkrankung ist Voraussetzung, um eine erfolgreiche Reha zu planen.
Osteologen sind Ärzt:innen, die sich auf die Behandlung von generalisierten Erkrankungen von Knochen spezialisiert haben. Es geht um das Abklären der Ursachen von Erkrankungen des Knochens und das Einleiten einer medikamentösen Therapie. Osteologen in der Rehabilitation beschäftigen sich in besonderem Maße mit nicht-medikamentösen Maßnahmen (Sport, Ernährung, Information, Entspannung, Krankheitsbewältigung, Auswirkung der Erkrankung auf Beruf und Alltag).
Osteopathie und manuelle Therapie sind therapeutische Maßnahmen, die Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen nutzen. Es werden Funktionsstörungen am Körper, insbesondere am Skelettsystem, identifiziert und durch Interventionen behandelt. Osteologie ist die Lehre von Stoffwechselerkrankungen des Knochens. Osteolog:innen sind in der Regel Internist:innen (insbesondere Rheumatolog:innen oder Endokrinolog:innen), Orthopäd:innen, Gynäkolog:innen und Geriater:innen beschäftigen sich mit der Osteologie. Die besondere Kompetenz in Bezug auf Knochenerkrankungen wird durch die Arztbezeichnung „Osteologe DVO“ dokumentiert. Osteopathie und Osteologie haben somit inhaltlich kaum Überschneidungen. Nur der Name klingt ähnlich.
Osteologische Erkrankungen sind Erkrankungen des Knochens, die häufig mit einer vermehrten Brüchigkeit einhergehen. Die häufigste Erkrankung ist die Osteoporose, der eine Vielzahl von Ursachen zugrunde liegen kann. Weitere Erkrankungen sind beispielsweise die Osteomalazie, die Hypophosphatasie und die Glasknochenkrankheit/Osteogenesis imperfecta.
Chefarzt der Abteilung für Rheumatologie und Osteologie
Fachärztin