Die Bauchspeicheldrüse ist maßgeblich an wichtigen körperlichen Funktionen beteiligt. Sie reguliert den Blutzuckerspiegel und produziert ein für die Verdauung notwendiges Sekret. Ist die Funktion der Bauchspeicheldrüse, die auch als Pankreas bezeichnet wird, durch Entzündungen, Tumore, Zysten oder Gallensteine eingeschränkt, kann eine Operation notwendig sein. Im folgenden Text werden die Indikationen sowie Vorbereitungen, Methoden, mögliche Komplikationen und die Nachsorge einer Pankreas-OP vorgestellt. Außerdem geht es darum, welche Erfolge eine Reha nach einer Bauchspeicheldrüsenoperation erzielen kann und welche Dinge beim Antrag zu beachten sind.
Die von der Fachmedizin als Pankreas bezeichnete Bauchspeicheldrüse ist ein für den Stoffwechsel des Körpers wichtiges, kleines Organ zwischen Magen, Zwölffingerdarm und Milz. Im Detail besteht der Pankreas aus Korpus, Kopf und Schwanz und ist etwa 15cm lang. Die von der Bauchspeicheldrüse produzierten Stoffwechselhormone Glukagon und Insulin regulieren, heben oder senken den Blutzuckerspiegel. Die Bildung von Hormonen wird häufig auch als endokrine Funktion bezeichnet. Zudem bildet die Bauchspeicheldrüse täglich etwa 1,5 - 3 l enzymhaltiges Sekret für die Verdauung der aufgenommenen Nahrung im Darm. Mehr als 20 verschiedene Verdauungsenzyme entstehen in der Bauchspeicheldrüse, damit die Nährstoffe ins Blut aufgenommen werden können.
Kommt es zu einer Störung oder einer ernsthaften Erkrankung, wirkt sich das beeinträchtigend auf den Stoffwechsel und die Verdauung aus. Mögliche schwere Erkrankungen sind eine akute oder chronische Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) oder ein Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) sowie eine Pankreas-Zyste oder Fistel. Zudem kann sich aus einem gestörten Zuckerhaushalt eine Diabetes mellitus , im Volksmund "Zuckerkrankheit", entwickeln.
Verschiedene Erkrankungen können die Funktion der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigen und eine Operation zur Behebung notwendig machen. Dazu gehören:
Akute Pankreatitis: Akute Entzündungen der Bauchspeicheldrüse können harmlos verlaufen, aber auch mit großen Komplikationen wie einer Fibrose, also einer Zerstörung des Gewebes, einhergehen. In manchen Fällen löst die Pankreatitis ein Multiorganversagen aus und muss unbedingt operativ behandelt werden. Das Ziel des Eingriffs ist, den Entzündungsherd zu entfernen und die Organfunktion somit zu erhalten.
Chronische Pankreatitis: Im Falle einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird eine Operation eingesetzt, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreicht, um die Beschwerden zu lindern.
Pankreaskarzinom: Bei einer Tumorerkrankung der Bauchspeicheldrüse ist in der Regel eine Operation notwendig, um den Tumor und das umliegende Gewebe zu entfernen und die Krankheit zu heilen. Dies ist aber nur möglich, wenn der Krebs sich vollständig entfernen lässt und noch nicht gestreut hat. Auch bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann eine Operation sinnvoll sein, beispielsweise um Schmerzen zu verringern.
Neuroendokrine Tumore: Neuroendokrine Tumore sind eine seltene Art von Tumoren der Bauchspeicheldrüse. Sie gehen von den hormonproduzierenden Zellen aus. In der Regel erfordert diese Tumorart einen operativen Eingriff, der häufig minimalinvasiv und organerhaltend erfolgen kann.
Zysten: Zysten der Bauchspeicheldrüse treten relativ häufig auf. Als Zysten bezeichnet man Hohlräume im Gewebe, die von einer Kapsel umgeben sind und mit Flüssigkeit, Blut oder Eiter gefüllt sind. An der Bauchspeicheldrüse entstehen sie häufig als Folge von Entzündungen. Sogenannte intraduktale papillär-muzinöse Neoplasien (IPMN) oder muzinös zystische Neoplasien können einen Grund zur Operation darstellen, da aus ihnen ein bösartiger Tumor entstehen kann.
Gallensteine: Abgegangene Gallensteine können vor dem Ausgang des Zwölffingerdarms festsitzen und Gallen- sowie Bauchspeicheldrüsengang verstopfen. Die Steine verhindern somit den Abfluss der Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit und begünstigen Entzündungen. Um die Steine zu entfernen, ist häufig ein operativer Eingriff nötig.
In der Regel erfolgt die Aufnahme im Krankenhaus am Tag vor der Pankreas-OP. Es werden allgemein übliche Untersuchungen wie eine Blutuntersuchung, Blutdruckmessung und EKG durchgeführt. Da die Operation unter Vollnarkose stattfindet, darf ab dem Abend vor dem Eingriff nichts mehr gegessen, getrunken oder geraucht werden. In seltenen Fällen ist auch eine spezielle Darmreinigung notwendig. Falls zu diesem Zeitpunkt noch Fragen zum Eingriff oder zur Nachsorge offen sein sollten, können diese mit dem behandelnden Team besprochen werden.
Wenn die medikamentöse und endoskpoische Behandlung einer chronischen Pankreatitis nicht zum gewünschten Erfolg führt oder ein Pankreaskarzinom vorliegt, ist eine Pankreas-OP unumgänglich. Dabei stehen den behandelnden Chirurg:innen verschiedene Techniken zur Verfügung:
Die Frey Operation kommt meist bei chronischer Pankreatitis zum Einsatz, bei der vor allem der Pankreas-Kopf betroffen ist. Dabei wird je nach Ausbreitung der Entzündung sowohl der Pankreaskopfbereich entfernt als auch der Pankreasgang gespalten, um den Abfluss des Bauchspeichels zu ermöglichen.
Bei der Whipple'schen Operation (auch OP nach Kausch-Whipple) bei Bauchspeicheldrüsenkrebs werden neben dem Pankreaskopf auch Gallenblase und Gallengang sowie Zwölffingerdarm und ein Drittel des Magens entfernt. Die Operation teilt sich in Organ-Entfernung und Wiederherstellung der Magen-Darm-Passage. Der Eingriff erfolgt über einen langen, quer verlaufenden Schnitt am Oberbauch. Es handelt sich hierbei um einen besonders komplizierten und risikoreichen Eingriff.
Die Operation nach Traverso, bei der der Magen intakt bleibt, bewährt sich bei kleineren oder nicht zu nahe am Magenpförtner gelegenen Tumoren.
Bei der Pankreaslinksresektion werden entweder der Pankreas-Schwanz oder der Schwanz und ein Teil des Pankreas-Körpers entfernt. In den meisten Fällen muss zusätzlich auch die Milz entfernt werden. Der Eingriff kann, aber muss nicht zu einem Diabetes mellitus führen.
Bei einer totalen Pankreatektomie wird die komplette Bauchspeicheldrüse sowie Zwölffingerdarm und Milz, unterer Gallengang und Gallenblase entfernt. Nach der Operation kommt es zwangsweise zu einem Diabetes mellitus und zu einem Enzymmangel.
Welche Technik im Einzelfall angezeigt ist, entscheiden die behandelnden Mediziner:innen. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs kann auf die OP eine Chemotherapie oder Strahlentherapie folgen.
Wie bei jeder Operation birgt auch die Pankreas-OP Risiken. Da es sich um einen besonders komplexen Eingriff handelt, ist das Risiko für gewisse Komplikationen etwas höher als bei anderen Bauchoperationen. Es kommt in etwa 30 Prozent der Eingriffe zu unerwünschten Nebenwirkungen nach der Operation. Komplikationen, die bei einer Pankreas-OP auftreten können, sind:
Um das Risiko für gefährliche Folgeschäden möglichst gering zu halten, sollte der Eingriff in einer Klinik durchgeführt werden, die auf Bauchspeicheldrüsenoperationen spezialisiert ist.
Nach einer Pankreas-OP bleiben Patient:innen in der Regel einige Tage auf der Intensivstation, um mögliche Komplikationen möglichst schnell zu erkennen. Da nach dem Eingriff noch Schmerzen auftreten können, empfiehlt sich in den ersten drei bis vier Tagen eine Schmerzmedikation. Das Bett können Sie in der Regel bereits am ersten Tag nach der Operation mithilfe der Pflegefachkräfte verlassen, um sich zu waschen. Ab dem zweiten Tag nach dem Eingriff können Sie einige Schritte selbstständig laufen und die Bewegung im Laufe der nächsten Tage stetig erhöhen. Die gesamte Dauer des Krankenhausaufenthalts beträgt etwa zwischen 12 und 25 Tagen. Direkt nach dem Eingriff erfolgt die Nahrungsaufnahme über eine Sonde, die während der OP in den Dünndarm gelegt wird. Nach 1-2 Tagen kann die Nahrungsaufnahme langsam aufgebaut werden. Auf übermäßig fette und süße Speisen sowie Alkohol sollten Patient:innen gänzlich verzichten. Nach der Entlassung ist eine Reha als Anschlussheilbehandlung sinnvoll, um zu regenerieren und mögliche Beschwerden zu lindern.
In den Wochen nach der Operation fühlen sich viele Patient:innen noch sehr müde und matt. Reisen sowie schwere körperliche Betätigungen und ruckartiges Anspannen der Bauchdecke (zum Beispiel beim Husten) sollten in den ersten 4-6 Wochen vermieden werden. In den folgenden Jahren sollten in regelmäßigen Abständen (etwa alle 3-6 Monate) Kontrolluntersuchungen stattfinden, um die Funktion der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen und den Blutzucker zu bestimmen, um eine möglicherweise auftretende Zuckerkrankheit frühzeitig zu erkennen. Circa 50 Prozent aller Pantient:innen nach Resektion der Bauchspeicheldrüse müssen langfristig Medikamente einnehmen, um die Nahrungsverdauung zu unterstützen.
Die stationäre , teilstationäre oder ambulante Reha nach einer Pankreas-OP muss als Anschlussheilbehandlung (AHB) innerhalb von 14 Tagen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus begonnen werden. Der Antrag ist an den zuständigen Kostenträger (z. B. Krankenkasse oder Rentenversicherer) zu stellen, darum kümmert sich der Sozialdienst im Krankenhaus.
Bei einer Ablehnung durch den Kostenträger, zum Beispiel wegen dauerhafter Erwerbsunfähigkeit, sollten Sie hartnäckig bleiben und innerhalb eines Monats nach Erhalt des Ablehnungsbescheids Widerspruch einlegen. Dem Widerspruch ist eine ausführliche, fachlich nachvollziehbare Begründung der medizinischen Notwendigkeit durch Ihren Arzt oder Ihre Ärztin beizulegen. In sehr vielen Fällen hat der Widerspruch nach einer Ablehnung Erfolg und Sie können Ihre Reha nach einer Pankreas-OP in einer geeigneten Reha-Klinik Ihrer Wahl antreten.
Die Reha dauert in der Regel drei Wochen mit Option auf Verlängerung . Die Patient:innen erlernen in der Reha, physisch und psychisch mit der Situation umzugehen, ihre Ernährung umzustellen und erhalten Hilfestellung bei der Bewältigung von Problemen. Zu diesem Zweck wird zu Beginn der Reha ein individueller Therapieplan zusammengestellt, der auf die Beschwerden und Bedürfnisse der Patient:innen zugeschnitten ist. Mögliche Behandlungselemente sind:
Es gibt vielzählige Indikationen, die eine Pankreas-OP notwendig machen können. Da es sich häufig um sehr komplizierte Eingriffe handelt, sollte die Operation möglichst in einer spezialisierten Klinik durchgeführt werden, damit Komplikationen vermieden werden können. Je nach Art und Schwere der Erkrankung müssen die Patient:innen nach dem Eingriff noch eine Weile im Krankenhaus verbringen und engmaschig medizinisch betreut werden. Um den Übergang in den Alltag zu erleichtern und einen Umgang mit der neuen Lebenssituation nach einer Pankreas-OP zu erlernen, kann eine stationäre Reha ein geeignetes Mittel sein.