Sarkoidose

Zuletzt aktualisiert: 05.12.2024 | Lesedauer: ca. 8 Min.

Die Sarkoidose ist eine autoimmunologische Erkrankung. Das Immunsystem greift den eigenen Körper an.  Durch die Fehlregulation des Immunsystems entstehen gutartige Knötchen im Gewebe (Granulome).  Am häufigsten sind die Lungen, die Haut, die Gelenke, Lymphknoten und die Augen betroffen. Grundsätzlich kann aber jedes Organ befallen werden.

Lesen Sie im nachfolgenden Artikel alles Wissenswerte zur akuten Sarkoidose nach sowie, wie sie in einer Reha behandelt wird. 

Was ist eine Sarkoidose?

Bei der akuten Sarkoidose (Löfgren Syndrom) kommt es zur Entzündung von Sprunggelenken, schmerzhaften Knötchen an den Unterschenkeln, vergrößerten Lymphknoten der Lunge und Fieber. 

Die akute Sarkoidose heilt in den meisten Fällen im Verlauf ab und ist abzugrenzen von der chronischen Sarkoidose. Die Ursache für das Auftreten einer Sarkoidose ist nicht geklärt. Es kommt zu einer Fehlregulation von Abwehrzellen, der T-Lymphozyten. Wieso der Körper Gewebsformationen in Form von Granulomen bildet, ist unbekannt.

Die Gewebsveränderungen können an unterschiedlichen Stellen des Körpers auftreten. Besonders häufig betroffen ist die Lunge. Von der Sarkoidose können jedoch auch viele andere Organe befallen sein: 

  • Lymphknoten
  • Herz
  • peripheres Nervensystem
  • Haut, Gelenke
  • Knochen
  • Leber
  • Milz
  • Augen

Sehr selten ist eine Beteiligung des Gehirns. Diese Manifestation wird als Neurosarkoidose bezeichnet.

Welche Symptome treten bei Sarkoidose auf?

Allgemeinsymptome: Viele Patienten mit chronischer Sarkoidose fühlen sich abgeschlagen, ständig müde (Fatigue) und wenig leistungsfähig. Eine leicht erhöhte Körpertemperatur und Gewichtsverlust können auftreten. Bei der akuten Sarkoidose kann hohes Fieber vorkommen.

Lunge: Das am häufigsten befallene Organ ist die Lunge. Das Spektrum der Manifestationen ist sehr breit. Bei Befall des Lungengewebes klagen viele Patienten über Reizhusten und Kurzatmigkeit unter Belastung. Lymphknotenvergrößerungen können sich entlang des Mediastinums (Raum zwischen der rechten und der linken Lunge) ausbilden.

Gelenke, Knochen und Muskeln: Schmerzen der Gelenke und Muskeln sind häufig. In der Regel sind keine entzündlichen Gelenkschwellungen vorhanden. Die Beweglichkeit der Gelenke ist meist nicht eingeschränkt. Die Gelenkschmerzen können jedoch teilweise sehr ausgeprägt sein. Auch die Knochen können von der Erkrankung befallen sein. Granulome finden sich insbesondere im Bereich der Wirbelsäule.

Auge: Eine Entzündung der Aderhaut (Uveitis) und der Regenbogenhaut (Iris) der Augen ist möglich. Eine Einschränkung der Sehkraft kann die Folge sein. Eine Augenbeteiligung erfordert eine sofortige Therapie, um Spätschäden zu vermeiden.

Haut: Knotige bräunliche Hautveränderungen können im Bereich der gesamten Haut auftreten. Einige Formen können schmerzhaft sein und sind häufig an den Unterschenkeln vorhanden (Erythema nodosum). Andere sind nicht schmerzhaft und können sich in Form von großen oder kleinen bräunlichen Knoten manifestieren. Besonders häufig sind Narben betroffen.

Peripheres Nervensystem: Bei wenigen Patienten entstehen entzündliche Veränderungen an den Nervenscheiden. Es kommt zu Nervenschmerzen, selten auch zu Lähmungen.

Gehirn: Selten, aber gravierend, ist eine Beteiligung des Gehirns im Sinne einer Neurosarkoidose. Es entstehen Granulome im Gehirn, die zu vielfältigen Symptomen führen können. Diese Beteiligung wird als Neurosarkoidose bezeichnet.

Herz: Eine Herzbeteiligung ist sehr selten. Es entstehen Granulome im Herzmuskel. Herzrhythmusstörungen und eine Herzschwäche können die Folge sein. Im Herzultraschall (Echokardiographie) sind Veränderungen häufig nicht sicher zu sehen. Für die Diagnosestellung wird eine Herzmuskelbiopsie über einen Herzkatheter durchgeführt.

Andere Organe: Im Rahmen der Sarkoidose können praktisch alle Organsysteme durch granulomatöse Entzündungen betroffen sein. Durch eine systematische Abklärung der Organsysteme muss beurteilt werden, an welchen Stellen die Sarkoidose sitzt und wie hoch der Aktivitätsgrad der Erkrankung ist. Erfreulicherweise verläuft die Erkrankung bei der Mehrzahl der betroffenen Patienten gutartig.

Schematische Darstellung eines Menschen mit einer farblich hervorgehobenen Lunge.
Das am häufigsten befallene Organ ist die Lunge.

Wie wird das akute Löfgren Syndrom behandelt?

Das Löfgren Syndrom ist die typische Verlaufsform der akuten Sarkoidose. Es bestehen häufig ein starkes Krankheitsgefühl, Fieber, Schwellungen der Sprunggelenke und schmerzhafte Knötchen an den Unterschenkeln (Erytema nodosum). Im Röntgenbild der Lunge (Röntgen Thorax) sind die Lymphknoten deutlich vergrößert.

Auch wenn sich Patient:innen mit Löfgren Syndrom oft sehr krank fühlen, ist die Langzeitprognose meistens sehr gut. In der überwiegenden Zahl der Fälle heilt die Erkrankung folgenlos ab. Insbesondere wenn starke Beschwerden bestehen, wird Cortison gegeben. In höheren Dosen führt das meistens schnell zu einer deutlichen Besserung. Probleme treten bisweilen auf bei der Reduktion der Dosis.

Wie hängen Sarkoidose und Ernährung zusammen?

Ein direkter Zusammenhang zwischen der Manifestation einer Sarkoidose und der Ernährung ist nicht bekannt. Alkohol kann dann ein Problem sein, wenn Rheuma-Basismedikamente (z.B. MTX) eingenommen werden müssen.

Sinnvoll ist wie bei allen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eine antientzündliche Ernährung. Dieses wird im Rahmen der Rehabilitation besprochen und das Wissen wird durch praktische Übungen in der Lehrküche verfestigt.
 

Welche Therapien werden bei Sarkoidose in der Rehabilitation durchgeführt?

Durch die multimodalen Therapien der Rehabilitation werden körperliche Einschränkungen positiv beeinflusst.

Bewegungstherapie: Bei allen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden Bewegungs- und Sporttherapien eingesetzt, um die Entzündungslast und Fehlregulation des Immunsystems günstig zu beeinflussen. Muskel- und Gelenkschmerzen sollen durch Anwendungen wie Nordic Walking, Wassergymnastik oder Medizinische Trainingstherapie verbessert werden.

Atemtherapie: Bei einer Beteiligung der Lunge sind Atemtherapie und Physiotherapie wichtige Therapieelemente zur Verbesserung der Atemmechanik und Atemhilfsmuskulatur.

Ernährung: Im Rahmen einer rheumatologischen Rehabilitation erhalten die Patienten Vorträge zur Ernährung und kochen gemeinsam in der Lehrküche. Durch eine gezielte Ernährung können rheumatische Entzündungen positiv beeinflusst werden.

Handtherapie: Durch Ergotherapeuten werden eine gezielte Handtherapie und gelenkschonende Mobilisationen durgeführt. Dadurch können Gelenk- und Muskelbeschwerden der Hände gebessert werden.

Krankheitsbewältigung und Schulung: Bei einigen Patienten entsteht eine ausgeprägte Müdigkeitssymptomatik, die als Fatigue-Syndrom bezeichnet wird. Durch eine multiprofessionelle Rehabilitation gelingt es in vielen Fällen, diese Fatigue-Symptomatik, die für den Patienten sehr belastend ist, zu verbessern. Eine Schulung zum Krankheitsbild ist für viele Betroffene wichtig. Das Krankheitsbild der Sarkoidose ist für den Laien zunächst nicht einfach zu verstehen. Ein Schulungsprogramm hilft, das Krankheitsverständnis zu verbessern, eine Prognoseeinschätzung zu erhalten und ein mittel- und langfristiges Therapiekonzept festzulegen. Der Austausch der Patienten untereinander ist ein wichtiger Effekt der Schulungen.

Medikamentöse Therapie: Die genannten Rehabilitationsmaßnahmen sind immer eingebettet in eine medikamentöse Therapie, die die fehlerhafte Immunreaktion in die richtige Richtung lenken soll.

Beruf: Die Einschätzung der beruflichen Situation ist für die Krankheitsbewältigung wichtig. Wenn die Ausübung eines Berufes krankheitsbedingt nicht mehr möglich ist, so können Um- oder Weiterqualifizierungsmaßnahmen eingeleitet werden, um die berufliche Reintegration zu ermöglichen.

Nachsorge/Selbsthilfe: Um den Erfolg der Rehabilitation langfristig zu erhalten, sollten die Inhalte der Rehabilitation langfristig weitergeführt werden. Die Patienten werden zu sportlicher Aktivität ermuntert. Hierbei können strukturierte Programme wie z.B. das IRENA-Programm (IRENA= Intensivierte Rehabilitationsnachsorge), Funktionstraining oder Rehasport helfen. Selbsthilfegruppen sind ein Zusammenschluss von Betroffenen. Durch die Selbsthilfe wird die Krankheitsbewältigung unterstützt.

Für welche Patienten kommt bei Sarkoidose eine Reha in Betracht?

Alle Patient:innen mit einer chronischen Sarkoidose und Patient:innen mit einem schweren Verlauf einer akuten Sarkoidose sollten eine Rehabilitation erhalten. Ziel ist es, so die Erkrankung nachhaltig positiv zu beeinflussen.

Fazit

Die Sarkoidose ist ein gar nicht so seltenes Krankheitsbild. Die Prognose ist bei der Mehrzahl der Patient:innen gut. Allerdings können zum Teil stärkere Beschwerden über Jahre vorhanden sein. Daher ist neben einer medikamentösen Therapie die Erarbeitung eines multiprofessionellen Konzeptes entscheidend, in das die Patient:innen aktiv mit eingebunden werden sollte.

Häufige Fragen zu Sarkoidose

Wie macht sich eine Sarkoidose bemerkbar?

Die Sarkoidose kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Die Diagnose ist oft nicht leicht zu stellen. Die häufigsten Gründe sind eine massive Erschöpfung (Fatique), Kurzatmigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei der akuten Sarkoidose kann Fieber das Leitsymptom sein.

Wie gefährlich ist eine Sarkoidose?

In den meisten Fällen ist die Prognose relativ gut. Entscheidend ist die Funktion der befallenen Organe (Lunge, Herz, Niere, Leber, Milz, Gehirn, Augen). Aus diesem Grund wird regelmäßig eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt, um Vernarbungen der Lunge (Lungenfibrose) auszuschließen. Je nach Organbefall werden auch Ultraschalluntersuchungen des Herzens und der Bauchorgane veranlasst. Als Grundregel gilt: Je weniger innere Organe betroffen sind, um so besser die Prognose. Je mehr und je stärker die inneren Organe befallen sind, um so stärker muss die medikamentöse Therapie dosiert werden.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Sarkoidose?

In den meisten Fällen ist die Lebenserwartung bei Sarkoidose normal. Das gilt insbesondere für Patient:innen, bei denen die Lungenfunktion weitestgehend normal ist. Auch die Ausprägung des Befalls anderer innerer Organe (Herz, Niere, Leber, Milz, Gehirn) ist für die Prognose und die Lebenserwartung ein wichtiges Kriterium.

Kann man Sarkoidose heilen?

Eine Sarkoidose ist eine Autoimmunerkrankung. Das eigene Immunsystem greift den Körper an. Anders als bei den meisten anderen rheumatologischen Erkrankungen kommt es aber in vielen Fällen vor, dass das Immunsystem im Verlauf erkennt, dass es einen Fehler gemacht hat. Die Erkrankung „brennt in solchen Fällen aus“. Die antientzündlichen Medikamente sollen das autoaggressive Immunsystem bremsen.

Was verschlimmert Sarkoidose?

Infektionen können eine Sarkoidose verschlechtern. Insbesondere wenn die Lunge befallen ist, sollte Nikotin gemieden werden.

Warum bekommt man eine Sarkoidose?

Die Ursache einer Sarkoidose ist nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich ist die Kombination aus einer genetischen Veranlagung, Infektionen und Umweltreizen dafür verantwortlich, dass das Immunsystem den eigenen Körper angreift.

Quellen

Bergner R, Korsten P. Die Sarkoidose als Systemerkrankung. Zeitschrift für Rheumatologie | Ausgabe 5/2017

Bergner, R. Sarkoidose. ZRheumatol2023·82:389–403

Kreuter M, Behr J, Bonella F et al. S1 Leitlinie Interdisziplinäre Diagnostik interstitieller Lungenerkrankungen im Erwachsenenalter. AWMF Register Nr. 020 - 028

Portrait von Dr. Martin Gehlen
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie, allgemeine Innere Medizin

Chefarzt der Abteilung für Rheumatologie und Osteologie 

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