Rückenschmerzen

Zuletzt aktualisiert: 09.12.2024 | Lesedauer: ca. 8 Min.

Rückenschmerzen (ICD-Code M54) sind zu einer weit verbreiteten Volkskrankheit geworden. Sie entstehen in der Regel durch eine Überlastung der Sehnen und Bänder der Wirbelsäule oder durch degenerative Veränderungen an den Wirbeln und Bandscheiben. Manchmal sind auch Unfälle oder Erkrankungen der Wirbelsäule verantwortlich.

Rückenschmerzen können je nach Dauer, Lokalisation und Auslöser variieren, wobei bei etwa 85% der Betroffenen keine eindeutige Ursache identifiziert werden kann.

Lesen Sie im folgenden Artikel alles Wichtige rund um das Thema Rückenschmerzen und wie diese in einer Reha behandelt werden.

Die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen

Vorübergehende Rückenschmerzen kennen wohl die meisten Menschen: Mal zu viel zu Fuß gegangen oder zu lange gestanden, die Kinder oder Enkelkinder getragen oder mit ihnen zu wild getobt. Langanhaltende oder auch chronische Rückenschmerzen, können in manchen Fällen mit Faktoren wie den folgenden in Verbindung gebracht werden:

  • Einseitige körperliche Belastung
  • ein bewegungsarmer Lebensstil,
  • Übergewicht und
  • Leistungssport.

Auch eine Schwangerschaft wird im letzten Drittel oft von Rückenschmerzen begleitet, da das zusätzliche Gewicht die Wirbelsäule belastet.

Da auf die Wirbelsäule ständig Belastungen wirken und Stabilität und Beweglichkeit von ihr verlangt werden, muss die Muskulatur in einem guten Zusammenspiel wirken. Bei vielen Bewegungen werden einzelne Muskelgruppen überbeansprucht. Diese neigen zu Verspannungen und Verkürzungen. Die muskulären Gegenspieler bleiben vernachlässigt, verkümmern und werden überdehnt. Beides führt zu Beschwerden bei Alltagsbewegungen und Schmerzen.

Akute Rückenschmerzen

Zumeist haben akute Rückenschmerzen harmlose Ursachen und treten zum Beispiel durch eine falsche Bewegung auf.

Hexenschuss

Der sogenannte "Hexenschuss" im unteren Rücken kann trotzdem sehr schmerzhaft sein. Stehen und Sitzen fallen schwer, auch das Liegen ist sehr unangenehm.

Entspannung und Schmerzlinderung kann zum Beispiel durch die Stufenlagerung herbeigeführt werden. Dabei legt sich der Erkrankte auf den Rücken und die Beine im rechten Winkel auf einen Hocker oder auf gestapelte Kissen. Der Schmerz lässt nach, sobald weniger Druck auf die Bandscheiben und Nerven ausgeübt wird.  Medikamente, Massagen, Wärme- oder Kälteanwendungen und Krankengymnastik helfen, die verkrampften Muskeln zu lockern.

Akute Rückenschmerzen durch eingeklemmten Ischias-Nerv

Schon eine ganz normale Bewegung kann eine Reizung des Ischias-Nervs oder dessen Einklemmen verursachen. Das Gleiche kann auch durch Bandscheibenschäden und Arthrose geschehen. Die stechenden Schmerzen in der Lendenwirbelsäule strahlen über die Beinrückseite bis in den Fuß aus.

Selbsthilfe-Übungen bei Ischias-Schmerzen sind nur als Erste-Hilfe gedacht. Auch das Drücken des Schmerzpunktes am Rückenstrecker kann lindern. Zur Vorbeugung sollten Betroffene auf eine gute Körperhaltung achten, also kein Hohlkreuz machen, die Beine gleichmäßig belasten und die Knie nie ganz durchdrücken. Starke Schmerzen bedürfen einer Therapie durch Fachleute.

Akute Rückenschmerzen durch Bandscheibenvorfall

Auch wenn sich Rückenschmerzen selten auf eine einzige Ursache zurückführen lassen, gibt es Krankheitsbilder, die akute Schmerzen verursachen. Mit zunehmendem Alter nutzen sich die Bandscheiben ab und werden brüchig. Der weiche Bandscheibenkern verschiebt sich zum Faserring hin und drückt auf die Nerven. Die Folge ist ein stechender, in Arme und Beine ausstrahlender Schmerz.

Der größte Teil der Bandscheibenvorfälle klingt innerhalb von drei Monaten durch Schmerzmittel und Physiotherapie, also konventionell, wieder ab.

Schematische Darstellung eines Bandscheibenvorfalls, bei dem der Bandscheibenkern auf die Nerven drückt und Rückenschmerzen entstehen.

Wie entstehen chronische Rückenschmerzen?

Die Unterscheidung zwischen chronischem oder akutem Schmerz trifft der Arzt oder die Ärztin nach seiner Dauer. Schmerzen, die bis zu sechs Wochen anhalten, gelten als akut, bei längeren Zeiträumen spricht man von chronischen Beschwerden.

Nur 10 % der akuten Rückenschmerzen werden chronisch. Die Entstehungsgeschichte dieses Krankheitsbildes ist komplex. Häufig sind chronische Rückenschmerzen die Folge einer Überlastung und treten auch als Begleiterscheinung von seelischem Stress auf. Diese psychosozialen Faktoren nennt man „Yellow Flags“. Sie führen dazu, dass der Schmerz länger anhält und außerdem intensiver wahrgenommen wird. Auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle.

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Nur 10 % der akuten Rückenschmerzen werden chronisch.

Arthrose am Stützapparat erzeugt chronische Rückenschmerzen

Genau wie unsere Kniegelenke nutzen sich auch die Wirbelkörper mit dem Alter oder durch Übergewicht ab. Arthrose wird im Bereich der Halswirbelsäule ebenso festgestellt wie in der Lendenwirbelsäule. Vom unteren Rücken strahlen die Schmerzen in Beine und Füße aus, Beschwerden im oberen Rücken führen zur Schiefhaltung sowie Kopf- und Nackenschmerzen.

Die Abnutzung der Gelenke lässt sich nicht verhindern, aber aufhalten. Patienten, die Übergewicht abbauen und Fehlbelastungen vermeiden, haben gute Aussichten auf Schmerzfreiheit. Zunächst helfen entzündungshemmende Medikamente. Zusätzlich sollten Betroffene mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen, denn diese wirkt sich sehr günstig aus.

Hängen Psyche und Rücken zusammen?

Diese Frage muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Viele Menschen reagieren auf seelische Belastungen mit Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen. Da starke seelische Anspannung das vegetative Nervensystem direkt beeinflusst, erhöht sie auch die Muskelspannung. So kommt es häufig zu Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich.

Aufgrund der Schmerzen nimmt der Betroffene eine Schonhaltung ein, bewegt sich also noch weniger, was den Schmerz verstärkt. Sind die Muskeln auf Dauer verspannt, werden auch Knochen und Gelenke stärker abgenutzt. Durch den permanenten Schmerz leiden auch die Nerven.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Füßen und Rückenschmerzen?

Oft hängt schlechte Körperhaltung, ein häufiger Grund für Rückenschmerzen, mit den Füßen zusammen. Rollen die Füße beim Laufen beispielsweise nach innen, gerät der Körper aus dem Gleichgewicht. Die Beine drehen ebenfalls nach innen und das Becken kippt leicht nach vorne. Das hat eine stärkere und schmerzhafte Wirbelsäulenkrümmung zur Folge.

Bei längerem Stehen haben viele Menschen Schmerzen im unteren Rücken. Diese können durch das Tragen von Einlegesohlen gelindert werden. Die Sohlen korrigieren die Haltung und gleichen auch Höhenunterschiede zwischen beiden Hüften aus. Auf Dauer macht es jedoch mehr Sinn, die Fußmuskulatur und die gesamte Skelettmuskulatur zu kräftigen.

Bei welchen Symptomen sollten Sie zum Arzt gehen?

Der Orthopäde ist der richtige Ansprechpartner bei Rückenschmerzen, doch auch der Hausarzt kann in vielen Fällen helfen. Geht der Schmerz durch eine Änderung der Haltung nicht zurück und ist er mit Atembeschwerden oder Darm- und Blasenproblemen verbunden, ist immer ein Arztbesuch notwendig. Das gleiche gilt für Schmerzen, die länger als eine Woche ohne erkennbare Besserung anhalten. Bei akuten Schmerzen wird der Betroffene intuitiv einen Arzt aufsuchen. Die Therapie bei Rückenschmerzen richtet sich immer nach der Ursache.

Die Behandlung von Rückenschmerzen

Die Therapie von Rückenschmerzen zielt auf Schmerzbekämpfung und Lockerung verspannter Muskulatur, anschließend auf Muskelkräftigung. Dabei spielt die Physiotherapie eine große Rolle. Kräftigungsübungen betreffen die Muskeln im Bauch- und Rückenbereich und der Beine. Die Bauchmuskeln sind Gegenspieler der Rückenmuskulatur. Ein straffer Bauch unterstützt die aufrechte Haltung. In der Rückenschule lernt der Patient, schädliche Bewegungen wie das falsche Heben schwerer Lasten oder abruptes Aufstehen aus dem Sitzen und Liegen zu vermeiden. Zur langfristigen Vorbeugung empfiehlt es sich, den Arbeitsplatz rückenfreundlich zu gestalten. Mit krankengymnastischen Übungen werden auch bei Bandscheibenvorfällen ausgezeichnete Erfolge erzielt.

Eine Operation ist nur bei absoluter Indikation (muskuläre Lähmung, Blasen- oder Darmlähmungen) und erfolglosem konservativem Therapieversuch angezeigt.

 

Die Reha bei Rückenschmerzen

Rehabilitationsmaßnahmen werden individuell angeordnet und sind oft notwendig, da Betroffene ein ganzes Spektrum an Symptomen aufweisen. Viele chronische Schmerzpatienten haben schon diverse erfolglose Therapien hinter sich. Im Rahmen einer Reha erhalten sie eine optimale Behandlung, die auf mehreren Standbeinen steht. Auch in einer Reha-Klinik stehen Physiotherapie und medizinische Trainingstherapie zur Muskelkräftigung im Vordergrund. Auch die Psychologen sind Teil des Schmerzkonzeptes, um zur Schmerzdistanzierung und gesünderem Umgang mit Belastungssituationen beizutragen.

Es ist nicht möglich durch den Arzt zuhause diese Leistungen in einem festen Zeitabschnitt anbieten. In der Klinik lernen Patienten auch geeignete Verhaltensweisen zur Schmerzvermeidung. Bei chronischen Schmerzen geht es oft um die Wiedereingliederung in den Beruf, da Kranke lange Zeit arbeitsunfähig waren. Auch hierbei können Reha-Maßnahmen unterstützen.

Portrait von Dr. med. Rosemarie Hofem.
Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie