Das vordere und das hintere Kreuzband stabilisieren das Kniegelenk beim Beugen und weiteren Bewegungen. Reißt auch nur eines der beiden Kreuzbänder, verliert das Kniegelenk seine Stabilität. Meistens ist eine Sportverletzung für einen Kreuzbandriss verantwortlich. Die risikoreichsten Sportarten sind solche mit raschen Richtungswechseln.
Eine Kreuzband-OP soll die Beweglichkeit und Stabilität Ihres vom Kreuzbandriss geschwächten Kniegelenks wieder herstellen. Obwohl sich manche Kreuzbandrisse auch ohne Operation behandeln lassen, verspricht eine Kreuzband-OP in der Regel ein besseres Langzeitergebnis. Bei der Kreuzbandoperation ersetzt der Chirurg das beschädigte Kreuzband üblicherweise durch patienteneigenes Sehnengewebe. Heute finden fast alle Kreuzbandoperationen minimal-invasiv mit nur kleinen Schnitten statt.
Gelegentlich erfolgt eine Kreuzband-OP ambulant, meistens jedoch stationär mit einem bis zu 3-tägigen Krankenhausaufenthalt. Die Operation kann in Voll- und Teilnarkose erfolgen. Je nach Schwere der Verletzung und eingesetzter Operationstechnik dauert der Eingriff zwischen ein und zwei Stunden.
Bei einem frischen Kreuzbandriss kann der Chirurg das abgerissene Ende theoretisch wieder am ursprünglichen Ansatzort vom Oberschenkelknochen zur Anheilung anbringen. Diese Operationstechnik wird jedoch heute in der Regel nicht verwendet.
Aufgrund der besseren Nachuntersuchungsergebnisse werden vordere Kreuzbandrisse heute durch eigenes Sehnengewebe komplett ersetzt.
Grundsätzlich stehen für den Kreuzbandersatz drei verschiedene Transplantattypen zur Verfügung:
Letztere zwei Optionen werden nur in Ausnahmefällen gewählt.
Ziel einer Kreuzband-OP ist es, die Funktion und Stabilität des Kniegelenks bestmöglich wiederherzustellen. Da für einen Kreuzbandersatz meistens eine körpereigene Sehne genommen wird, kommen Abstoßungsreaktionen kaum vor. Es kann passieren, dass sich das Kreuzbandtransplantat nach der Operation lockert oder reißt. Gelegentlich bleiben ein verminderter Bewegungsumfang und ein gelockerter Bandapparat des Knies zurück.
Insgesamt sind die Operationserfolge gut, wobei sie beim vorderen Kreuzband besser sind als beim hinteren Kreuzband. Auch der Heilungsprozess verläuft normalerweise gut.
Ist nur ein Teil vom Kreuzband gerissen, kann die im Heilungsprozess entstehende Narbenbildung zu einer erneuten Stabilisierung des Kniegelenks führen. Eine Operation erübrigt sich dann fast immer. Die rasche ärztliche Diagnostik nach der Verletzung hilft sehr bei der Beurteilung des Gelenkschädigungsausmaßes und dem Abwägen des Für und Wider einer Kreuzbandoperation. Empfehlenswert ist der operative Eingriff auf jeden Fall für Sportler. Die Kreuzband-OP kann üblicherweise die Funktion und Stabilität des Kniegelenks langfristig und sicherer wieder erreichen als eine konservative Therapie.
Da es sich beim Kreuzbandriss um eine schwere Verletzung des ohnehin sehr komplexen Kniegelenks handelt, bildet die Nachbehandlung einen wichtigen Teil des Therapieplans. Innerhalb der ersten Tage im Anschluss an die Operation sollten Sie Ihr Kniegelenk schonen. Meist wird das Knie dazu in einer Schiene stabilisiert. In dieser Phase geht es vor allem um Schwellungs- und Schmerzlinderung. Parallel startet die Physiotherapie mit ersten Bewegungsübungen.
Im Anschluss an die Kreuzband-OP geht es so früh wie möglich mit der Reha weiter. Ein Physiotherapeut beginnt zunächst damit, Ihr Kniegelenk überwiegend passiv zu bewegen. Er führt die Übungen Ihres Beins mit seinen Händen selbst aus. Ungefähr ab der dritten Woche nach der Operation stehen Übungen zum Muskelaufbau an Oberschenkel und Unterschenkel im Fokus. Zur Wiederherstellung und Sicherung einer beschwerdefreien Funktion sind ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahmen in einer Rehaklinik in der Regel ab der 6. Woche nach OP absolut sinnvoll. Die Beweglichkeit des Kniegelenks wird weiter trainiert und außerdem das Gangbild verbessert. Spezielle Koordinationsübungen tragen zur Normalisierung Ihrer Bewegungsabläufe bei.
Die Reha-Übungen sollen erreichen, dass Ihr Kniegelenk wieder voll beweglich, funktionsfähig und stabil wird. Darüber hinaus berücksichtigt der Physiotherapeut Ihre persönlichen Ansprüche, zum Beispiel sportspezifische Anforderungen oder andere für Ihre berufliche Arbeit wichtigen Voraussetzungen. Sportler entscheiden gemeinsam mit ihrem Trainer, ab wann die Wiederaufnahme von Wettkampfsport möglich ist.
Es dauert nach einer Kreuzbandoperation ungefähr 3 Monate, bis ein Patient wieder Schwimmen oder Radfahren kann. Sportarten wie Ballsport oder Skifahren, welche die Kniegelenke stärker belasten, kann der am Kreuzband Operierte frühestens nach (6 -) 9 Monaten wieder ausüben. Im Durchschnitt dauert es ein Jahr, bis ein operiertes Kniegelenk wieder normal funktioniert.
Neben Qualifikation und Erfahrung des Physiotherapeuten sind auch Motivation und Mitarbeit seines Patienten von entscheidender Bedeutung für den Reha-Erfolg. Allgemein gilt, dass die Nachbehandlung nach einer Kreuzband-OP entsprechend der Schwere der ursprünglichen Verletzung und den angestrebten Behandlungszielen des Patienten individuell abläuft.
Zur Frage, ab wann Sie nach einer Kreuzbandoperation wieder Auto fahren dürfen, ist Ihr behandelnder Arzt der ideale Ansprechpartner. Stabilität und Beweglichkeit des operierten Kniegelenks sind zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit ebenso einzubeziehen wie die Art des Getriebes – Schaltgetriebe oder Automatikgetriebe – sowie welches Bein operiert wurde. Gaspedal, Bremspedal und Kupplung sollten Sie schmerzfrei und sicher betätigen können.
Auch sollten Sie nicht unter Medikamenteneinfluss Auto fahren. Neben der medizinischen ist dies auch eine juristische beziehungsweise versicherungstechnische Frage. Bei den meisten Versicherungen besteht erst wieder 4 Wochen nach der OP Versicherungsschutz. Es kann sinnvoll sein, noch 2 bis 3 Wochen länger zu warten. Andernfalls riskieren Sie außer Ihrem Versicherungsschutz noch eine gesetzliche Strafe wegen Gefährdung des Straßenverkehrs laut § 315c, Absatz 1, Strafgesetzbuch (StGB).