Diabetes

Zuletzt aktualisiert: 11.12.2024 | Lesedauer: ca. 8 Min.

Diabetes mellitus ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen in Industriegesellschaften. Eine Diabeteserkrankung entwickelt sich aufgrund einer gestörten Insulinabgabe der Bauchspeicheldrüse. Die Krankheit kommt in zwei Formen vor: Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2. Ihr Hauptmerkmal ist die chronische Überzuckerung (Hyperglykämie), ihre stärkste Ausprägung ist der komplette Insulinmangel.  Bei der Entwicklung eines Diabetes spielt das Bauchspeicheldrüsenhormon Insulin die entscheidende Rolle. Dieses Hormon steuert sowohl Eiweiß- als auch Fett- und Zuckerstoffwechsel. Deshalb ist bei Diabetikern häufig nicht nur der Zuckerstoffwechsel, sondern auch der Fett- und Eiweißstoffwechsel gestört.

Im Folgenden wird ein Überblick über die verschiedenen Formen und der Ernährung bei Diabetes sowie deren Behandlung gegeben.

Unterscheidung von Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2

Diabetes Typ 1 und Typ 2 haben viele ähnliche Symptome, unterscheiden sich aber in der Ursache und Behandlung. Bei Diabetes mellitus Typ 1 muss immer Insulin von außen zugeführt werden. Bei Diabetes mellitus Typ 2 stehen eine Lebensstilveränderung und Medikamente im Vordergrund, die für eine bessere Wirksamkeit des eigenen Insulins sorgen. Die Gabe von Insulin kann aber notwendig werden.

Diabetes Typ 1

Diabetes Typ 1 ist eine meist erblich bedingte Autoimmunerkrankung und wird nicht von äußerlichen Faktoren beeinflusst. Auch Kinder sind schon hiervon betroffen. In Deutschland leben schätzungsweise 370.000 Menschen mit dieser Krankheit. Sie bewirkt, dass die Langerhans-Zellen (Inselzellen) der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Abwehrsystem komplett zerstört werden. Dadurch kann der Körper kein eigenes Insulin mehr produzieren und auch keinen Zucker verarbeiten. Diabetes Typ 1 ist relativ selten. Erkrankte müssen sich ihr Leben lang Insulin spritzen.

Diabetes Typ 2

Diabetes ist Typ 2 ist die häufigste Variante des Diabetes, mehr als 90 % aller Diabetiker:innen leiden daran. Die Veranlagung ist genetisch vererbt und die Erkrankung entwickelt sich fast immer durch ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel, wird also erworben. 
Früher nannte man sie „Altersdiabetes“, da sie oft erst im fortgeschrittenen Alter auftrat. Heute erkranken aufgrund ihres ungesunden Lebensstils immer mehr junge Menschen an Diabetes Typ 2, der sich durch eine geringe Insulinwirkung und einen gleichzeitigen Insulinmangel auszeichnet. Beide Faktoren können in vielen verschiedenen Graden vorkommen. Viele Typ-2-Diabetiker:innen sind übergewichtig oder adipös . Menschen mit Übergewich leiden auch häufig an Vorstufen des Diabetes, dem so genannten Prädiabetes. 

Symptome von Diabetes

Kohlenhydrate werden vom Stoffwechsel zu unterschiedlichen Zuckern verarbeitet. Damit diese vom Blut in die Zellen gelangen, ist Insulin erforderlich. Fehlt Insulin, kann keine Energie gewonnen werden und es kommt zu einem Blutzuckerstau.

Diabetes Typ 2 entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Eine frühe Diagnose ist oft gar nicht möglich, da sich Patient:innen lange gesund fühlen. Typische Symptome sind: 

  • häufiger und starker Durst,
  • verstärktes Wasserlassen, da der Körper den höheren Zuckeranteil im Blut über den Urin ausscheiden möchte,
  • trockene Haut und Juckreiz,
  • Müdigkeit,
  • Leistungsschwäche,
  • Sehstörungen,
  • Gewichtsabnahme und
  • Muskelkrämpfe.

Bei Diabetes Typ 1 treten die Anzeichen deutlich früher auf, unterscheiden sich aber nicht stark von Typ 2-Anzeichen. Diabetiker:innen haben häufig ein angegriffenes Immunsystem, was sich zum Beispiel durch eine schlechtere Wundheilung bemerkbar macht. Sie sind anfälliger für Infektionen der Harnwege und Haut und neigen zu Parodontitis.

Wie stellt man Diabetes fest?

Diabetes mellitus lässt sich mit mehreren Methoden nachweisen. Eine davon ist der Blutzuckertest mit nüchternem Magen. Liegt der Wert bei mehrmaliger Wiederholung stets über 126 mg/dl (= 7 mmol/l), leiden  Betroffene aller Wahrscheinlichkeit nach an Diabetes (Der Nüchtern-Blutzuckerwert eines gesunden Menschen beträgt 5,6 mmol/l).

Möglichkeit zwei ist der Glukosetoleranztest – auch Glukosebelastungstest genannt. Er gibt Auskunft darüber, wie gut der Organismus Zucker verarbeiten kann. Hierzu trinken Patient:innen ein Glas Wasser mit 75 mg aufgelöstem Traubenzucker. Normalerweise steigt der Blutzuckerspiegel jetzt rasch an. Es sollte aber auch schnell wieder sinken. Beträgt der Wert nach zwei Stunden immer noch 200 mg/dl, sind Betroffene vermutlich erkrankt.

Man kann auch den HbA1c-Wert bestimmen. HbA1c ist ein Bestandteil des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin. An diesen können Zuckermoleküle andocken. Liegt der HbA1c-Wert der Wert über 6,5 %, kann das ein Anzeichen für Diabetes sein.

Darstellung eines Blutzuckermessgerät und Pen vor einer Vielzahl von Gemüse wie Salat, Kartoffeln, Paprika und Zwiebeln.
Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. (2023). S3-Leitlinie Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-001

Ernährung bei Diabetes

Grundsätzlich sollten sich Diabetiker:innen frisch und ausgewogen ernähren. Auf dem Speiseplan stehen Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, also alles, was auch gesunden Menschen guttut. 
Ideal ist eine kohlenhydratarme Kost mit vielen hochwertigen Proteinen und hochwertigen Fetten (ungesättigte Fettsäuren). Obwohl mittlerweile bekannt ist, dass Menschen mit Diabetes Typ 2 eigentlich alles essen können, hält sich noch immer das Gerücht, sie müssen streng Diät halten. Zuckerverzicht ist keineswegs notwendig.

Bei der Behandlung von Diabetes Typ 1 spielt die Ernährung so gut wie keine Rolle. Erkrankte müssen jedoch wissen, wie hoch der Kohlenhydratanteil ihrer verzehrten Nahrungsmittel ist. Daraus ermitteln sie die Menge des zu spritzenden Insulins. Die Behandlung zielt darauf ab, Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte langfristig in gesunden Bereichen zu halten.

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Übergewichtige Patient:innen sollten nach Möglichkeit abnehmen, um den Stoffwechsel zu aktivieren und Langzeitschäden vorzubeugen. Radikalkuren eignen sich aber nicht. Sinnvoller ist eine langfristige Strategie.

Leitlinien und Praxisempfehlungen der Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

Behandlung von Diabetes

Diabetes ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen der westlichen Welt. Somit gibt es für Patient:innen zahlreiche Informationen und Empfehlungen. Ziel der Therapie ist eine günstige Blutzuckereinstellung, damit sich akute Beschwerden in Grenzen halten und Spätfolgen vermieden werden. Typische Spätfolgen von Diabetes sind Nierenschäden , Herzinfarkt , Schlaganfall und Amputationen.

Als Basisbehandlung werden Ernährungsumstellung und viel Bewegung empfohlen. Die Art der Nahrungsmittel hat Einfluss darauf, wie stark der Blutzuckerspiegel nach dem Essen steigt. Es gilt, Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten zu vermeiden. 

Zusammen mit genügend Bewegung können sich die Werte so stark verbessern, dass aus einer anfänglichen Insulinresistenz sogar eine Insulinverträglichkeit wird. Die Insulintherapie sieht vor, den Insulinmangel durch Spritzen, Pumpen oder Pens auszugleichen. Hat ein:e Typ-2-Diabetiker:in einen Body-Maß-Index von über 40 kg/m² kann eine Magenoperation hilfreich sein, falls sich das Gewicht anders nicht mehr regulieren lässt.

Kann man Diabetes heilen?

Jahrzehntelang galt die Krankheit als unheilbar, doch neue Forschungen machen Hoffnung auf Heilung. Da Diabetes Typ 2 fast immer die Folge ungesunder Lebensweise ist, kann die Symptomatik bei einer deutlichen Verbesserung des Lebenswandels wieder zurückgehen. Viele der Kohlenhydrate, die wir heute essen, sind überflüssig und schaden insbesondere Diabetikern. Eine kohlenhydratarme Kost erhöht die Lebensqualität entscheidend, da Übergewicht abgebaut wird. Dieses gilt als größter Risikofaktor für Diabetes Typ 2. Viele Personen mit Diabetes Typ 2 brauchen nach einer deutlichen Gewichtsreduzierung kein Insulin mehr oder deutlich weniger. Diabetes Typ 1 ist bis jetzt noch nicht heilbar. Hier setzen Mediziner:innen jedoch große Hoffnungen in die Stammzellenforschung.

Reha bei Diabetes

Der Aufenthalt in einer Reha-Klinik für Diabetes zielt darauf ab, den Blutzuckerwert zu normalisieren und zu stabilisieren. Als spezialisierte Einrichtungen bieten Diabetes-Rehakliniken ausgezeichnete Therapiekonzepte an. Bestandteile sind:

  • Medizinische Betreuung,
  • Ernährungsberatung,
  • Bewegungstherapie,
  • Schulungen und Vorträge sowie
  • Psychologische und soziale Unterstützung.

Gute Erfolge werden vor allem bei Adipositas-Diabetes-Typ-2-Patient:innen erreicht. Sie erlernen Kompetenzen im Umgang mit ihrer Krankheit, um langfristig Folgeschäden zu vermeiden. In einer Rehaklinik können Patient:innen auch bei einer frischen Diabetes-Diagnose richtig eingestellt werden. Da die Erkrankung oft mit einer arteriellen Hypertonie einhergeht, erhalten Patient:innen in der Reha meist eine Hypertonie-Schulung. In der Fachklinik werden sie motiviert, auch ihr Leben zu Hause zu verändern.

Im Anschluss einer Magen-Verkleinerungsoperation ist ein Reha-Aufenthalt immer ratsam, da sich die Nahrungsaufnahme in den ersten Wochen nach der Operation nicht einfach gestaltet und die Diabetiker:innen von der nahrungstherapeutischen Betreuung in der Reha profitieren.

Für welche Patient:innen mit Diabetes ist eine Reha geeignet?

Nach Diagnosestellung einer Diabetes ist es wichtig, die Stoffwechselbeeinträchtigung zu akzeptieren und in den Alltag zu integrieren. Die Betroffenen müssen in ihrer Selbstverantwortung, Selbstbestimmung und psychischen Widerstandskraft gefördert und bestärkt werden, um durch eine gute Stoffwechseleinstellung Spätkomplikationen dauerhaft zu vermeiden.
Aber auch bei chronischer Entgleisung des Diabetes im Alltag bei schon länger bekannter Diabetesdiagnose kann eine Reha sehr hilfreich sein, damit die Betroffenen wieder nachhaltig eine Rekompensation ihres Stoffwechsels und damit Verringerung des Risikos von Spätkomplikationen erzielen.

Fazit

Diabetes mellitus stellt als Stoffwechselerkrankung, die durch einen gestörten Insulinhaushalt charakterisiert ist, eine Herausforderung für Betroffene dar. Die unterschiedlichen Typen 1 und 2 erfordern jeweils spezifische Behandlungsstrategien und zeigen, wie wichtig ein individueller Therapieansatz ist.
Neben der medikamentösen Behandlung spielen eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und bei Bedarf eine Reha eine entscheidende Rolle, um die Lebensqualität der Erkrankten zu verbessern und Langzeitschäden zu minimieren.
Dabei eröffnen sich fortwährend neue Möglichkeiten in der Therapie, die von einer Veränderung des Lebensstils bis hin zu operativen Eingriffen und potenziellen Heilungschancen durch Fortschritte in der Forschung reichen.

Häufige Fragen zu Diabetes

Was ist der Grund für Diabetes?

Diabetes entsteht durch eine Dysfunktion der Insulinproduktion oder -verwendung im Körper. Bei Typ-1-Diabetes wird Insulin aufgrund einer Autoimmunreaktion nicht produziert, während Typ-2-Diabetes meistens durch Insulinresistenz gekennzeichnet ist, die oft durch Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Prädisposition verursacht wird.

Was sind die ersten Anzeichen von Diabetes?

Die ersten Anzeichen von Diabetes können häufiger Durst, verstärktes Wasserlassen, Müdigkeit und unerklärlicher Gewichtsverlust sein. Bei Typ-1-Diabetes können diese Symptome sehr plötzlich auftreten, während sie sich bei Typ-2-Diabetes schleichend entwickeln.

Wie merke ich, wenn ich Diabetes habe?

Wenn Sie Symptome wie anhaltenden Durst, häufiges Urinieren, Müdigkeit, verschwommenes Sehen oder langsame Wundheilung bemerken, könnte dies auf Diabetes hinweisen. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und eine Ärzt:in aufzusuchen, die einen Blutzuckertest durchführen kann.

Portrait von Dr. med. Sylvia Zipse.
Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologie (DDG)

Chefärztin der Inneren Medizin