Adipositas

Zuletzt aktualisiert: 05.12.2024 | Lesedauer: ca. 28 Min.

Adipositas ist eine chronische Erkrankung, an der etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland leidet. Viele Betroffene leben in einem Teufelskreis aus Diät, Bewegungsmangel und erneuter Gewichtszunahme. Mit professioneller Hilfe können die Betroffenen diesen Teufelskreis durchbrechen und nachhaltig gesünder leben.

Bei Adipositas, umgangssprachlich auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt, handelt es sich um starkes Übergewicht. Die Adipositas ist von der WHO als eine chronische Krankheit anerkannt, die nicht nur das Wohlbefinden, die Beweglichkeit und die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen, wie z. B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislaufkrankheiten, Schlafapnoe oder Gelenkkrankheiten massiv erhöht.

Die Zahl der Patient:innen mit Adipositas wächst in Deutschland stetig an. Über 60% der Menschen sind übergewichtig, 24% gelten als adipös. Die Zahlen sind jedoch veraltet oder stammen aus Telefoninterviews. Die Häufigkeit in den höheren Altersgruppen der 50-59jährigen liegt bei knapp 40%, bei den 60-69jährigen bei ca. 46%. Neuere Erhebungen der Krankenkassen zeigen aber auch den starken Zuwachs bei jüngeren Männern zwischen 25- und 29 Jahren um 69% in den letzten 10 Jahren. Dies ist von Bedeutung, da starkes Übergewicht oder Adipositas gerade bei lang bestehendem Übergewicht zu den obengenannten Folgeerkrankungen führen kann. Die Verhinderung der Adipositas oder die Gewichtsreduktion sind daher entscheidend, um Folgeerkrankungen zu vermeiden, dies kann auch in darauf spezialisierten Rehabilitationskliniken erfolgreich umgesetzt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt Adipositas in verschiedene Schweregrade, die sich am Body-Mass-Index (BMI) orientieren, siehe https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/definition-von-adipositas/.

Lesen Sie im folgenden Artikel alle wichtigen Informationen zur Krankheit Adipositas sowie wie sie in einer Rehabilitation therapiert wird.

Ursachen von Adipositas

In industrialisierten Ländern sind ein erhöhtes Gewicht und Adipositas im Wesentlichen die Folge des Lebensstils. Denn die Menschen leisten einerseits körperliche Arbeit nur in einem geringen Ausmaß und leiden an Bewegungsmangel, andererseits stehen energiereiche, billige Lebensmittel im Überfluss zur Verfügung.

Wer zu viel isst, sich dabei womöglich auch noch falsch ernährt und zudem einen Mangel an Bewegung hat, hat zwangsläufig eine positive Energiebilanz mit Kalorienüberschuss, die sich in Form von Fettdepots äußert. Zusätzlich zur Nahrungsmenge spielen weitere Faktoren eine Rolle, die zur Ausbildung von Fettdepots führen.

Die Entwicklung von Adipositas ist sehr komplex, kann verschiedene Ursachen haben und wird durch vielfältige Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen:

  • falsche, übermäßige Ernährung (kalorienreiche Nahrung oder Getränke, ständiges Snacken)
  • Mangel an Bewegung (sitzende Berufstätigkeit, kaum Bewegung in der Freizeit)
  • verlockende Nahrungsmittel sind stets in Reichweite
  • erlernen ungesunder Essgewohnheiten in der Kindheit, dadurch werden das Hunger- und Sättigungsgefühl gestört
  • Essen großer Portionen
  • Geschmacksprägung auf hochkalorische Nahrungsmittel in der Kindheit
  • emotionales Essen (z. B. Essen zum Trost, Essen aus Frustration, Essen in Stresssituationen)
  • erbliche Veranlagung
  • körperliche Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus)
  • psychische Krankheiten (z. B. Binge-Eating-Störung/Esssucht, Depression)
  • hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Wechseljahre, Schilddrüsen-Unterfunktion)
  • Einnahme bestimmter Medikamente

Zu wichtigen Einflussfaktoren bei Adipositas zählen:

  • Psychische Faktoren: Diese spielen beim Essen eine große Rolle. Essen kann auch als Trost, zur Nervenberuhigung, Stressbewältigung, zur Beschäftigung bei Langeweile und Einsamkeit oder anderen psychischen Belastungen dienen. Dies führt längerfristig ebenfalls zu Übergewicht. Daher spielt auch die Verhaltenstherapie eine Rolle bei der Gewichtsreduktion.
  • Mangelnde Kenntnisse über den Energiegehalt der Nahrung und des eigenen Kalorienbedarfs. Häufig werden der Kaloriengehalt oder die Größe der Portionen unterschätzt und der Energieverbrauch bei Bewegung oder körperlicher Arbeit überschätzt.
  • Sozio-kulturelle Faktoren: Feststellen lässt sich, dass oft Menschen mit einem geringen sozialen Status unter Adipositas leiden. In Deutschland sind Arbeitslose sowie Menschen mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze häufiger adipös als Personen mit einem hohen sozioökonomischen Status. Für Männer ist das Risiko, an Adipositas zu erkranken durch einen geringen sozioökonomischen Status doppelt so hoch und für Frauen sogar 4-mal so hoch wie bei einer Vergleichsgruppe.
  • Genetische Faktoren: Genetische Erkrankungen, die zu Adipositas führen gibt es, aber sie sind extrem selten. Die genetische Verlangung kann beeinflussen, ob man tendenziell eher zunimmt oder nicht, kann aber nicht als alleinige Ursache der Adipositas angesehen werden.
  • Als Folge anderer Krankheiten: Eine Adipositas kann selten allerdings auch die Folge einer anderen Krankheit sein. Dazu gehören neben Suchtverhalten auch Stoffwechselkrankheiten, die sich bei allerdings weniger als zwei Prozent der Bevölkerung beobachten lassen. Hierzu zählen neben einer Unterfunktion der Schilddrüse auch eine Störung des Kortisolhaushaltes. Dies kann der Arzt gut diagnostizieren und behandeln.
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Weitere Faktoren, die zu einer Adipositas führen können

Verschiedene Medikamente wie Antidepressiva, Insulin, Betablocker oder Neuroleptika können das Risiko für Übergewicht erhöhen. Andere Medikamente können dagegen das Gewicht reduzieren (Bupropion, Dapagliflozin, Metformin u.a.). Manche Medikamente begünstigen eine Gewichtszunahme, wenn sie abgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Sympathomimetika.

Auch während der Schwangerschaft können Faktoren auftreten, die im späteren Leben zu einer Adipositas führen. Beispielsweise, wenn Frauen an Schwangerschaftsdiabetes leiden und im Lebensverlauf an Diabetes mellitus Typ2 erkranken. Hier bestehen jedoch zumeist bereits Übergewicht oder eine Adipositas während der Schwangerschaft.

Eine geringere Qualität der Ernährung mit vielen „schlechten“ Kohlenhydraten aus Weißmehl und Zucker erfordert für die Verwertung des Essens vom Körper kaum Arbeit und kann mit wenig Energieeinsatz des Körpers verdaut und als Fett gespeichert werden. Hierdurch wird der Insulinspiegel dauerhaft erhöht, der im Verlauf den Stoffwechsel hin zu einem höheren Fettaufbau beeinflusst. Proteinhaltige und ballaststoffreiche Nahrung in den richtigen Mengen sorgt bei der Verdauung bereits für einen höheren Energieeinsatz und trägt zudem zu einem ausgeglicheneren Blutzuckerspiegel und längerer Sättigung bei.

Studien belegen auch, dass die Menge und Qualität des Schlafs das Gewicht beeinflussen. Das bedeutet: Wer wenig und schlecht schläft, isst automatisch mehr und nimmt in der Folge häufig zu. Bei bereits bestehendem Übergewicht muss man auch an die häufige Schlafapnoe denken, die hier oft eine Rolle spielt.

Folgen von Übergewicht

Übergewicht und Adipositas sind das "Tor“ für die spätere Entwicklung von Folgeerkrankungen. Einen Risikofaktor stellt Adipositas insbesondere für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus dar. Bereits während der Adipositas ist der Insulinspiegel erhöht, begünstigt die Fettleber über viele Jahre. Der Diabetes mellitus tritt dann auf, wenn der Körper nicht mehr gegenregulieren kann. Diabetes ist also nicht der Anfang, sondern der Endzustand einer Erkrankung. Auch das Krebsrisiko für häufige Krebserkrankungen, z. B. Dickdarmkrebs, Brustkrebs etc. ist bei Menschen, die starkes Übergewicht haben, deutlich erhöht.

Des Weiteren erhöhen Adipositas und Diabetes das Risiko für Demenzerkrankungen, z. B. die Alzheimer-Erkrankung bzw. können diese verschlimmern.

Nicht minder gravierend sind die psychischen Folgen einer Adipositas: Betroffene fühlen sich häufig minderwertig, haben ein geringes Selbstvertrauen und fühlen sich als Außenseiter. Dies wird besonders durch die gesellschaftliche Stigmatisierung begünstigt. Trotz ihrer Häufigkeit wird Fettleibigkeit in der westlichen Gesellschaft nicht toleriert.

Wenn jemand aufgrund des Aussehens abgewertet wird, bezeichnet man dies heutzutage häufig als „Body Shaming“. Übergewicht und Adipositas sind der häufigste Grund, warum Menschen Body Shaming erfahren. Die Betroffenen werden oft beruflich und sozial ausgegrenzt, was wirtschaftlich nachteilige Folgen haben kann und erleben gehäuft Mobbing. Beispielsweise kann Adipositas ein Grund dafür sein, wenn Betroffene nicht im öffentlichen Dienst eingestellt oder verbeamtet werden. Studien haben auch gezeigt, dass Personalentscheider übergewichtigen Personen seltener eine Stelle mit Leitungsfunktion zutrauen. Die heutige Haltung der „Body Neutrality oder Body Positivity“ wird zwar propagiert, jedoch nicht gelebt und ist aus medizinischer Sicht aufgrund der krankmachenden Effekte der Adipositas keine Lösung.

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Gerade, wenn Kinder unter Adipositas leiden, ist dies mit großen Risiken für die Gesundheit verbunden, was sowohl für körperliche als auch für psychische Erkrankungen gilt. Dies bedingt zum einen die lange Dauer des Übergewichts, die das frühe Auftreten von Folgeerkrankungen im Leben bedingt. Ebenso belastende Folgen bei Kindern können beispielsweise Verhaltens- und Lernstörungen, Depressionen , aber auch Entwicklungsstörungen sein. Häufige Mobbingerfahrungen verhindern die Ausbildung eines gesunden Selbstwertgefühls und können lebenslang wirken. 

Folgeerscheinung können entweder bereits im Kinder- und Jugendalter auftreten oder sich erst viele Jahre später bemerkbar machen. Bei jedem Kind mit Verdacht auf Übergewicht sollte ein Arzt oder eine Ärztin zurate gezogen werden, um Folgeerkrankungen zu vermeiden oder zu behandeln.

Wie auch bei Erwachsenen nimmt die Zahl der übergewichtigen Kinder zu. Gründe dafür sind ein großes Lebensmittelangebot, intensive Werbung, weniger Bewegungsmöglichkeiten für Kinder sowie ein größeres Fernseh- und Computerangebot.

Eltern sollten darauf achten, Vorbilder für ihre Kinder zu sein, sich regelmäßig gemeinsam mit dem Kind bewegen und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Es kann außerdem helfen, die Zeit, die ein Kind am Computer, Handy oder Tablet verbringt, zu begrenzen und somit mehr Zeit für Bewegung, Lernen und soziale Kontakte zu schaffen.

Wie wird eine Adipositas diagnostiziert?

Body-Mass-Index für Erwachsene

Der Nachweis für Übergewicht oder Adipositas ist der Body-Mass-Index (BMI). Daran kann man auch ablesen, wann es sich noch um Übergewicht und wann es sich um Adipositas handelt. Er wird berechnet, indem man das Körpergewicht durch das Quadrat der Körpergröße in Metern teilt:

BMI = Körpergewicht in kg : (Körpergröße in m)²   (zum) https://adipositas-gesellschaft.de/bmi/

Ist eine Frau also 1,75 Meter groß und 75 Kilo schwer, hat sie einen errechneten BMI von 75 : (1,75 x 1,75) = 24,5. Das bedeutet, dass der BMI im Bereich des Normalgewichts liegt.

Für Erwachsene gilt, dass ein bei einem BMI von 18,5-24,9 Normalgewicht besteht, Übergewicht besteht zwischen BMI 25-29,9, Adipositas Grad I bei einem BMI zwischen 30-34,9, Adipositas Grad II bei BMI 35-39,9 und Adipositas Grad III bei BMI von über 40. Der BMI hat sich durchgesetzt, da er pragmatisch umsetzbar ist und sich aufwendigere Verfahren nicht etablieren konnten.

Der BMI weist eine gewisse „Unschärfe“ bis zum Bereich um BMI 30 auf, da individuelle Unterschiede im Körperbau nicht ausreichend berücksichtigt werden. So kann eine Person mit einem hohen Muskelanteil aufgrund des hohen Gewichts von Muskelmasse einen hohen BMI aufweisen, obwohl der Körperfettanteil gering ist. Daher glaubte man früher an den „gesunden Dicken“, diese Sichtweise ist aber überholt. Ab BMI 30 spielt dies aber keine wesentliche Rolle mehr und das Risiko für Folgeerkrankungen ist deutlich erhöht und steigt eng in der Wahrscheinlichkeit mit dem Grad der Adipositas.

Der BMI ist wichtig, da er an die Sterblichkeit gekoppelt ist, ab einem BMI von 30 steigt die Sterblichkeit in Abhängigkeit vom Grad der Adipositas stark an, die Lebenserwartung verkürzt sich um fünf bis sieben Jahre. Wichtig ist aber auch, dass durch die Adipositas die sogenannte gesunde Lebensspanne verkürzt wird. Einschränkungen der Beweglichkeit, des Sehens der Herzschwäche können schon viele Jahre vor dem Tod auftreten und die Lebensqualität empfindlich verringern.

Body-Mass-Index für Kinder

Für Kinder gelten andere BMI Grenzen in Abhängigkeit vom Alter und sollten nur in Absprache mit dem Kinderarzt beurteilt werden.

Für Mädchen:

Alter

Untergewicht

Normalgewicht

Übergewicht

Adipositas

7

<13,3

13,4 - 17,9

18,0 – 23,0

>23,1

8

<13,2

13,3 - 18,7

18,8 – 22,2

>22,3

9

<13,7

13,8 - 19,7

19,8 – 23,3

>23,4

10

<14,2

14,3 - 20,6

20,7 – 23,3

>23,4

11

<14,7

14,8 - 20,7

20,8 – 22,8

>22,9

12

<15,0

15,1 - 21,4

21,5 – 23,3

>23,4

13

<15,6

15,7 - 21,9

22,0 – 24,3

>24,4

14

<17,0

17,1 - 23,1

23,2 – 27,5

>26,0

15

<17,6

17,7 – 23,1

23,2 – 27,6

>27,6

16

<17,8

17,9 – 22,7

22,6 – 24,1

>24,2

17

<17,8

17,9 – 23,3

23,4 – 25,6

>25,7

18

<18,3

18,4 – 23,4

23,5 – 24,9

>25,0

 

Für Jungen:

Alter

Untergewicht

Normalgewicht

Übergewicht

Adipositas

7

<13,6

13,7 - 17,9

17,9 – 21,0

>21,1

8

<14,2

14,3 - 19,2

19,2 – 22,5

>22,6

9

<13,7

13,8 - 19,3

19,3 – 21,5

>21,6

10

<14,6

14,7 - 21,3

21,3 – 24,9

>25,0

11

<14,3

14,4 - 21,1

21,1 – 22,9

>23,0

12

<14,8

14,9 - 21,9

21,9 – 24,7

>24,8

13

<16,2

16,3 - 21,6

21,6 – 24,4

>24,5

14

<16,7

16,8 - 22,5

22,5 – 25,6

>25,7

15

<17,8

17,9 - 23,0

23,0 – 25,8

>25,9

16

<18,5

18,6 - 23,6

23,6 – 25,9

>26,0

17

<18,6

18,7 - 23,6

23,6 – 25,7

>25,8

18

<18,6

18,7 - 23,9

23,9 – 26,7

>26,8

 

Bauchumfang

Der Bauchumfang selbst kann als Indikator für die Diagnose von Adipositas und Übergewicht herangezogen werden. Bei Frauen gilt der Bauchumfang, gemessen an der Taille, ab 80 Zentimeter als zu hoch und bei Männern ab 94 Zentimetern.

Das Bauchfett gilt als Indikator für Adipositas, weil es besonders riskant für die Gesundheit ist. Das sogenannte innere oder viszerale Bauchfett erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Krebserkrankungen. Überschüssiges Fett am Gesäß oder den Oberschenkeln ist weniger gefährlich.

Behandlung von Adipositas

Die Behandlung der Adipositas zielt auf die langfristige Reduzierung des Körpergewichts, auch wenn sich die möglichen Therapien nach der Ursache für das Übergewicht unterscheiden. Beim Vorgespräch mit dem Arzt oder der Ärztin spielt deshalb die individuelle Krankengeschichte der Patient:innen ebenso eine Rolle wie der seelische Zustand und die Ernährungs- und Essgewohnheiten. Die weiteren Ziele der Therapie sind eine Verbesserung der Lebensqualität, der Gesundheit sowie die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit.

Wichtige Maßnahmen sind dabei:

Ernährungsumstellung:

Im Zentrum steht, dass die Betroffenen ihrem Körper letztlich weniger Kalorien zuführen, als tatsächlich verbraucht werden. Dazu gehört, dass die Ernährung dauerhaft umgestellt werden sollte. Eine Diät funktioniert nicht, wenn man sich eine Zeit lang kalorienarm ernährt und dann wieder in die alten Lebensgewohnheiten zurückfällt, dies führt stets zur Gewichtszunahme. Daher kommt es auch auf die dauerhafte Umstellung an, d.h. eine echte Lebensstiländerung, die nicht einfach umzusetzen ist. Über die Jahre haben sich unsere Essgewohnheiten, was wir mögen und nicht mögen, wann und warum wir essen, eingeschliffen. Wenn die zu Adipositas geführt hat, kann nur eine Umstellung langfristig den Erfolg sichern.

Dafür braucht man nicht auf einseitige Diäten oder irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Daten, dass eine spezielle Diät über ein Jahr hinaus einer anderen überlegen ist, gibt es für keine der ständig beworbenen und immer wieder neu aufgelegten Diätformen nicht. Dies gilt für „low carb“ genauso wie für „low fat“, die ketogene oder Paleodiät, Abnehmen durch Blutzuckertracking oder irgendeine andere Wunderdiät, die angepriesen wird. Dies schließt auch das intermittierende Fasten mit ein, eine „automatische“ Gewichtsabnahme, nur weil man im 16:8 Format 8 h lang nichts isst, ist langfristig so nicht erreichbar.

Das „Kalorienzählen“ ist verpönt, aber ohne Kenntnis, wieviel Energie brauche ich und wieviel Energie (Kalorien) enthält mein Essen, geht es auch nicht. Die Portionsgrößen werden zumeist unterschätzt, kaum jemand weiß, dass eine Tiefkühlpizza i. a. 750-1000 kcal, 100gr Brot 200-250 kcal und ein Schokoriegel mit 50 gr. fast 300 kcal enthalten. Wenn wir wissen, dass wir im Durchschnitt 2000-2500 kcal/Tag brauchen, wird schnell klar, dass wir mit Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie den beliebten Snacks deutlich darüber liegen. Das Wissen um die Ernährung spielt daher durchaus eine Rolle, um sich besser einschätzen zu können.

Eine professionelle Ernährungsberatung kann helfen, um den Grund- und Gesamtkalorienverbrauch richtig zu berechnen und geeignete Nahrungsmittel und Portionsgrößen zu definieren.

Die Empfehlungen sind sich abwechslungsreich, fett- und zuckerarm und frisch zu ernähren. Diese Angaben lassen aber offen, was dies genau bedeutet. Die meisten Menschen denken, dass sie sich ausreichend gesund ernähren. Es macht daher durchaus Sinn, sich durch einen Ernährungsberater coachen zu lassen und seine Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen.

Tausende von Kalorien werden beispielsweise schon durch den Verzicht auf Fastfood und stark gezuckerte Getränke eingespart. Eine Ernährung durch Fastfood erlaubt keine erfolgreiche Gewichtsabnahme, Fertigprodukte sind jedoch überall verfügbar, genauso wie sog. Convenience-Produkte aus der Tiefkühltruhe, die man nur noch warmmachen muss. Von Diät- oder Lightprodukten ist abzuraten, diese haben nur einen kurzzeitigen Effekt. Man isst mehr davon oder sie haben eine ungünstige Zusammensetzung. Eine langfristige Gewichtsabnahme ist damit nicht erfolgreich.

Sport- und Bewegung:

Sport- und Bewegung werden häufig genannt, um den Kalorienverbrauch zu erhöhen und damit Gewicht abzunehmen. Allein durch Sport abzunehmen, gelingt aber im Allgemeinen nicht. Man bekommt mehr Appetit und - zumindest in höherem Alter bei bestehendem Übergewicht - ist es oft schwierig, eine ausreichend hohe Intensität zu erzielen, um dadurch Gewicht zu verlieren. Die Anzeigen zum Kalorienverbrauch auf Sportgeräten sind keine Medizinprodukte und können den wirklichen Kalorienverbrauch nur ab- oder häufig überschätzen. Dennoch sind regelmäßiger Sport und Bewegung unbedingt erforderlich, um das Gewicht zu halten, wieder Muskel aufzubauen und das Gewicht stabil zu halten. Gleichzeitig wird die Körperzusammensetzung wieder verbessert und der Stoffwechsel ein Stück weit normalisiert. Der Stoffwechsel ändert sich im Alter bei weniger Muskeln und mehr Fett dahingehend, dass „Kalorien“ anders verstoffwechselt werden. Der Insulinspiegel steigt und seine Wirkung am Muskel, Zucker aufzunehmen, lässt nach. Dadurch wird der überschüssige Zucker als Fett in die Leber oder das Fettgewebe aufgenommen. Durch den Wiederaufbau von Muskeln und die vermehrte Muskeltätigkeit kann der Körper Zucker und Fett wieder besser verstoffwechseln.

Neben dem Sport dürfen wir nicht vergessen, dass wir uns immer weniger bewegen. Der Bewegungsmangel ist ein wesentlicher Treiber für Übergewicht und wird unterschätzt, u. a. lange Bürozeiten mit ständigem Sitzen oder lange Autofahrten führen dazu, dass wir uns insgesamt zu wenig bewegen, das Ausmaß ist vielen nicht klar.

Um effektiv abzunehmen, sollten Betroffene lernen, wie sie Bewegung in ihren Alltag integrieren können. Mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche sind dabei gemäß WHO das Ziel. Wichtig ist aber vor allem die Regelmäßigkeit - mindestens 5x30 min pro Woche moderate Bewegung (z. B. rasches Gehen) sollten es sein. Bei Übergewicht sind längere Zeiten und eine höhere Intensität, z. B. Muskelaufbau, wünschenswert, sollen sich aber mit der richtigen Ernährung und Menge ergänzen.

Welche Art von Bewegung Patient:innen ausüben können, ist dabei abhängig vom Ausmaß des Übergewichts und möglichen Begleiterkrankungen. Besonders Schwimmen, Radfahren und Wandern sind bei Adipositas zu empfehlen, da diese Sportarten die Gelenke nicht zusätzlich belasten.

Verhaltenstherapie:

Warum wir essen und bei welchen Gelegenheiten, ist ein oft unterschätzter Bereich wie die Psyche unser Essverhalten beeinflusst. Essen wir zum Trost, aus Langeweile oder Einsamkeit, sind wir abends nur noch erschöpft und ausgezehrt und schaffen es nur noch, uns über die Eispackung herzumachen? Diese Mechanismen können sehr stark den Abnehmerfolg beeinflussen, wenn diese nicht einbezogen werden. Damit die Therapie langfristig erfolgreich ist, müssen tiefgreifende Veränderungen des Lebensstils und des Verhaltens stattfinden. Dies kann auch psychisch sehr kräftezehrend sein, weshalb die Begleitung durch eine Verhaltenstherapie oder u.U. auch Psychotherapie sinnvoll sein kann, wenn man dafür offen ist. Menschen mit Adipositas lernen dabei, ihre eigenen Bedürfnisse und Auslöser für ihr Essverhalten zu erkennen. Psychische Ursachen für das Übergewicht zu erkennen und neue Wege der Verarbeitung psychischer Belastungen kann der notwendige Schlüssel sein, um erfolgreich sein Gewicht zu reduzieren.

Bei Kindern und Jugendlichen kommen grundsätzlich die gleichen Therapiemethoden zum Einsatz. Je früher eine solche Therapie erfolgt, umso besser. Ein wichtiger Zusatz bei der Therapie ist die Elternberatung, da die Eltern eine große Mitverantwortung für das Gelingen der Behandlung tragen.

Medikamentöse Behandlung:

Heutzutage stehen zum ersten Mal Medikamente zur Verfügung, die eine signifikante Gewichtsreduktion ermöglichen. Diese Mittel, die aus der Diabetesforschung kommen und auch das Hunger- und Sättigungszentrum beeinflussen, sind mittlerweile auch für Patient:innen mit Adipositas zugelassen. Klinische Studien zeigen sehr eindrückliche Erfolge, in denen die Patient:innen 15 bis über 20% ihres Körpergewichtes verlieren, solange sie die Medikamente einnehmen. Auch die kardiovaskulären Risikofaktoren werden dadurch gebessert.

Wie dies jedoch im Alltag gelingt, hierfür gibt es bislang noch wenige Daten. Es besteht kein Zweifel, dass solche Medikamente in die Behandlung der Adipositas einbezogen werden sollten, andererseits werden solche Medikamente bislang nicht von den Kassen erstattet, auch nicht im Rahmen strukturierter Abnehm- oder sog. Disease Management Programme, die für die Adipositas aufgelegt werden sollen. Dadurch besteht die große Gefahr, dass die Patient:innen sich solche Medikamente besorgen, aber damit alleingelassen werden und die möglichen Erfolge aber nicht erzielen oder Risiken der Einnahme übersehen werden. Die Wirkungen einer Langzeiteinnahme oder die Gewichtszunahme nach Absetzen müssen bedacht werden.

Ärztlicherseits ist hier zu hoffen, dass ein Umdenken einsetzt und die schweren Gesundheitsfolgen einer langjährigen Adipositas mit einbezogen werden, so dass für gefährdete oder Patient:innen mit Begleiterkrankungen die Kombination aus Umstellung der Essens- und Lebensgewohnheiten in Kombination mit einer medikamentösen Therapie leitliniengerecht umgesetzt werden. Bislang ist es noch nicht soweit.

Wenn die Adipositas krank macht, zusätzlich Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen bestehen, kommen sogenannte bariatrische Operationen zum Einsatz (Schwere: griech. „baros“). Dies sind Operationen, die zu einer Gewichtsabnahme führen sollen. Besonders bei schwerer Adipositas und Begleiterkrankungen und wenn die nicht-operative Therapie keine ausreichenden Erfolge bringt, sind solche chirurgischen Eingriffe die einzige Möglichkeit, um gesundheitsrelevante Gewichtsabnahmen zu erzielen. Ab einem BMI von 50 ist es das primäre Mittel.

Erforderlich ist hierzu eine Vorstellung in sog. Adipositaszentren und die Beantragung bei der Krankenkasse zur Übernahme der Kosten. Bei diesen Operationen wird entweder eine dauerhafte Verkleinerung des Magens vorgenommen oder durch verschiedene Operationsformen ein Magenbypass (Magenumgehung) eingefügt. Folge aller Eingriffe ist, dass die Menge an Nahrung, die eine Person verzehren kann, deutlich eingeschränkt wird und eine meist rasche Gewichtsabnahme eintritt. Andererseits führen diese Operationen zu lebenslangen Veränderungen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Daher muss ihr Einsatz wohl überlegt sein, kann aber im Hinblick auf die Gesundheitsgefährdung einer ausgeprägten Adipositas durchaus gerechtfertigt werden. Nichts zu tun, ist keine Alternative.

Ambulante Ernährungstherapie bei Ernährungsberatern oder durch Krankenkassen geförderte Programme sind sinnvoll, vor allem, wenn Sie längerfristig genutzt werden. Eine professionelle Ernährungsberatung kann viele Aspekte der Gewichtsreduktion und der persönlichen Lebensführung berücksichtigen und individuelle Bedürfnisse berücksichtigen. Gerade bei stärkerem Übergewicht ist man dabei häufig jedoch überfordert.

Wenn man ambulant oder selbst nicht zurechtkommt, die Waage immer nur nach oben zeigt, kann eine stationäre Behandlung der Adipositas sehr sinnvoll und erforderlich sein. Eine stationäre Therapie wird meist durchgeführt, wenn die übergewichtigen Patient:innen aufgrund von Einschränkungen eine ambulante Reha-Maßnahme nicht durchführen können oder ein Aufenthalt außerhalb des häuslichen Umfelds sinnvoll ist. Dies ist häufig bei Kindern der Fall.

Sinnvoll kann der Klinikaufenthalt auch nach einer bariatrischen Operation sein, wobei die Reha in diesem Fall als AHB-Maßnahme durchgeführt wird. Eine Rehabilitation mit Gewichtsabnahme kann aber auch vor einer geplanten, bariatrischen oder anderen Operation sinnvoll sein, um das Operationsrisiko zu senken.

Reha bei Adipositas

Eine Rehabilitation kann bei Adipositas sehr sinnvoll sein. Dies einmal aufgrund der Gefahr für die Gesundheit, Lebensqualität und soziale und beruflichen Teilhabe, zum anderen aufgrund der oben geschilderten Komplexität der Behandlung. Aufgrund der ganzheitlichen Aufstellung der Rehabilitation kann diese als einer von wenigen Anbietern alle wesentlichen Bereiche der modernen Gewichtsreduktionstherapie gleichermaßen abbilden: Wissensvermittlung zum Thema Ernährung, individuelle Ernährungsberatung, Übung in der Lehrküche, Sport- und Bewegung und die Behandlung der psychologischen Aspekte der Überernährung sowie Verhaltenstherapie. Genauso wenig kommen die medizinischen Aspekte, die Behandlung von Begleiterkrankungen, z. B. Diabetes, orthopädischer Beschwerden oder ggf. das Wundmanagement zu kurz.

Eine Rehabilitation ist vor allem geeignet, wenn schon fortgeschrittenes Übergewicht vorliegt, z. B. ab einem BMI von 35 und höher, genauso aber nach Angaben der DRV ab einem BMI von 30, wenn weitere Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen bestehen oder ab einem BMI von <25, wenn bedeutende Begleiterkrankungen vorliegen.

Bei einer Adipositas ist der Verweis auf andere relevante Erkrankungen wichtig, da diese in Kombination mit der Adipositas das Risiko für eine Erwerbsminderung erhöhen, dazu zählen vor allem der Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, orthopädische Erkrankungen, Schlafapnoe, psychische Belastungen wie Ängste oder Depressionen. Wichtig ist auch, ob die Erwerbsfähigkeit gefährdet ist oder häufige Arbeitsunfähigkeitszeiten bestehen.

Adipositas befördert auch die Bildung vieler Tumore, z. B. Brustkrebs, gynäkologische Tumore, das Nierenzellkarzinom oder den Dickdarmkrebs. Hier kann im Zusammenhang mit einer onkologischen Rehabilitation der Fokus auch auf eine Gewichtsreduktion gelegt werden, um das Rückfallrisiko zu vermindern.

Auch im Umfeld einer bariatrischen Operation kann eine Rehabilitationsmaßnahme sinnvoll sein, vorher, wenn es darum geht, das Operationsrisiko zu vermindern, indem schon vor der Operation Gewicht reduziert und der Patient „fit“ gemacht wird sowie auch nachher, wenn es darum geht, sich nach der Operation zu erholen und an die Ernährungsumstellung anzupassen.

Angebote zur Gewichtsreduktion macht fast jede Klinik, wenn aber die Gewichtsreduktion ein wichtiges oder das vorrangige Ziel ist, sollte man unbedingt eine auf die Adipositastherapie spezialisierte Rehaklinik suchen. Diese Kliniken haben ein entsprechendes umfassendes Kursangebot, verfügen über Trainingsgeräte, die auch schwere Menschen benutzen können und entsprechend ausgestattete Zimmer. Am wichtigsten ist aber, dass das ganze Team auf das Thema Gewichtsreduktion ausgerichtet ist, um eine hochprofessionelle Betreuung sicher zu stellen.

Prinzipiell ist auch eine Rehabilitation bei Adipositas ambulant machbar, bei fortgeschrittener Adipositas und/oder Begleiterkrankungen ist aber zumeist eine stationäre Rehabilitation die sinnvollere Maßnahme. Auch die Loslösung aus dem gewohnten Umfeld und die Rückbesinnung auf sich selbst erleichtert vielen, die neuen Verhaltensweisen besser umzusetzen.

Die Dauer eine Adipositasrehabilitation liegt im Allgemeinen bei 3 bis 5 Wochen inkl. Verlängerung, dies ist eine intensive Zeit, macht aber klar, dass man nicht in der Reha bleibt, bis man „schlank“ ist, sondern Hilfe zur Selbsthilfe bekommt, um das gelernte dann auch im häuslichen Umfeld weiter einzusetzen.

Wenn bei Adipositas Ernährungsstörungen oder die psychische Belastung oder Erkrankung führend ist, kann eine psychosomatische Rehabilitation in einer auf Adipositastherapie spezialisierten Rehaklinik sinnvoll sein, diese dauert dann oft länger (bis zu 3 Monate).

Ein Modell dazwischen stellt das Angebot der Deutschen Rentenversicherung für ihre Rehabilitanden dar, die neben der Adipositas auch eine psychische Belastung aufweisen, diese aber die Zweitdiagnose ist. Die führende Diagnose muss also die Adipositas, der Diabetes oder eine andere Stoffwechselerkrankung sein. Für diese Patient:innen steht die Verhaltenstherapeutisch-orientierte Rehabilitation (VOR Stoffwechsel) in spezialisierten Rehakliniken zur Verfügung. Diese dauert 4 Wochen, findet in geschlossenen Gruppen statt und setzt auf eine Rehabilitation, bei welcher neben medizinischen Aspekten gleichermaßen auch die psychologischen Aspekte intensiv therapiert werden. Hier zeigen sich auch oft sehr deutliche Gewichtsrückgänge.

Zwei oberkörperfreie Personen, die ihren Fortschritt messen: Symbolisches Maßband um den Körper beider Personen, welches die Gesundheitsziele widerspiegelt
Voraussetzungen für einen stationären Rehaklinikaufenthalt und nachhaltige Gesundheitsverbesserung

So stellen Sie den Reha-Antrag

Die Reha beantragen Sie gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin. Sie füllen gemeinsam die Antragsformulare aus und senden diese an den zuständigen Kostenträger. In den meisten Fällen ist das die Deutsche Rentenversicherung oder ihre Krankenkasse.

Für Berufstätige ist in der Regel die Rentenversicherung zuständig, hier steht vor allem der Erhalt der Erwerbsfähigkeit mit im Vordergrund. Für Rentner:innen mit der Gefahr des Verlustes der Selbstständigkeit hingegen übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Reha. Im Antrag begründet der Arzt oder die Ärztin, warum die stationäre Reha medizinisch notwendig ist. Falls Sie eine Ablehnung erhalten, können Sie innerhalb von 28 Tagen Widerspruch einlegen. Häufig sind die Anträge im zweiten Anlauf erfolgreich.

Die Häufigkeit einer stationären Reha bei Adipositas

In der Regel kann eine stationäre Reha alle vier Jahre durchgeführt werden. Bei besonders starken gesundheitlichen Einschränkungen, einer Gefährdung der Arbeitsfähigkeit oder anderen reharelevanten Erkrankungen kann die Reha aber auch früher wiederholt werden.

Das Reha-Therapieprogramm für Menschen mit Adipositas

In den spezialisierten Reha-Kliniken für Adipositas bekommen die Patient:innen ein individuell zugeschnittenes Therapiekonzept:

Dieses umfasst zum einen viel Schulung zum Thema Ernährung, zum besseren und gesünderen Einkaufen in Verbindung mit der Lehrküche, in der das Gelernte gemeinsam mit anderen gleich ausprobiert werden kann. Eine individuelle Ernährungsberatung, die die Ursachen der Überernährung beinhaltet, gehört ebenfalls dazu, z. B. große Portionen, Snacking oder ein Hang zu Süßem. Eine kalorienreduzierte Kost wird verordnet, oft um die 1200 kcal/Tag, dies wird individuell festgelegt.

Sport- und Bewegung sind sehr wichtig und sollten mindestens 300 min pro Woche umfassen, zumeist deutlich mehr. Dabei handelt es sich um Angebote, die man auch bei orthopädischen Einschränkungen machen kann wie Wassergymnastik, passende Gymnastik oder Sitz-Crosstrainer. Das Angebot wird an die persönlichen Möglichkeiten angepasst.

Psychologische Unterstützung in der Gruppentherapie oder in Einzelgesprächen mit Fragen, warum esse ich, was bewirkt das bei mir, wie kann ich Heißhunger überwinden und vieles mehr werden dabei behandelt und vertieft.

Sozialdienstliche Beratung bei Fragen wie es im Beruf weitergeht, Entspannungsübungen oder Methoden zur Stressreduktion werden erlernt. Die Ärzte achten auf die Blutfette, den Blutdruck und die Risikofaktoren und passen die Therapie entsprechend an.

Ganz wichtig ist aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen, die ähnliche Fragen haben. Gemeinsam Erfahrungen zu sammeln, kann oft den Aufenthalt besonders wertvoll machen. Zum Abschluss geht es immer auch um die Vorbereitung auf den Alltag und den Übertrag des Erlernten.

Fazit

Adipositas ist auch bei uns in Deutschland eine Epidemie und betrifft immer mehr jüngere Menschen. Obwohl immer mehr Personen darunter leiden, erfahren die Betroffenen häufig Stigmatisierung und Mobbing. Durch eine Rehabilitation kann das Thema Gewichtsreduktion intensiv und nachhaltig angegangen und erlernt werden, so dass viele Menschen mit Adipositas wieder merken, ich kann mein Übergewicht wirksam bekämpfen. Dabei werden auch die psychologischen Aspekte des Übergewichtes nicht ausgespart. Motivation und Engagement sind dabei immer auch Schlüssel für den eigenen Erfolg.

Portrait von Prof. Dr. Jürgen Wagner.
Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie

Chefarzt Innere Medizin