Krebs

Zuletzt aktualisiert: 18.06.2024 | Lesedauer: ca. 10 Min.

Krebserkrankungen zählen nach den Herz-Kreislauferkrankungen zu den häufigsten Krankheitsursachen in Deutschland. Viele Krebsarten sind heilbar oder ermöglichen durch neue individualisierte Therapien ein Langzeitüberleben bei guter Lebensqualität.
Bei Krebs handelt es sich um verschiedene Erkrankungen, in deren Verlauf gesundes Gewebe durch eine unkontrollierte Vermehrung von entarteten Zellen zerstört wird.

 

Was ist Krebs?

Bei Krebs handelt es sich um krankhafte Veränderungen an den Körperzellen. Dabei kommt es zu einer Vermehrung der Krebszellen. Sind die Körperzellen gesund, verlaufen ihr Wachstum, ihre Entwicklung und Teilung sowie ihr Absterben problemlos ab. Bei Krebszellen fehlt jedoch diese Regelung. So kommt es wieder und wieder zu ihrer Teilung, sodass sie schließlich eine Geschwulst bilden. Mediziner bezeichnen bösartige Krebszellen auch als maligne Zellen. Diese Zellen dringen immer tiefer in angrenzendes Gewebe vor, wo sie sich vermehren und das gesunde Gewebe mehr und mehr zerstören.

Ärzte sprechen häufig von einem Tumor. Unter einem Tumor wird eine Vergrößerung, Verhärtung oder Schwellung verstanden. Allerdings gibt es auch gutartige (benigne) Tumore. Zu den gutartigen Tumoren gehören unter anderem Lipome (Fettgewebsgeschwülste), Muttermale, Hämangiome (Gefäßgeschwülste) sowie Myome (Muskelzellgeschwülste). Der Unterschied zu den bösartigen Tumoren besteht bei den gutartigen Tumoren darin, dass sie in ihrer unmittelbaren Umgebung Schäden verursachen können, nicht aber in andere Organe eindringen oder Tochtergeschwüre bilden.  Dagegen können bösartige Tumore das Entstehen von sogenannten Metastasen (Tochtergeschwülsten) zur Folge haben, die über den Blutweg oder die Lymphgefäße in andere Organe streuen können.

Bösartige Neu­bil­dungen können in den verschie­densten Organen des Körpers von unter­schied­lichen Zell­arten ausgehen. Ausgangspunkt der meisten Krebs­krank­heiten sind die inneren und äußeren Körper­ober­flächen (Epithelien). Allein etwa 70 Prozent der Tumoren sind vom Drüsen­gewebe ausgehende Adeno­karzinome. Bei weiteren etwa 15 Prozent handelt es sich um Platten­epithel­karzinome, bösartige Tumoren des Über­gangs­epithels (Urothel­karzinome) und klein­zellige Karzinome, die beispiels­weise in der Lunge vorkommen. Leukämien und Lymphome nehmen ihren Ausgang vom blut­bildenden Knochen­mark und von lympha­tischen Geweben. Darüber hinaus können bösartige Tumoren ihren Ursprung auch im Binde- und Stütz­gewebe (u.a. Sarkome), in den Stütz­zellen des Nerven­systems (Gliome) oder den pigment­bildenden Zellen (Melanome) haben.

Häufigkeit

Das Krebsrisiko steigt mit dem Lebensalter, ältere Menschen sind also gefährdeter, ein Krebsleiden zu bekommen. Während das mittlere Erkrankungsalter bei Männern 68 Jahre beträgt, liegt es beim weiblichen Geschlecht bei 69 Jahren. Allein in Deutschland kommt es pro Jahr bei ca.  500.000 Menschen zu Krebsneuerkrankungen. Zu den häufigsten Krebsarten zählen dabei Lungenkrebs , Brustkrebs und Darmkrebs .

Schematische Darstellung einer Krebszelle mit Blutplättchen in der Blutbahn.
Krebszelle in der Blutbahn

Welche Krebsarten gibt es?

Mediziner unterscheiden zwischen zwei verschiedenen Arten von Krebserkrankungen. Dabei handelt es sich um

  • solide (feste oder harte) Tumore sowie
  • bösartige Hämoblastosen.

Zur Gruppe der soliden Tumore zählen Karzinome, die aus entarteten Hautdeckzellen (Epithelzellen), Drüsenzellen oder Schleimhautzellen entstehen, sowie Sarkome, die sich zum Teil aus Muskelzellen, Knochenzellen, Fettzellen oder entarteten Bindegewebszellen bilden.

Die Entstehung von bösartigen Hämoblastosen erfolgt aus den Blutzellbestandteilen oder den blutbildenden Organen, zu den Hämoblastosen gehören Lymphome (bösartige Erkrankungen der Lymphknoten) und Leukämie.

Was sind die häufigsten Krebserkrankungen?

Insgesamt gibt es mehr als 300 unterschiedliche Krebsarten. Ihre Häufigkeit variiert dabei nach Geschlecht.

Frauen Männer
Brustkrebs Prostatakrebs
Darmkrebs Lungenkrebs
Lungenkrebs Darmkrebs
Hautkrebs Blasenkrebs
Gebärmutterkörperkrebs Hautkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs Non-Hodgin-Lymphom
Non-Hodgin-Lymphom Bauchspeicheldrüsenkrebs
Eierstockkrebs Mundhöhlen- und Rachenkrebs
Magenkrebs Nierenkrebs
Nierenkrebs Magenkrebs
  Leukämie (Blutkrebs)
  Leberkrebs

Ursachen und Risikofaktoren

Trotz der intensiven Forschungsbemühungen ist es noch immer nicht gelungen, die genauen Ursachen von Krebserkrankungen zu ergründen. Es wird angenommen, dass zahlreiche Risikofaktoren sich auf die Entstehung von Krebs auswirken. In manchen Fällen verbergen sich hinter einer Krebskrankheit genetische Auslöser. Aber auch die Lebensweise der betroffenen Personen ist von Bedeutung. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:

  • eine genetische Veranlagung
  • eine ungesunde Ernährungsweise wie der Verzehr von zu viel rotem Fleisch, ein erhöhter Konsum von Alkohol sowie ein Mangel an Ballaststoffen, Obst und Gemüse, wodurch die Gefahr von Krebserkrankungen in der Magen-Darm-Region ansteigt
  • Tabakkonsum, der für die Entstehung von Lungenkrebs oder Krebserkrankungen an den Atemwegen verantwortlich sein kann
  • ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlen, Radonstrahlen oder Strahlenunfälle
  • Umweltgifte
  • intensive UV-Strahlung, die Hautkrebs auslösen kann
  • bestimmte Infektionen wie HPV-Infektionen (humane Papillomviren) oder Hepatitis-B-Infektionen

Symptome von Krebs

Ein typisches Merkmal von Krebserkrankungen ist, dass sie im frühen Stadium meist keine oder nur geringfügige Symptome auslösen. Allerdings können verschiedene Warnzeichen ein Hinweis auf eine Tumorerkrankung sein, wenngleich sich nicht immer Krebs hinter ihnen verbergen muss. Treten die Beschwerden jedoch über einen längeren Zeitraum auf, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Als mögliche Krebssymptome gelten:

  • ständiger Husten, der mit blutigem Auswurf und Heiserkeit einhergeht
  • Hautveränderungen
  • Blut im Stuhl
  • dauerhafte Verdauungs-, Magen-, Darm- oder Schluckbeschwerden
  • Knoten, die sich unter der Haut, der weiblichen Brust oder den männlichen Hoden ertasten lassen
  • unklare Schmerzen
  • Blässe und Blutarmut
  • chronische Müdigkeit und Leistungsschwäche
  • ständige Schmerzen beim Wasserlassen
  • Wunden oder Geschwüre, die nicht heilen
  • dauerhafte Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust, der sich nicht erklären lässt

Diagnose von Krebserkrankungen

Eine frühe Diagnose von Krebs ist überaus wichtig, weil sie die Behandlungsaussichten deutlich verbessert. So erhöhen sich die Heilungschancen, je früher der Tumor entdeckt wird. Den ersten Schritt der Diagnostik stellt die ausführliche Befragung des Patienten dar. Dabei lässt sich der Arzt die Symptome, die Lebensumstände und die Krankheitsgeschichte schildern. Im Anschluss an die Anamnese findet eine körperliche Untersuchung statt.

Zur Lokalisierung der genauen Tumorposition kann der Arzt auf verschiedene Untersuchungsmethoden zurückgreifen. So liefert unter anderem die Blutuntersuchung wichtige Aufschlüsse. Eine denkbare Option stellt dabei das Bestimmen von Tumormarkern im Blut dar. Bei Tumormarkern handelt es sich um körpereigene Stoffe, die sich bei einigen Krebserkrankungen vermehren. Dabei werden diese Substanzen entweder selbst von den Tumorzellen gebildet oder zur Bildung angeregt.

Von Bedeutung sind außerdem Röntgenuntersuchungen. Zum Beispiel lassen sich durch Röntgenaufnahmen rein zufällig und ohne Verdacht Tumore oder Metastasen entdecken. Weitere wichtige Untersuchungsverfahren sind

  • die Sonographie (Ultraschalluntersuchung),
  • die Skelettszintigraphie zum Aufspüren von Tochtergeschwülsten,
  • die Computertomographie (CT) sowie
  • die Magnetresonanztomographie (MRT).

Als besonders wichtig gilt die operative Entnahme von Gewebeproben (Biopsie), das gewonnene Material kann anschließend im Labor feingeweblich untersucht werden kann.

Behandlung von Tumorerkrankungen

Da jede Tumorerkrankung von Mensch zu Mensch unterschiedlich verläuft, ist eine individuelle Abstimmung der Behandlung erforderlich. So richtet sich die optimale Krebsbehandlung nach der Tumorart sowie deren Ausbreitung im Körper. Bei der Krebstherapie kommen unterschiedliche Behandlungsarten zum Einsatz.  Dabei handelt es sich um:

  • die Operation
  • die Chemotherapie
  • die Strahlentherapie
  • Immuntherapie

Im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs ist es mitunter möglich, den Tumor zu entfernen. Falls erforderlich, kann anschließend eine Chemotherapie erfolgen. In deren Rahmen kommen spezielle Zytostatika (Zellgifte) zum Einsatz. Sie besitzen die Eigenschaft, die Vermehrung der Krebszellen zu stoppen oder deren Absterben zu bewirken. Sie greifen jedoch auch die gesunden Körperzellen an. Diese erholen sich allerdings im Unterschied zu den Krebszellen wieder.

Bei einer Strahlentherapie werden die Krebszellen gezielt mit Elektronenstrahlung oder Röntgenstrahlen bekämpft. Dieses Vorgehen bewirkt eine zielgerichtete Schädigung der Tumorzellen, wodurch wiederum der Tumor an Umfang verliert oder nicht mehr weiterwächst.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind

  • die Hormontherapie, die bei hormonabhängigen Krebsarten wie Prostatakrebs oder Brustkrebs zur Anwendung gelangt,
  • die Antikörpertherapie (Immuntherapie), in deren Verlauf spezielle Antikörper die Krebszellen angreifen, sowie
  • die zielgerichtete Krebstherapie, bei der zielgerichtete Arzneimittel gegen das Wachstum der Tumorzellen vorgehen.
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Die Begriffe individualisiert, maßgeschneidert, personalisiert oder zielgerichtet in Zusammenhang mit Krebsbehandlung sind heute in aller Munde. Sie stehen als Synonym für moderne Krebsmedizin - für Therapien, die genau an die Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasst sind.

Durch die bösartigen Veränderungen der Krebszelle werden bestimmte Signale oder Signalwege im Stoffwechsel der Tumorzelle verstärkt, die das Tumorwachstum und die Tumorausbreitung fördern. Durch die zielgerichteten Therapien werden diese Signale und Signalwege blockiert. Zur Anwendung kommen hierbei:

  • Monoklonale Antikörper, das sind Wirkstoffe, die vom Zelläußeren her verhindern, dass Wachstums- und Vermehrungssignale in der Tumorzelle ankommen
  • „Kleine Moleküle“ (engl. Small Molecules) bzw. Tyrosinkinaseinhibitoren dringen dagegen in die Zelle ein und unterbinden hier die Signalkette, die Wachstum und Zellteilung der Tumorzellen anregen soll.

Krebszellen fördern zudem zur Sicherstellung ihrer Sauerstoff- und Nährstoffversorgung die Bildung neuer Blutgefäße an. Eine weitere Möglichkeit ist es daher, dem Tumor die Grundlage für Wachstum und Ernährung zu entziehen, indem man diesen Prozess hemmt. Sogenannte Angiogenesehemmer sorgen für eine Minderdurchblutung und damit Unterversorgung von Tumorgewebe.
Bestimmte Wirkstoffe binden auch an Tumorzellen und machen sie dadurch für das Immunsystem „sichtbar“, so dass Immunzellen diese dann gezielt vernichten können.

Reha nach der Krebsbehandlung

Eine Tumortherapie kostet den Krebspatienten viel Kraft, sodass es ihm anschließend oft schwerfällt, wieder in sein gewohntes Leben zurückzukehren. Bei diesem Übergang helfen ihm Rehabilitationsmaßnahmen. Darüber hinaus sichert die onkologische Rehabilitation den Therapieerfolg und wirkt möglichen Spätfolgen oder Einschränkungen durch die Erkrankung entgegen. Innerhalb der Reha-Phase finden medizinische Behandlungen statt, die die physischen Auswirkungen der Krebserkrankungen abmildern oder sogar beseitigen.

Zu den Reha-Maßnahmen zählen unter anderem

  • eine Beratung über die richtige Ernährung bei Krebskrankheiten,
  • eine Physiotherapie sowie
  • ausreichend Bewegung
  • Psychoonkologische Unterstützungsangebote
  • Informationen zu Gesundheitsthemen
  • Informationen zur Krankheitsvorbeugung
  • Individuelle Beratung zu den Themen Arbeit, Beruf, ggf. Rente

Fazit

Eine Krebserkrankung ist ein einschneidender Bruch in der Lebensstruktur mit körperlichen und seelischen Folgen. Nach der Erstbehandlung bösartiger Tumorerkrankungen stehen daher in der Rehabilitationsbehandlung Körper und Seele im Zentrum der Therapie.

Für eine onkologische Reha spricht viel:

  • Krebs ist kräftezehrend, die Rückkehr in den Alltag fällt oft schwer. Genau hier setzt die onkologische Reha an: Sie dient dazu, dass Betroffene wieder an Lebensqualität gewinnen und möglichst langfristig im Job bleiben oder möglichst lange Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.
  • Die therapeutischen Maßnahmen in der Reha helfen den Erfolg der Behandlung zu sichern sowie Spätfolgen und Einschränkungen vorzubeugen.
  • Die Reha unterstützt dabei körperliche und seelische Folgen der Krankheit zu beseitigen oder zu mildern.
  • Sie bietet Betroffenen die Möglichkeit, mit Distanz zum zuvor krankheitsdominierten Alltag wieder neue Kraft zu schöpfen.
Portrait von Ilona Dörges
Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie

Ärztliche Direktorin und Chefärztin