Kardiomyopathie

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Dr. Robin Schulze (Autor:in)
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Sportmedizin

Chefarzt Kardiologie

Mettnau, Werner-Messmer-Klinik

Zuletzt aktualisiert: 15.05.2025 | Lesedauer: ca. 9 Min.

Kardiomyopathie ist der medizinische Begriff für eine Erkrankung des Herzmuskels. Sie kann dazu führen, dass das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Körper pumpt – man spricht dann von einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz ). Häufig bemerken Betroffene zunächst eine abnehmende körperliche Belastbarkeit oder Atemnot.

Es gibt verschiedene Formen dieser Erkrankung, am häufigsten sind die dilatative Kardiomyopathie (eine Erweiterung des Herzmuskels mit verringerter Pumpleistung) und die hypertrophe Kardiomyopathie (Verdickung des Herzmuskels mit eingeschränkter Funktion). Beide Formen können unbehandelt zu ernsthaften Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder einem erhöhten Risiko für den plötzlichen Herztod führen.

Lesen Sie im folgenden Artikel alles über Kardiomyopathie und wie diese in einer Reha behandelt wird.

Ursachen einer Kardiomyopathie: Genetische und äußere Auslöser

Kardiomyopathien treten häufig familiär gehäuft auf. In vielen Fällen liegt eine genetische Veranlagung vor – das gilt sowohl für die dilatative als auch für die hypertrophe Kardiomyopathie.

Darüber hinaus kommen bei der dilatativen Kardiomyopathie auch äußere Einflüsse als Ursachen infrage, wie zum Beispiel:

  • Virale oder bakterielle Infektionen,
  • Alkohol- oder Drogenmissbrauch,
  • Gifte (z. B. Chemikalien, Medikamente),
  • Autoimmunerkrankungen,
  • Schwangerschaft: Hier kann sich eine sogenannte peri- oder postpartale Kardiomyopathie (PPCM) entwickeln – eine seltene, aber ernsthafte Form, die rund um die Geburt auftritt.

In einem Teil der Fälle lässt sich jedoch keine klare Ursache feststellen. Fachleute sprechen dann von einer idiopathischen Kardiomyopathie.

Welche Symptome zeigen sich bei einer Kardiomyopathie?

Eine Kardiomyopathie führt zu einer Verminderung der Herzfunktion wodurch das Herz nicht mehr ausreichend Blut in den Körper- und Lungenkreislauf pumpen kann. Durch die verringerte Pumpleistung des Herzens werden Organe schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt – es kommt zu einer Vielzahl körperlicher Beschwerden.

Die häufigsten Symptome einer Kardiomyopathie sind:

  • Atemnot oder Luftnot, insbesondere bei Belastung oder im Liegen

  • Wasseransammlungen (Ödeme) in Beinen, Bauch oder Lunge

  • Verminderte Leistungsfähigkeit und körperliche Schwäche

  • Müdigkeit und Erschöpfung

  • Herzklopfen oder Herzrasen (Tachykardie)

  • Schwindel oder Ohnmachtsanfälle

  • Unregelmäßiger Herzschlag (Herzrhythmusstörungen)

  • Brustschmerzen oder Engegefühl in der Brust

Die Symptome entwickeln sich häufig schleichend und sind je nach Art und Schweregrad der Kardiomyopathie unterschiedlich ausgeprägt. Eine der schwerwiegendsten Komplikationen – insbesondere bei der dilatativen Kardiomyopathie – ist das plötzliche Herzversagen, das meist durch schwere Herzrhythmusstörungen ausgelöst wird (plötzlicher Herztod).

Ein Mann mit Brustschmerzen sitzt auf dem Sofa fasst sich mit einem Schmerzgesicht an die Brust.
Brustschmerzen können ein mögliches Symptom einer Kardiomyopathie sein und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Diagnose der Kardiomyopathie: Wie wird die Erkrankung festgestellt?

Der Verdacht auf eine Kardiomyopathie ergibt sich häufig aufgrund typischer Beschwerden wie Luftnot, verringerter Leistungsfähigkeit oder Herzrhythmusstörungen. Auch sichtbare Wasseransammlungen (Ödeme) bei der körperlichen Untersuchung können Hinweise geben.

Zur genauen Abklärung ist die Überweisung an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Kardiologie erforderlich. Dort erfolgen spezielle Untersuchungen. Die wichtigste Methode zum Nachweis der Erkrankung ist der Herzultraschall (Echokardiografie). Dabei kann beurteilt werden, wie gut das Herz arbeitet und ob der Herzmuskel verändert ist.

Auch Laboruntersuchungen liefern entscheidende Hinweise. So lässt sich feststellen:

  • ob Organe bereits geschädigt wurden,
  • ob eine Entzündung oder Infektion vorliegt und
  • wie stark das Herz belastet ist – etwa anhand des BNP- oder NT-proBNP-Werts.

Zusätzlich werden Werte wie Elektrolyte, Gesamteiweiß und der Säure-Basen-Haushalt bestimmt, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu bewerten.

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Welche Untersuchungen bei Ihnen nötig sind, hängt von der Art Ihrer Erkrankung, dem Schweregrad und Ihrer Krankengeschichte ab.
Dr. Robin Schulze

Das Elektrokardiogramm (EKG) zeigt Herzrhythmusstörungen oder andere Veränderungen an. In einigen Fällen ergänzt eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs die Untersuchung, um z. B. eine Vergrößerung des Herzens sichtbar zu machen.

Nach Bestätigung der Diagnose durch den Herzultraschall kommen häufig weitere Untersuchungen zum Einsatz:

  • ein Linksherzkatheter zur Darstellung der Herzkranzgefäße,
  • ggf. ein Rechtsherzkatheter bei Verdacht auf Lungenhochdruck,
  • und ein Kardio-MRT (Herz-Magnetresonanztomografie) zur genaueren Beurteilung der Herzstruktur.

Welche dieser Untersuchungen notwendig sind, hängt von der jeweiligen Form der Kardiomyopathie, dem Schweregrad und der individuellen Krankengeschichte ab.

Ein Mann liegt auf einem Bett und ein EKG wird zur Diagnostik geschrieben
Mit einem EKG lassen sich typische Veränderungen bei Kardiomyopathie erkennen.

Behandlung der Kardiomyopathie

Die Behandlung einer Kardiomyopathie verfolgt das Ziel, die Herzfunktion zu verbessern, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Je nach Verlauf kommen dabei unterschiedliche Therapiebausteine zum Einsatz – von Medikamenten über Bewegungstherapie bis hin zu operativen Eingriffen.

Medikamentöse Therapie

Zur Entlastung des Herzens und Verbesserung der Pumpleistung werden verschiedene Medikamente eingesetzt:

Medikamentengruppe Wirkung / Einsatzbereich
ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker (ARB) Erweiterung der Blutgefäße, Senkung des Blutdrucks
SGLT2-Hemmer Ursprünglich zur Diabetesbehandlung, heute auch zur Unterstützung der Herzfunktion
Betablocker Senkung der Herzfrequenz, Entlastung des Herzmuskels
Spironolacton Verminderung von Wassereinlagerungen, entzündungshemmende Wirkung
Diuretika (Entwässerungsmittel) Einsatz bei starker Ödembildung, zur Reduktion der Flüssigkeitsbelastung

Bei Herzrhythmusstörungen kommen Herzschrittmacher und implantierbare Defibrillatoren (ICD) oder  Medikamente wie Antiarrhythmika zum Einsatz. Zur Verhinderung von Blutgerinnseln haben sich in Einzelfällen blutverdünnende Medikamente bewährt.

Bewegung und Lebensstil

Bei einer Kardiomyopathie ist es wichtig sich angemessen und ausreichend zu bewegen, um Kraft- und Ausdauerleistungsfähigkeit zu erhalten. Ein gezieltes Bewegungsprogramm hilft dabei. Wichtig ist dabei eine individuell angepasste Belastung, ohne Überforderung. Empfohlen wird:

  • moderates Ausdauertraining (3× pro Woche),
  • gezieltes Krafttraining (mind. 2× pro Woche),
  • regelmäßige Bewegung möglichst unter Anleitung – z. B. in einer Herzgruppe oder im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme.

Operative Maßnahmen

Wenn medikamentöse und bewegungsbezogene Therapien nicht ausreichen, stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung:

  • Herzklappenoperationen,
  • Entfernung von verdicktem Herzmuskelgewebe (z. B. bei hypertropher Form),
  • Herzunterstützungssysteme (z. B. LVAD),
  • Herztransplantation in fortgeschrittenen Fällen.
  • Auch das Einsetzen von Resynchronisationssystemen (CRT) oder ICD-Geräten erfolgt operativ, meist in einem kleineren Eingriff durch spezialisierte Kardiolog:innen.

Reha bei Kardiomyopathie

Nach einem stationären Aufenthalt ist bei Kardiomyopathie häufig eine Anschlussheilbehandlung (AHB) sinnvoll. Bei ambulant behandelten Fällen kann alternativ eine medizinische Rehabilitation im Antragsverfahren (MRA) erfolgen. Die Verordnung erfolgt durch ärztliche Fachpersonen – entweder als stationäre Reha oder in Form einer ambulanten Rehabilitation.

Ziel der kardiologischen Rehabilitation ist es, die Lebensqualität zu verbessern, das Risiko für Rückfälle zu senken und die Lebenserwartung zu erhöhen. Die Inhalte der kardiologischen Rehabilitation richten sich unter anderem nach den Therapiestandards der Deutschen Rentenversicherung. Diese kombinieren medizinische, physikalische und psychosoziale Maßnahmen – individuell abgestimmt auf die gesundheitliche Situation der Betroffenen. Dazu gehören unter anderem

  • Bewegungstherapie, angepasst an die individuelle Belastbarkeit,
  • Ernährungsberatung,
  • Schulungen zu Erkrankung, Medikamenteneinnahme und Lebensstil,
  • Entspannungstechniken (z. B. Atemübungen, Stressbewältigung),
  • Ergotherapie,
  • sowie psychologische Begleitung, um mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen.

Ein wichtiges Ziel ist auch, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Alkohol oder unausgewogene Ernährung zu erkennen und langfristig zu beeinflussen. Die körperliche Aktivierung hilft dabei, die Leistungsfähigkeit schrittweise wieder aufzubauen – z. B. nach einer Operation oder einem Krankenhausaufenthalt.

Die Dauer einer kardiologischen Reha beträgt in der Regel drei Wochen. Die Kosten übernehmen in der Regel die gesetzliche Rentenversicherung oder die Krankenkassen, nachdem die Maßnahme durch ärztliche Empfehlung beantragt wurde.

Fazit

Die Kardiomyopathie ist eine Erkrankung des Herzmuskels, bei der sich die Herzkammern erweitern oder der Herzmuskel verdickt. Dadurch kann das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Körper pumpen. Als Folge können Herzrhythmusstörungen oder eine Herzinsuffizienz entstehen.

Da sich die Beschwerden häufig schleichend entwickeln oder anderen Ursachen zugeschrieben werden, bleibt die Erkrankung oft lange unbemerkt. Typische Anzeichen sind Luftnot, Wassereinlagerungen (Ödeme), Müdigkeit und eine eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit.

In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung zunächst konservativ, vor allem durch medikamentöse Therapie und Anpassungen im Lebensstil. Bei schweren Verläufen sind operative Eingriffe erforderlich – zum Beispiel an den Herzklappen oder durch den Einsatz von implantierbaren Geräten wie Herzschrittmachern oder Defibrillatoren (ICD).

Eine kardiologische Rehabilitationsmaßnahme , meist im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung (AHB), hilft dabei, die körperliche Belastbarkeit zu verbessern, psychische Belastungen zu reduzieren und die Lebensqualität langfristig zu erhalten oder sogar zu steigern.

Häuige Fragen zur Kardiomyopathie

Was sind die Symptome einer Kardiomyopathie?

Typische Symptome sind Luftnot, Müdigkeit, Wassereinlagerungen (Ödeme) und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Auch Herzrhythmusstörungen und Brustschmerzen können auftreten. Die Beschwerden entwickeln sich meist schleichend und werden daher häufig erst spät erkannt.

Wie gefährlich ist eine Kardiomyopathie?

Kardiomyopathien können lebensbedrohlich sein, wenn sie unbehandelt bleiben. Besonders gefährlich sind Herzrhythmusstörungen und das Risiko für plötzlichen Herztod. Mit rechtzeitiger Diagnose und gezielter Therapie lässt sich das Risiko jedoch deutlich senken.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Kardiomyopathie?

Zur Behandlung gehören Medikamente, Bewegungstherapie und in schweren Fällen operative Maßnahmen wie ein ICD oder eine Herztransplantation. Welche Therapie sinnvoll ist, hängt von der Form, dem Verlauf und der individuellen Belastbarkeit ab.

Was passiert in der Reha bei Kardiomyopathie?

In der Reha lernen Betroffene, ihre Belastbarkeit zu verbessern und mit der Erkrankung im Alltag umzugehen. Die Reha umfasst Bewegung, Schulungen, Ernährung, psychologische Unterstützung und Entspannungsverfahren.

Ist eine Kardiomyopathie heilbar?

Eine vollständige Heilung ist selten, aber die Erkrankung lässt sich meist gut behandeln. Mit der richtigen Therapie können viele Betroffene über Jahre hinweg ein stabiles Leben führen.

Quellen

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  • McDonagh, T. A., et al. (2021). 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. European Heart Journal, 42(36), 3599–3726. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab368
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  • Heidenreich, P. A., et al. (2022). 2022 AHA/ACC/HFSA guideline for the management of heart failure: A report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Circulation, 145(18). https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000001063
  • Schwaab, B., et al. (2023). Kardiologische Rehabilitation bei Patienten mit Herzinsuffizienz: Gemeinsame Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR). Kardiologie, 17, 161–172. https://doi.org/10.1007/s12181-023-00611-6