Lungen-OP

Zuletzt aktualisiert: 04.09.2024 | Lesedauer: ca. 7 Min.

Operationen an der Lunge führen häufig zur Entfernung von Teilen des Lungengewebes. Zu den häufigsten Ursachen für einen operativen Eingriff an der Lunge zählt die Abklärung und Behandlung von unklaren Strukturen in der Lunge (Tumor). Diese Strukturen können sowohl gut- als auch bösartig sein. Eine operative Behandlung der Lunge mittels chirurgischer Verfahren ist Bestandteil der Thoraxchirurgie (Thorax = Brustkorb). Nach der Behandlung schließt sich im Rahmen eines Nachsorgekonzepts meist eine Rehabilitationsmaßnahme an.

Gründe für eine Lungen-OP

Der kleinste Eingriff an einer Lunge ist die Entnahme einer Gewebeprobe. Ihr Arzt hat damit die Möglichkeit, zunächst grundsätzlich eine Diagnose zu stellen. Größere Operationen sind meist mit der Entfernung von Teilen der Lunge, beispielsweise einem Lungensegment, -lappen oder einem vollständigen Lungenflügel verbunden. Dieser tiefgreifende Einsatz ist notwendig, um bei Lungenkrebs den Tumor und die zugehörigen Krebszellen zu entfernen.

Auch ein Lungenemphysem (Überblähung der Lunge), das im fortgeschrittenen Stadium von massiven Atembeschwerden begleitet wird, ist ein Grund für eine Operation. Die Krankheit ist häufig Teil der COPD  (englisch: Chronic Obstructive Pulmonary Disease), der chronisch-obstruktiven Bronchitis, die mit einer Verengung der Atemwege einhergeht.

Die Lunge ist mit einem Lungenfell überzogen. Dieses ist mit dem Rippenfell verbunden und ermöglicht die Lungenausdehnung innerhalb des Brustkorbs. Wenn das Rippenfell von einem Tumor befallen ist, nimmt der Arzt eine chirurgische Entfernung vor. Auch ein Pneumothorax (Luftansammlung im Rippenspalt) begründet einen Eingriff.

Schematische Darstellung einer Lunge mit Lungenemphysems (Überblähung).

Verlauf der Behandlung

In Abhängigkeit vom geplanten Eingriff stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung. Häufig befinden Sie sich bei einer Lungen-OP in einer Halbseiten-Lage. Ihr Chirurg setzt an der Randposition des Schulterblattes einen Schnitt, um von dort aus ein Auseinanderspreizen der Rippen zu ermöglichen. Hochauflösende Computerbilder bieten Ihrem Arzt einen genauen Überblick. Wenn möglich, wird mit der minimalinvasiven Methode (Schlüssellochmethode) gearbeitet, die nur kleine Hautschnitte erfordert. Der Chirurg wird mit Ihnen vorab besprechen, ob dieses Verfahren für Sie in Frage kommt und die hiermit verbundenen Vor- und Nachteile erörtern. Je nach Größe und Position des Tumors entscheidet Ihr Operateur über das Ausmaß der Gewebeentfernung. Über die verschiedenen Möglichkeiten und Details hat er Sie vor dem Eingriff ausführlich informiert

Die unterschiedlichen Verfahren der Operation

Die Gewebeprobe zur Diagnose entnimmt Ihr Arzt z.B. über eine CT-gesteuerte Punktion oder mittels einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung). Auch das schonende Abtragen kleiner Strukturen in den Atemwegen ist auf diese Weise möglich. Wenn vor der OP unklar ist, um was es sich genau handelt, kann auch während der Operation eine Gewebeprobe sofort von einem Spezialisten (Pathologe) untersucht werden, der dann feststellen kann, ob es sich um ein gut- oder bösartiges Geschehen handelt.

Die chirurgischen Operationen haben ihre Namen nach dem Ausmaß des zu entfernenden Gewebes. Die Art des Eingriffs wird vorab mit Ihnen besprochen.

  • Keilresektion: Entfernung eines kleinen Teils (Keil) der Lunge, ohne Berücksichtigung der anatomischen Lungengrenzen
  • Segmentresektion: Entfernung eines Segmentes (Teil) der Lunge
  • Lobektomie: Entnahme eines Lungenlappens
  • Manschettenresektion: nach Entfernung eines Lungenstücks wird die Lunge wieder verbunden, um möglichst wenig von der gesunden Lunge zu entfernen
  • Pneumektomie: Entfernung eines vollständigen Lungenflügels
  • Lungentransplantation: Einpflanzung eines neuen Organs von einem Spender (Therapie der Wahl bei vollständigem Funktionsausfall der Lunge)

Eventuelle Komplikationen während der Operation

Wie bei allen chirurgischen Eingriffen sind prinzipiell auch bei einer Operation an der Lunge Komplikationen möglich. Ihr Arzt bespricht diese in einem Aufklärungsgespräch detailliert mit Ihnen. Komplikationen sind beispielsweise Wundheilungsstörungen oder Infektionen, eventuell Schmerzen und entzündliche Prozesse. Eine umsichtige Behandlung und Nachsorge helfen, diese Risikofaktoren zu minimieren

Die Nachsorge

Die Belastungen einer Lungen-OP sind für Körper und Psyche erheblich. Viele Patienten erleben ein hohes Maß an Beanspruchung und Erschöpfung. Dementsprechend wichtig ist eine umsichtige Nachsorge, bei der eine Regeneration und abschließende Gesundung möglich sind. Hierzu stehen unterschiedliche Varianten einer Reha-Behandlung zur Verfügung. Ihr behandelnder Arzt bespricht mit Ihnen, welche Form vor dem Hintergrund Ihres Krankheitsbildes besonders gut geeignet ist.

Voraussetzungen für eine rehabilitative Maßnahme

Die Voraussetzung für den Beginn einer Reha ist die abgeschlossene medizinische Behandlung Ihrer ursächlichen Lungenerkrankung. Neben den regelmäßigen Untersuchungen im Rahmen der Nachsorge steht Ihnen eine Reha zu, die stationär, teilstationär sowie ambulant  möglich ist. Für welche Form Sie sich entscheiden, liegt einerseits an den Behandlungsempfehlungen Ihres Arztes und andererseits an Ihren persönlichen Bedürfnissen und Erfordernissen. Hierbei sind Ihre spezielle Situation sowie noch bestehende Einschränkungen oder Begleiterkrankungen zu berücksichtigen.

Schematische Darstellung der Lungenflügel im menschlichen Körper.

Ziele der Rehabilitation

Die Reha dient in erster Linie der Wiederherstellung Ihrer Gesundheit in körperlicher und seelischer Hinsicht. Eventuelle funktionelle Einschränkungen, die nach der Operation noch bestehen, sollen durch die Therapien behoben bzw. minimiert werden (Narben, Schmerzen). Dieses gelingt durch gezielte Anwendungen, die Ihren Bedürfnissen individuell entsprechen. Bei seelischen Problemen stehen während der Maßnahme verschiedene Entspannungsverfahren oder auch psychologische Unterstützung zur Krankheitsbewältigung bereit. Bei Bedarf haben Sie die Möglichkeit, auf diverse therapeutische Angebote zurückzugreifen, darunter Massagen, Ernährungsberatung, Ergotherapie, Inhalationstherapie und ähnliche mehr. Bei noch berufstätigen Patienten ist die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit ein wichtiges Reha-Ziel.

Dauer der Reha

Die Dauer der rehabilitativen Maßnahme beträgt in der Regel drei Wochen. Über die eigentliche Maßnahme hinaus bespricht Ihr Therapeut weiterführende Optionen für den Bedarfsfall mit Ihnen, darunter beispielsweise eine längere ambulante Physiotherapie, Reha-Sport oder eine Psychotherapie mit wöchentlichen Sitzungen zur Unterstützung. Falls es absehbar zu einer verzögerten Genesung kommt oder z.B. Hilfsmittel erforderlich sind, können diese Probleme gemeinsam mit dem Sozialdienst im Rahmen der Reha gelöst werden

Hinweise zur Antragstellung

Bei der Antragstellung  ist Ihnen zunächst Ihr behandelnder Arzt behilflich, der mit Ihnen die Kriterien und Ihren Bedarf bespricht. Darüber hinaus sind der Sozialdienst der Klinik, in der Sie operiert wurden, zuständig und ebenso die Reha-Servicestellen der Krankenkasse. Auch der Rentenversicherungsträger offeriert Materialien und Hilfestellungen zum Reha-Antrag, vor allem vor dem Hintergrund der späteren Rückkehr in den Beruf.

Fazit

Lungenerkrankungen, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, stellen für viele Patienten eine hohe körperliche und seelische Belastung dar. Neben der eigentlichen Krankheitsbehandlung gilt es zur gewohnten Stabilität zurückzufinden. Auch Veränderungen der Lebensgewohnheiten gehören meist dazu. Eine umsichtige Nachsorge, insbesondere in Verbindung mit einer Reha-Maßnahme, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine vollständige Genesung. Das Wahrnehmen dieser unterstützenden Angebote ist gleichzeitig die beste Prävention (Vorbeugung). Sie ermöglicht im Idealfall die langfristige Bewältigung von Alltag und Beruf. Das Einholen von ausführlichen Informationen und die Beratung durch eine Reha-Servicestelle sind dabei sinnvolle Möglichkeiten bei Ihrer Planung.

Portrait von Prof. Dr. med. Andreas Dösch
Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie

Chefarzt Innere Medizin