Die Neurodermitis, auch als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis bezeichnet, ist eine häufig auftretende Hauterkrankung. In der Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD) wird sie mit dem ICD-Code L20 beziffert. Charakteristisch für die in Schüben auftretende Krankheit ist ein stark ausgeprägter Juckreiz.
Die Neurodermitis ist eine in Schüben auftretende Hauterkrankung, die durch einen starken Juckreiz gekennzeichnet ist. Kinder sind von der Neurodermitis deutlich häufiger betroffen als Erwachsene. Selbst bei Babys kann eine Neurodermitis auftreten. Bei Säuglingen zeigt sich meist zuerst der sogenannte Milchschorf auf der Kopfhaut. Dieser muss aber nicht zwingend bedeuten, dass eine Neurodermitis vorliegt.
In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen an Neurodermitis. Ähnlich wie bei Heuschnupfen und allergischem Asthma kann das Immunsystem auch bei der Neurodermitis empfindlich auf bestimmte Kontaktstoffe reagieren. Häufig ist die Neurodermitis auch mit Asthma und Heuschnupfen assoziiert (Atopiesyndrom).
Die Betroffenheit der unterschiedlichen Hautregionen hat in jedem Lebensabschnitt einen unterschiedlichen Schwerpunkt.
Charakteristisch für die Neurodermitis des Erwachsenen sind Hautekzeme, die einen quälenden Juckreiz hervorrufen. Diese entzündlichen Hautveränderungen treten schubweise auf. Auch während einer beschwerdefreien Zeit folgen teilweise extreme Schübe, die meist durch äußere Einflüsse ausgelöst werden: Bestimmte Nahrungsmittel, Irritationen von Hygieneartikeln oder die Witterung sind solche Faktoren, welche für das erneute Auftreten der Symptome verantwortlich sein können.
In sehr schweren Fällen der Neurodermitis können die Hautekzeme auch nässen. Einige Patienten wiederum sind von Beugeekzemen betroffen. So werden die geröteten und schuppigen Hautstellen in den Kniekehlen oder den Falten der Ellenbogen bezeichnet.
Die Symptome der Neurodermitis können am ganzen Körper auftreten. Folgende Körperstellen aber sind besonders häufig betroffen:
Obwohl die Neurodermitis häufig von nässenden Stellen begleitet wird, ist die Haut extrem trocken, was wiederum den Juckreiz auslöst. Durch das Kratzen können sich zusätzlich Hautinfektionen bilden.
Die Ursachen der atopischen Dermatitis sind noch nicht vollständig geklärt. Experten sind sich lediglich darüber einig, dass bei der Erkrankung die Hautbarriere gestört ist. Die äußere Schicht der Oberhaut, die sogenannte Hornhaut, kann ihrer schützenden Funktion nicht in vollem Umfang nachkommen. Es wird vermutet, dass der Körper nicht ausreichend vom Eiweiß Filaggrin produzieren kann. Dieses Eiweiß ist verantwortlich für die Neubildung der Oberhaut. Bekannt ist zudem, dass die Hauterkrankung vererbbar ist. Hat ein Elternteil das atopische Ekzem, besteht ein bis zu 40-prozentiges Risiko, dass auch der Nachwuchs eine Neurodermitis entwickelt.
Dass die Hauterkrankung Neurodermitis in den letzten Jahren sehr viel häufiger auftritt, sehen Experten auch in einem geänderten Hygieneverhalten. Wir achten sehr viel mehr auf unseren Körper und duschen teilweise zwei Mal am Tag. Dadurch wird die Hautbarriere stark beansprucht; Hauterkrankungen wie die Neurodermitis sind die Folge. Zudem sind folgende Auslöser bekannt, die Neurodermitisschübe begünstigen können:
Anhand der Symptome kann ein Hautarzt die Neurodermitis meist recht gut diagnostizieren. Anschließend erfolgt eine umfassende körperliche Untersuchung, um das Ausmaß der Erkrankung festzustellen. Zusätzlich kann ein Allergietest durchgeführt werden, um Allergien als Ursache auszuschließen.
Welche Behandlung bei der Neurodermitis in Frage kommt, hängt davon ab, wie stark die Symptome sind. Handelt es sich nur um eine leichte Form der Erkrankung mit einigen trockenen Hautstellen, genügt eventuell eine Umstellung der Hautpflege. Sind leichte Ekzeme vorhanden, werden dem Patienten kortisonhaltige Salben verschrieben. Sie wirken sehr gut gegen den Juckreiz. Bei einer sehr schweren Form der Neurodermitis verschreibt der Arzt zusätzlich Tabletten, die das Immunsystem hemmen. Solche Medikamente werden als Immunsuppressiva bezeichnet.
In einigen Fällen verschreibt der Arzt bei Neurodermitis eine Lichttherapie. Betroffene Hautstellen werden dabei mit einem ultravioletten Licht bestrahlt. Hierbei kann es sich um UVA- oder UVB-Strahlung handeln.
Diverse Entspannungstechniken wie Autogenes Training haben sich bei vielen Neuro-dermitis-Patienten ebenso bewährt. Als Hausmittel hingegen kommen kühle und feuchte Umschläge in Frage. Hautberuhigend und entzündungshemmend wirken Umschläge mit Schwarztee.
Am wichtigsten bei einer Neurodermitis aber ist, dass man seinen Alltag der Krankheit anpasst. Betroffene sollten sich daher vor allem ihre Hautpflegeprodukte anschauen und diese bei Bedarf umstellen. Eine sehr trockene Haut etwa sollte mit einer möglichst fetten Salbe gepflegt werden. Betroffene sollten zudem am besten pH-neutrale Seifen verwenden und nicht zu heiß und zu lange duschen oder baden.
Für eine Reha bei Neurodermitis eignet sich am besten eine Klinik am Meer oder im Gebirge. Das Klima im Hochgebirge und am Meer wirkt sich positiv auf die Krankheit aus und kann die Symptome deutlich mildern. Experten sprechen in dem Fall von einer Klimatherapie. Der Effekt verstärkt sich insbesondere an der Brandungszone des Meeres durch die Wirkung der salzhaltigen Aerosole. Die UV-Dosis wirkt zudem entzündungshemmend.
Eine Neurodermitis-Reha sollte am besten in einer dermatologischen Spezialklinik durchgeführt werden. Die Klimaveränderung bewirkt meist schon eine deutliche Besserung der Schübe. Zudem wirkt das Klima positiv auf die oft mitbetroffenen Atemwege. Bei einem starken Schub muss der Patient ggf. auch akut-stationär aufgenommen werden. Natürlich kommen aber auch noch andere Therapieformen in solch einer Rehaklinik zum Einsatz. Solebehandlungen haben sich bei Neurodermitis bewährt. Spezielle UV-Bestrahlungen wie die UV- und die Lichttherapie werden in den Kliniken ebenfalls angewandt. An der Nordseeküste kommt zudem die sogenannte Heliotherapie zum Einsatz. Diese Therapie mit Sonnenstrahlen findet auf Therapiedünen direkt am Meer statt. Die Behandlung dient gleichzeitig der Entspannung und Klimaterrainexposition.
In Rehakliniken werden die Betroffenen von geschultem Fachpersonal begleitet, das den Patienten in einem Abschlussgespräch auch nützliche Ratschläge für den Umgang mit der Krankheit im Anschluss an die Reha gibt. Den Antrag zur Reha wird der behandelnde Hautarzt zusammen mit dem Patienten ausfüllen. Dieser Antrag muss dann bei der Krankenkasse oder bei dem Rentenversicherungsträger eingereicht werden. Wird er genehmigt, sollte die Reha innerhalb von vier Monaten angetreten werden.
Chefärztin für Dermatologie und Allergologie