Kniearthrose

Zuletzt aktualisiert: 09.10.2024 | Lesedauer: ca. 7 Min.

Die Kniearthrose beschreibt den Verschleiß des Gelenkknorpels im Knie. In der Folge reiben die Knochen verstärkt aufeinander, wodurch sich mehr Gelenkflüssigkeit bildet. Entzündungen entstehen,  Schmerzen, Rötungen und Schwellungen treten auf. Die Erkrankung führt zu starken Bewegungseinschränkungen.

Was ist eine Kniearthrose?

Die Kniearthrose wird auch als Gonarthrose bezeichnet. Sie kann die Innen- oder Außenseite des Knies oder das Kniegelenk betreffen. Es werden drei Formen unterschieden:

  • Medial-Arthrose in der Knieinnenseite
  • Lateral-Arthrose in der Knieaußenseite
  • Patellofemoral-Arthrose unter der Kniescheibe

Häufig treten Mischformen auf.

Die Arthrose  des Kniegelenks zählt zu den häufigsten Abnutzungserscheinungen der Gelenke. Etwa die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer ab dem 60. Lebensjahr sind betroffen. Die Erkrankung tritt im höheren Alter verstärkt auf, doch auch jüngere Menschen sind betroffe

Frau auf Patientenliege mit Blick auf angewinkeltes Knie und Ärztin daneben.

Symptome

Zu Beginn der Arthrose treten Schmerzen ausschließlich bei Belastungen auf. Sportliche Betätigungen, wie Wandern und Laufen, verstärken den Schmerz. Später werden die Knieschmerzen intensiver und häufiger. Jede Bewegung wird dann als schmerzhaft wahrgenommen. Schwellungen und Rötungen werden sichtbar. Im dritten Stadium spüren die Betroffenen die Schmerzen sogar in Ruhe, auch nachts.

Im Verlauf der Krankheit versteifen sich die Gelenke. Die Beschwerden zeigen sich deutlich am Morgen nach dem Aufstehen, nach langem Sitzen oder am Abend. Der fortschreitende Gelenkverschleiß im Knie kann die Mobilität und die Lebensqualität des Betroffenen enorm einschränken.

Ursachen und Risikofaktoren

Das Kniegelenk ist die Verbindung von der Kniescheibe (Patella) mit dem Oberschenkel- und dem Unterschenkelknochen. Die Knochenenden werden vom Knorpel, einer weißen Substanz, umgeben. Der gesunde Knorpel sorgt für die Gleitfähigkeit und ermöglicht die reibungsarme Bewegung des Knies. Wenn der Knorpel dünner, weicher oder rissig wird, kann die Reibung nicht mehr gemildert werden, Schmerzen entstehen.

Häufig stehen Verletzungen bzw. Überlastungen bei der Arbeit oder beim Sport am Anfang der Kniearthrose. Als Risikofaktoren gelten:

  • angeborene Fehlstellungen
  • Haltungsstörungen
  • Meniskusschäden
  • Fehlbelastung der Gelenke nach Unfällen und Verletzungen
  • Durchblutungsstörungen

Übrigens, der Verschleiß der Knorpel ist ein natürlicher Vorgang des Alterns. Nicht jeder Verschleiß bedarf einer Therapie.

Schaubild zu Kniearthrose im Kniegelenk mit anatomischer Abbildungen der Abnutzung.

Diagnose der Kniearthrose

Nach der Aufnahme Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) durch einen Facharzt für Orthopädie erfolgt die Untersuchung des Beines und der Muskulatur sowie die Bewertung des Gangbildes. Die Außen- und Kreuzbänder des Knies werden geprüft. Die Messung der Muskelfunktionen mittels EMG (Elektromyographie) stellt wichtige Informationen bereit. Der Orthopäde kontrolliert den Zustand des Meniskus.

Parallel zu den Untersuchungen befragt der Facharzt den Patienten, um genaue Rückschlüsse auf die Schmerzursache und die Lokalisierung der Arthrose ziehen zu können. Die orthopädischen Untersuchungen werden durch bildgebende Verfahren (MRT, CT, Röntgen) unterstützt.

Welche Therapie werden empfohlen?

Verbreitet ist die Annahme, dass Arthrose nicht zu verbessern, sondern lediglich zu verlangsamen wäre. Das trifft heute auf die meisten Patienten nicht mehr zu. Es stehen wirksame gelenkerhaltende Verfahren zur Verfügung.

Die konservative Behandlung

Ziele der konservativen Behandlung der Arthrose sind die Verlangsamung des Gelenkverschleißes und die Linderung der Beschwerden. Die Behandlungsform verzichtet auf die Operation. Die konservative Therapie umfasst unter anderem:

  • Krankengymnastik zur Kräftigung der Muskeln und Lockerung von Verspannungen
  • Reduzierung von Fehlstellungen durch Einlagen
  • Bewegungsprogramme
  • Ernährungsberatung
  • Gewichtsreduzierung
  • physikalische Therapieformen (Wärme, Kälte)

Die Verknüpfung verschiedener konservativer Behandlungsformen kann Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern.

 

Die medikamentöse Behandlung

Ziel der medikamentösen Behandlung bei Gonarthrose ist die Reduzierung von Schmerzen und Entzündungen. Sie erfolgt in drei Stufen:

  1. Nichtopioide Schmerztherapie
  2. Behandlung mit schwach wirksamen Opioiden
  3. Behandlung mit starken Opioiden

Die Schmerzmittel werden als Salben, Pflaster, Tabletten oder Injektionen verabreicht.

Die operative Behandlung

Wenn konservative Maßnahmen keinen Erfolg versprechen, kommt die operative Therapie infrage. Dazu zählen:

  • Gelenkspiegelung (Kniearthroskopie)
  • Knorpeltransplantationen
  • Kniegelenkersatz (Knieprothese )

Wieder schmerzfrei mit Knieprothese

Wenn die Funktionalität des Kniegelenks massiv gestört und durch andere Maßnahmen nicht wieder herstellbar ist, kann das Kniegelenk durch eine Knieprothese ersetzt werden. Zur Verfügung stehen Voll- und Teilprothesen. Die Kosten für die Behandlung übernimmt die Krankenkasse.

Beim Einsatz einer Vollprothese (Knie-TEP) wird das Kniegelenk sowie die Gelenk-Oberflächen an Oberschenkel und Schienbein durch Metall, Keramik oder Kunststoff ersetzt. Alle Teile können wieder aufeinander gleiten.
Neben der offenen Operation kann in vielen Fällen eine minimal-invasive Operation erfolgen. Die Entscheidung hängt unter anderem vom Fortschritt der Erkrankung, von der körperlichen Verfassung des Patienten und von der Art der einzusetzenden Prothese ab. Die Operation erfolgt stationär. Sie dauert mehrere Stunden. Etwa zwei Wochen umfasst der Aufenthalt im Krankenhaus. Bereits zwei bis drei Tage nach Einsatz des künstlichen Kniegelenks beginnt im Krankenhaus die Krankengymnastik mit ersten Bewegungsübungen. Nach etwa 10 Tagen sind die Wunden verheilt.

Reha bei Kniearthrose

Bei einem normalen Verlauf schließt sich gleich nach dem Krankenhausaufenthalt oder spätestens zwei Wochen nach der Entlassung eine dreiwöchige Anschlussheilbehandlung (AHB) an. Diese orthopädische Rehabilitationsmaßnahme  kann je nach Art der eingesetzten Knieprothese und in Abhängigkeit vom Zustand des Patienten stationär oder ambulant erfolgen. Ziel ist die Verbesserung der Beweglichkeit und die Unterstützung der Heilung. Der Patient erlernt unter fachlicher Anleitung die Bewegung mit dem neuen Gelenk. Zum Reha-Programm gehören Lymphdrainage, Gangschulung und Krankengymnastik sowie die Beratung zur Wiedereingliederung ins Berufsleben.

Die Kosten  für die Reha übernimmt bei Erwerbstätigen die Rentenversicherung. Handelt es sich um eine beruflich bedingte Kniearthrose, kommt die gesetzliche Unfallversicherung als Kostenträger in Frage. Auch Rentner  haben Anspruch auf eine Reha nach der Operation am Kniegelenk: Um eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Bei der Antragstellung  hilft z. B. der Sozialdienst im Krankenhaus.

Kniegelenkersatz: Wann kann ich nach der OP wieder arbeiten?

Nach erfolgreichem Abschluss der Reha können sich die meisten Patienten wieder sicher mit dem neuen Kniegelenk bewegen. Je nach Genesungsverlauf und abhängig von der Art der Tätigkeit gelingt die Rückkehr ins Berufsleben nach durchschnittlich drei Monaten.

Fazit

Schmerzen im Knie bedeuten einen Verlust der Lebensqualität. Das muss nicht sein. Die moderne Medizin hält wirksame Behandlungsmöglichkeiten bereit. Mittel der Wahl sind zunächst konservative Therapien wie Krankengymnastik, manuelle Therapie und Änderungen der Lebensweise. Wenn dies nicht zum gewünschten Erfolg führt, kann ein künstliches Kniegelenk zu einem Leben mit neuer Beweglichkeit und ohne Schmerzen führen. Eine anschließende Rehabilitation sorgt dafür, dass Sie mit der Knieprothese wieder sicher und mobil unterwegs sind.

Portrait von Dr. Michael Grubwinkler
Facharzt für Orthopädie

Chefarzt Orthopädie