PROMs bei psychosomatischen Erkrankungen

Zuletzt aktualisiert: 10.12.2024 | Lesedauer: ca. 4 Min.

In der Pilotstudie „Ergebnismessung in der Psychosomatik“ im Zeitraum von Juli 2019 bis Juli 2020 haben deutschlandweit 12 Rehakliniken freiwillig teilgenommen. Es wurden über 3.500 Patient:innen mit den Indikationen Depressionen und Angststörungen befragt. Dabei wurde die Veränderung der Krankheitssymptomatik bzw. der subjektiv empfundenen Lebensqualität auf Basis von Patient Reported Outcome Measures (PROMs) erhoben.

Zusammenfassung der Fakten zu einer PROMs Studie in der Psychosomatik. Es gibt Informationen zu teilgenommenen Rehakliniken, Befragungszeitraum, Erhebungszeitpunkte, Indikatoren und Instrumente, Projektbeteiligte und Ergebnisse.

Ziele der Pilotstudie Psychosomatik

In diesem Pilotprojekt zur onkologischen Rehabilitation wurden Effektstärken verschiedener PROMs zur Messung des Behandlungserfolgs verwendet. Ziele der Pilotstudie waren die Überprüfung der Instrumente

  • VR-12 indikationsübergreifend,
  • PHQ-9 für Depressionen
  • GAD-7 für Angststörungen

in Bezug auf die Messung der patientenberichteten Ergebnisqualität in der Rehabilitation sowie die Ermittlung von Unterschieden im Outcome zwischen den teilnehmenden Rehakliniken.

Ergebnisse der Pilotstudie Psychosomatik

Die Pilotstudie bestätigt die Eignung der verwendeten Befragungsinstrumente zur Messung der Ergebnisqualität in der psychsosomatischen Rehabilitation. Auf Rehaklinikebene variieren die Effektstärken je nach Indikation, wobei hohe Veränderungen während der Rehabilitation festgestellt wurden, insbesondere im psychischen Bereich.Die Ergebnisse können in einen Index zusammengeführt werden, der sich zum Public Reporting bei DAS REHAPORTAL eignet.

Messungen zeigen bei allen teilnehmenden Kliniken positive Effektstärken mit mittlerer bis großer Ausprägung, ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die therapeutische Behandlung positiv auf die allgemeine Lebensqualität und auf krankheitsspezifische Einschränkungen der Patient:innen ausgewirkt hat.

Krankheitsspezifische PROMs

Die unadjustierten Effektstärken zeigen hohe Werte für PHQ-9 und GAD-7 für Depressionen und Angstörungen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Rehabilitation einen signifikanten Einfluss auf die spezifische Lebensqualität von Krebspatient:innen hat.

Generischer PROM

VR12 MCS: Hohe Effektstärken ergeben sich bei Messung der psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit dem generischen Fragebogen VR-12.

VR12 PCS: Erwartbar geringer, da nicht expliziter Behandlungsfokus in psychosomatischer Rehabilitation, aber doch bemerkenswert sind Effektstärken bei Messung der körperlichen gesundheitsbezogenen Lebensqualität. 

Risikoadjustierung

Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie ist die Notwendigkeit der Risikoadjustierung der Ergebnisse für einen fairen Vergleich zwischen den Rehakliniken. Dies zeigt sich besonders deutlich darin, dass nach der Adjustierung teilweise andere Rehakliniken besser oder schlechter abschneiden, als ohne Adjustierung.

Der wesentliche Vorhersagefaktor für die Behandlungsergebnisse ist erwartungsgemäß die Belastung der Patient:innen zum Aufnahmezeitpunkt der Rehabilitation. Je besser der Gesundheitszustand zu Beginn der Therapie, desto besser sind in der Regel auch die Ergebnisse bei der Entlassung. 

Risikofaktoren, die das Ergebnis negativ beeinflussen können, sind z. B.

  • ein geplanter oder bereits gestellter Antrag auf Erwerbsminderungsrente,
  • eine vor der Aufnahme bestehende Arbeitsunfähigkeit (besonders, wenn diese bereits seit mehr als 6 Monaten besteht),
  • niedrigere Schul- und Berufsausbildung,
  • körperliche und psychische Komorbidität,
  • Familienstand (ledig/getrenntlebend/geschieden/wieder verheiratet bzw. Partnerschaftsstatus (ohne feste Partnerschaft), oder
  • eine Aufforderung zur Durchführung einer Rehabilitation durch die Krankenkasse oder die Agentur für Arbeit.

Limitationen

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse der Studie gibt es einige Einschränkungen, die berücksichtigt werden müssen. Die niedrigen Fallzahlen in den Indikationen könnten die statistische Aussagekraft der Ergebnisse beeinträchtigen. 

Zusammenfassender Index

Um den Vergleich der Ergebnisqualität zwischen den Rehakliniken intuitiver zu gestalten, wurde der Qualitätsindex ProQI (Patient Reported Outcome Quality Index) genutzt. Dieser Index ermöglicht es, die Behandlungserfolge der verschiedenen Rehakliniken direkt miteinander zu vergleichen. Die Berechnung des ProQI  erfolgt instrumenten- und indikationsspezifisch, wobei die indikationsspezifischen PROMs doppelt gewichtet werden. Der Gesamt-ProQI wird als Mittelwert über die indikationsspezifischen ProQIs gebildet und auf einen Wertebereich von 0 bis 100 skaliert, um eine intuitive Interpretation zu ermöglichen.

Zusammenfassung der Auswertung des ProQI in der Psychosomatik.

Public Reporting der Studienergebnisse

Der Qualitätsindex ProQI wird als Teil des Public Reportings des REHAPORTALS veröffentlicht. Die Einzelergebnisse des Pilotprojektes und der daran teilnehmenden Rehakliniken sind online für Patient:innen einsehbar. Eine Sortierung nach den Indikationen Depressionen und Angststörungen ist möglich.

Portrait von Gina-Sophie Labahn.
M.Sc. Public Health and Administration

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
DAS REHAPORTAL

Portrait Anu Wank

Studentische Mitarbeiterin
DAS REHAPORTAL