Wer unter Asthma bronchiale leidet, ist in seinem Alltag meist stark eingeschränkt: Die ständige Gefahr eines Asthmaanfalls stellt für die Betroffenen eine immense Belastung dar. Eine Rehabilitation kann dazu beitragen, den Patienten und Patientinnen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern und die Lebensqualität somit nachhaltig zu verbessern.
Asthma ist eine chronische Atemwegserkrankung, die sich durch anfallsartige Verengungen der Atemwege, die auch als Asthmaanfall bekannt sind, im Wechsel mit zum Teil komplett symptomfreien Intervallen darstellt. Bei Asthma bronchiale sind die Atemwege entzündet und zudem überempfindlich auf Reize wodurch die Symptome ausgelöst werden. Aus diesem Grund müssen Asthmatiker:innen immer ein Notfallspray bei sich haben. Dieses enthält Wirkstoffe, die die Atemwege im Akutfall weiten können.
Sonderformen des Asthmas sind zum Beispiel.: mit Infekten in Verbindung stehendes Asthma, Hustenasthma, Anstrengungsasthma, berufs- und stressbedingtes Asthma und medikamentös bedingtes Asthma.
Typische Symptome von Asthma bronchiale sind:
Asthma kann zusammen mit Allergien aber auch ohne vorliegen. Die Beschwerden durch Allergien sind dabei vielfältig und können neben der Lunge auch andere Organsysteme betreffen, wie zum Beispiel die Haut, Nase und Augen sowie den Magen-Darm-Trakt.
Asthma Bronchiale lässt sich in vier verschiedene Krankheitsstufen einteilen, die sich je nach Schwere und Lungenfunktion unterscheiden. Es gibt neben den Einstufungen für Erwachsene weitere für Kinder und Jugendliche, die demnach angepasste Werte haben.
Schweregrad (Erwachsene) | Krankheitsbild | Lungenfunktion |
---|---|---|
Leichtes, gelegentlich auftretendes (intermittierendes) Asthma |
Beschwerden: kurzdauernd, maximal 1x pro Woche. Nächtliche Beschwerden: weniger als 2x im Monat |
Peak-Flow (PEF oder FEV1): über 80 % vom Sollwert. PEF-Werte schwanken um weniger als 20 % vom Sollwert. Im Intervall: beschwerdefrei mit normaler Lungenfunktion, keine Atmungsbehinderung |
Leichtes, anhaltendes (geringgradig persistierendes) Asthma |
Beschwerden: öfter als 1x pro Woche, aber nicht täglich. Nächtliche Beschwerden: öfter als 2x pro Monat. Die Beschwerden beeinträchtigen den Schlaf und schränken die Leistung ein. |
Peak-Flow (PEF oder FEV1): bis 80 % vom Sollwert PEF-Werte schwanken um weniger als 20-30 % vom Sollwert Im Intervall: keine Atmungsbehinderung |
Mittelschweres, anhaltendes (mittelgradig persistierendes) Asthma |
Beschwerden: täglich. Nächtliche Beschwerden: öfter als 1x pro Woche. Die Beschwerden beeinträchtigen die körperliche Aktivität und den Schlaf. |
Peak-Flow (PEF oder FEV1): auf 60-80 % vom Sollwert erniedrigt PEF-Werte schwanken um weniger als 20-30 % vom Sollwert |
Schweres, anhaltendes (schwergradig persistierendes Asthma) |
Beschwerden: bestehen ständig. Nächtliche Beschwerden: fast täglich. Die Beschwerden beeinträchtigen deutlich die körperliche Aktivität und den Schlaf. |
Peak-Flow (PEF oder FEV1): morgens unter 60 % vom Sollwert. Deutliche tageszeitliche Schwankungen: PEF-Werte schwanken um mehr als 30 %. |
PEF-Wert (Peak Expiratory Flow): Messung der Geschwindigkeit, mit der Patient:innen ausatmen. FEV1 (Forced Expiratory Pressure in 1 Second): Messung der Menge an Luft, die Patient:innen innerhalb von 1 Sekunde ausatmen können.
Asthma Bronchiale lässt sich gemäß GINA in fünf verschiedene Krankheitsstufen einteilen, die sich je nach Schwere und Lungenfunktion unterscheiden. Es gibt neben den Einstufungen für Erwachsene weitere für Kinder und Jugendliche, die demnach angepasste Werte haben.
Außerdem lässt sich die Krankheit in ein „früh eintretendes“ und „spät eintretendes“ Asthma einteilen, je nachdem, ob die Diagnose bereits in der Kindheit/Jugend auftritt oder erst im Erwachsenenalter.
Bei der Entstehung von Asthma bronchiale wirken mehrere Faktoren zusammen. Zunächst besteht eine genetische Veranlagung, die dazu führt, dass die Lunge und insbesondere die Bronchien besonders empfindlich sind.
Darüber hinaus gibt es verschiedene physische oder mentale Auslöser, die einen Asthmaanfall hervorrufen können. Je nach Art der Auslöser unterscheidet man zwischen allergischem und nicht-allergischem Asthma. Allergisches Asthma tritt vor allem dann auf, wenn die Patient:innen bestimmten Allergenen wie beispielsweise Pollen, Staub, Tierhaaren oder bestimmten Nahrungsmitteln ausgesetzt sind. Bei nicht-allergischem Asthma hingegen sind unspezifische Reize wie körperliche Anstrengung, kalte Luft, Tabakrauch, Stress oder Metalldämpfe Auslöser für den Asthmaanfall.
Insgesamt sind etwa sechs Prozent der Erwachsenen über 18 Jahren von der Erkrankung der Lunge betroffen. Frauen erkranken etwas häufiger als Männer. Bei Kindern ist die Zahl etwas höher, etwa zehn Prozent von ihnen leiden unter Asthma bronchiale, Jungen häufiger als Mädchen. Die Zahl der erwachsenen Asthmatiker:innen in Deutschland hat in den letzten 10 Jahren stetig zugenommen. Bei Erwachsenen sind die Zahlen der Neuerkrankungen seit 2010 um rund 35 Prozent gestiegen. Es lassen sich außerdem deutliche regionale Unterschiede in Bezug auf die Häufigkeit feststellen. In Städten erkranken rund 25 Prozent mehr Menschen an Asthma als auf dem Land.
Um herauszufinden, ob die Diagnose Asthma vorliegt, führt der Arzt oder die Ärztin zuerst eine Anamnese durch. In diesem Gespräch werden alle wichtigen Informationen zu Beschwerden, zur Krankheits- und Lebensgeschichte sowie zum Auftreten von Krankheiten in der Familie erfragt.
Zur Sicherung der Diagnose existieren mehrere Möglichkeiten. So führt das Behandlungsteam eine Lungenfunktionsprüfung durch. Ein häufig genutztes Mittel zur Prüfung des Atemvolumens und somit der Lunge ist die Spirometrie, bei der der Patient oder die Patientin über ein Mundstück in ein Gerät atmet und so die Menge der ausgeatmeten Luft bestimmt werden kann. Bei der sogenannten Peak-Flow-Messung, misst ein Gerät die maximale Strömungsgeschwindigkeit der ausgeatmeten Luft. Die jeweils erreichten Werte geben den Ärzt:innen Aufschluss darüber, ob die Lungenfunktion eingeschränkt ist. Durch eine zusätzliche Röntgenuntersuchung können andere Krankheiten wie eine Lungenentzündung, Tuberkulose oder eine COPD ausgeschlossen werden.
Besteht der Verdacht auf ein allergisches Asthma, ist es wichtig, den genauen Auslöser herauszufinden, um eine spezifische Therapie einleiten zu können. Zur Diagnose von Allergien führt der Arzt oder die Ärztin häufig den Prick-Test durch. Dabei wird die oberste Hautschicht leicht aufgeritzt und die allergieverdächtigen Substanzen aufgetragen. Eine Allergie liegt vor, wenn die Haut nach bis zu 60 Minuten reagiert und sich rötet oder Quaddeln bildet.
Das medizinische Personal berücksichtigt bei der Diagnose und Therapie den gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand, z. B. aus der Nationale Versorgungs Leitlinie Asthma.
Man unterscheidet die nicht-medikamentösen von den medikamentösen Behandlungen.
Nicht-medikamentöse Behandlung (Vermeidung von Asthma-Auslösern)
Liegt zum Beispiel eine Allergie vor, dann sollten die auslösenden Allergene gemieden werden (z. B. Pollen, Hausstaub). Wenn keine Allergie vorliegt, dann sollte der Kontakt mit anderen bekannten Auslösern, die zu einem Asthmaanfall führen können (z. B. Stress, Rauch, Nebel, Abgase, Dämpfe, Gerüche, Kälte) vermieden werden. Infekte der Atemwege können ebenfalls eine bronchiale Überempfindlichkeit und ein Asthma auslösen.
Medikamentöse Behandlung
In der Regel kommen inhalative Medikamente zum Einsatz, da diese gezielt am Ort der Entzündung wirken können - Ärzte und Ärztinnen befolgen bei der medikamentösen Behandlung von Asthma zwei Strategien:
Die Therapieintensität richtet sich nach der Schwere der Asthmaerkrankung. Bei schweren Asthmaformen gibt es neuartige, sehr vielversprechende Antikörpertherapien, die gezielt die Botenstoffe, die die asthmatische Entzündung verursachen, beeinflussen können. In Einzelfällen sind auch interventionelle Methoden möglich (Thermoplastie, Denervierungen). Diese Methoden sind speziellen Zentren in Deutschland vorbehalten.
Wie ist der Ablauf einer Rehabilitationsmaßnahme bei Asthma?
Der Begriff Rehabilitation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Wiederherstellung“ oder „Wiederbefähigung“. Die Reha umfasst also Maßnahmen, die Asthmatiker dazu befähigen sollen, wieder ein möglichst normales Leben zu führen und die Symptome lindern. Eine Rehabilitation, bei der sämtliche Therapien auf die Atemwege fokussiert sind, wird auch als pneumologische Reha bezeichnet.
Zu Beginn der Reha steht eine gründliche ärztliche Anamnese und Untersuchung. Mithilfe der Ergebnisse erstellen die Therapeuten einen individuellen Reha-Therapieplan. Darüber hinaus findet eine fachärztliche Überprüfung und gegebenenfalls eine Optimierung des Medikamentenplans statt. Außerdem können die Patient:innen psychologische Hilfen in Anspruch nehmen.
Oft ist die Diagnose „Asthma“ unklar und muss in der Rehabilitation noch bestätigt oder gestellt werden. Insbesondere bei Patienten und Patientinnen, die noch rauchen oder einmal geraucht haben, ist die Unterscheidung eines Asthmas zur COPD nicht immer leicht aber wichtig, da die Therapie der COPD eine andere ist.
Die Dauer einer Reha bei Asthma variiert stark – in der Regel nimmt sie jedoch etwa drei bis vier Wochen in Anspruch. Darüber hinaus ist zwischen ambulanter und stationärer Reha zu unterscheiden. Bei einer stationären Reha hält sich der Patient oder die Patientin über den gesamten Zeitraum der Maßnahme in einer Rehaklinik auf. In vielen Fällen kommt aber auch eine ambulante Rehabilitation infrage: Der Patient oder die Patientin wird – falls erforderlich – morgens von einem Fahrdienst abgeholt und zur Rehaklinik gefahren. Nach Ende der Therapiemaßnahmen kann er oder sie den Abend und die Nacht zu Hause verbringen.
Die Rehabilitation bei Asthma bronchiale umfasst eine Vielzahl an Maßnahmen, die alle das gleiche Ziel verfolgen: Die Symptome des Asthmas sollen auf ein Minimum beschränkt werden. Außerdem sollen die Patient:innen einen besseren Umgang mit der Erkrankung erlernen und so die Lebensqualität erhöhen.
1. Lungensport
Ein wichtiger Aspekt in jeder Asthma-Reha und Therapie ist der Lungensport. Die Patienten und Patientinnen treiben hier unter professioneller Anleitung Sport, der genau dosiert und an den individuellen Zustand des Betroffenen angepasst wird. Denn: Viele Asthmatiker:innen befinden sich in einem Teufelskreis aus Atemnot, körperlicher Schonung und Trainingsmangel, der die Atemnot zusätzlich verstärkt. Sport bei Asthma kann diesen Teufelskreis durchbrechen, die Belastbarkeit des oder der Einzelnen verbessern und so das Risiko für Atemnot und Asthmaanfälle verringern. Dass Lungensport wirksam ist, ist wissenschaftlich erwiesen. Viele Ärzte und Ärztinnen erachten diese Therapiemaßnahme sogar als genauso wichtig wie die Einnahme von Medikamenten.
2. Asthmaschulung
Was für den Lungensport gilt, gilt auch für die Asthmaschulung. Die Patienten und Patientinnen werden mit Techniken und Selbsthilfemaßnahmen vertraut gemacht, die das Atmen erleichtern. Auch gezieltes Treppensteigen und Gehen, um die Techniken einzuüben, ist ein wichtiger Aspekt der Asthmaschulung. Selbst schwerkranke Asthmatiker:innen können so wieder mobilisiert werden. Eine regelmäßige Asthmaschulung ist zudem ein unverzichtbarer Teil des Nachsorgekonzepts nach der Reha.
3. Tabakentwöhnung
Wer unter Asthma leidet, sollte schnellstmöglich mit dem Rauchen aufhören. Der Nikotinentzug fällt den meisten Betroffenen jedoch ausgesprochen schwer. In der Reha werden daher verhaltenstherapeutische Maßnahmen sowie medikamentöse Entwöhnungshilfen angeboten, um den Patient:innen den Schritt in ein rauchfreies Leben zu erleichtern.
Weitere mögliche Bausteine des Therapieplans
Abhängig von der jeweiligen Rehaklinik und dem Gesundheitszustand der Patient:innen werden auch oft angeboten:
Eine pneumologische Rehabilitationsmaßnahme ist dann ratsam, wenn trotz ambulanter Therapie beeinträchtigende körperliche, soziale oder psychische Krankheitsfolgen bestehen. Die Möglichkeit von normalen Aktivitäten bzw. die Teilhabe am normalen beruflichen und privaten Leben ist eingeschränkt. Hierzu zählen beispielsweise:
Auch nach einer Behandlung der Atemwege im Krankenhaus, bei einer Bedrohung der Erwerbsfähigkeit, bei krankheitsbedingten Problemen in der Schule, im Studium oder in der Ausbildung sollten Patient:innen Ihren Arzt oder Ihre Ärztin auf das Thema Reha ansprechen. Gleiches gilt, wenn Asthma seelische Folgen hat und zu Ängsten, sozialem Rückzug oder Depressionen geführt hat.
Nach der Reha kann in der Regel nach vier Jahren erneut eine Rehabilitation beantragt werden. Ist eine weitere Maßnahme medizinisch dringlich erforderlich, kann der Zeitraum kürzer ausfallen.
Für die Reha von Kindern und Jugendlichen stehen in Deutschland auf Asthma spezialisierte Rehakliniken bereit. Meist kann bei kleineren Kindern ein Elternteil das Kind in die Reha begleiten.
Auch gibt es bei einigen Mutter/Vater-Kind-Kuren spezielle Therapieangebote für an Asthma erkrankte Kinder.
Wer die Kosten einer Reha bei der Diagnose Asthma übernimmt, hängt in erster Linie davon ab, ob die Patient:innen berufstätig sind oder nicht. Bei Arbeitnehmern, Arbeitslosen und Erwerbsgeminderten ist die Deutsche Rentenversicherung der Kostenträger. Bei Rentnern und Familienversicherten ist meist die Krankenkasse zuständig.
Zusätzlich sind in vielen Einrichtungen auch Aufenthalte für Selbstzahler möglich.
Eine Rehabilitationsmaßnahme kann Patient:innen mit der Diagnose Asthma bronchiale den Umgang mit ihrer Erkrankung deutlich erleichtern. Patient:innen erhalten Informationen zur Behandlung und viele wertvolle Tipps, mit deren Hilfe sie auch in Notsituationen die Ruhe bewahren. Außerdem wird die körperliche Belastbarkeit mithilfe von Training und Atemtherapie verbessert, sodass Betroffene nach der Reha wieder ein aktiveres, selbstbestimmtes Leben führen können. Patient:innen lernen, eigenverantwortlich mit der Erkrankung umzugehen und wie sie durch ihr Handeln und ihren Lebensstil die Erkrankung positiv beeinflussen können.
Chefarzt Innere Medizin