Bandscheiben-OP LWS

Zuletzt aktualisiert: 17.10.2024 | Lesedauer: ca. 6 Min.

Eine Bandscheibenoperation der Lendenwirbelsäule (LWS) gilt in der Medizin als Routineeingriff. Kein Wunder, denn neunzig Prozent aller Bandscheibenvorfälle treten im unteren Rücken auf.

Die folgenden Abschnitte informieren Sie über alle wichtigen Aspekte zum Thema Bandscheibenoperation an der LWS. Sie erfahren unter anderem, was bei einem Bandscheibenvorfall passiert und wann Ärzte zu einem chirurgischen Eingriff raten. Der Fokus des Beitrags liegt auf der Rehabilitation.

Rückenschmerzen: Lokalisation und Ursache

Das Robert-Koch-Institut berichtet in einer umfassenden Studie, dass zwischen 74 und 85 Prozent aller Bundesbürger mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen leiden.

Wo liegt der Schmerzpunkt?

Der Begriff Rückenschmerzen deutet auf Beschwerden hin, die zwischen dem Nacken und dem Steißbein lokalisiert sind. Zur genauen Diagnose teilt der Arzt die Wirbelsäule in fünf Abschnitte:

  1. Halswirbelsäule: Atlas, Axis und fünf weitere Halswirbel
  2. Brustwirbelsäule: zwölf Brustwirbel (Zervikalbereich)
  3. Lendenwirbelsäule mit fünf Wirbeln
  4. Kreuzbein
  5. Steißbein
     

Spezifische und unspezifische Schmerzen

Die Medizin unterscheidet spezifische und unspezifische (funktionelle) Schmerzen. Der Ursprung funktioneller Rückenschmerzen liegt in den weichen Anteilen des Rückens, den Muskeln, Bändern, Sehnen und Faszien. Die Beschwerden entstehen zum Beispiel durch Überlastung beim Sport oder monotone körperliche Arbeit. Unspezifische Rückenschmerzen betreffen überwiegend junge Menschen sowie Erwachsene zwischen dreißig und fünfzig Jahren. Ärzte gehen in diesen Fällen von einer gesundheitlichen Störung aus. Eine Krankheit liegt nicht vor.

Von spezifischen Schmerzen spricht die Medizin, wenn die harten Bestandteile der Wirbelsäule die Probleme verursachen. Hier stehen unter anderem Entzündungen des Bindegewebes und der Muskeln im Vordergrund.

Die Bandscheiben zählen zu den harten Anteilen der Wirbelsäule. Bandscheiben sind knorpelige Knochenverbindungen zwischen den einzelnen Wirbeln. Sie besitzen einen festen äußeren Faserring und einen weichen Gallertkern. Der Faserring hält die Bandscheibe in der richtigen Position. Bandscheiben fungieren als Stoßdämpfer für die Wirbelsäule.

Spezifische Rückenschmerzen gelten als Krankheit. Das ICD-10, der Diagnosekatalog der Weltgesundheitsorganisation WHO, codiert im Kapitel XIII Rückenschmerzen mit den Kürzeln M40.00 bis M54.99. Ein häufiger Grund für einen chirurgischen Eingriff an der Lendenwirbelsäule ist der Bandscheibenvorfall, auch Bandscheibenprolaps genannt. Dabei bricht der Faserring und der innere Kern tritt heraus. Er drückt auf die Nervenfasern und kann diese auch beschädigen.

Bandscheibenvorfall in der LWS: Wann raten Mediziner zu einer OP?

Der Bandscheibenprolaps ist ein häufiger Anlass für operative Eingriffe. Solche Wirbelsäulen-Operationen sind ratsam, wenn der Patient unter neurologischen Ausfällen oder starken Schmerzen leidet. Als neurologische Ausfälle bezeichnet die Medizin zum Beispiel Taubheitsgefühle oder Lähmungen in Armen und Beinen.

Eingriffe an der Lendenwirbelsäule sind keine harmlosen Operationen. Der Arzt wird seine Empfehlung daher genau abwägen. Prof. Meyer vom Universitätsklinikum Rechts der Isar in München erklärt, dass etwa zwanzig Prozent der Patienten trotz der Operation weiter unter Rückenschmerzen leiden. Aus diesem Grund spricht er beim Thema "Operation aufgrund von Rückenschmerzen" von einer "Kann-Operation". Ein chirurgischer Eingriff bei Nervenschäden gilt als "Muss-Operation".

Schematische Darstellung eines Bandscheibenvorfalls in der LWS an einem Skelett.

Bandscheiben-OP: Ablauf, Risiken und Nachsorge

Der Orthopäde diagnostiziert mittels Computer-Tomografie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) den Bandscheibenvorfall. Wenn er zu einer Operation rät, stehen zwei unterschiedliche Methoden zur Verfügung:

  • Schlüsselloch-Operationen, also minimal-invasive Chirurgie
  • klassische offene Operation

Überblick: So verläuft die Operation

Schlüsselloch-Operationen heißen auch endoskopische Eingriffe und stehen in der Medizin hoch im Kurs. Das Endoskop ist eine schlauchartige Sonde mit geringem Durchmesser. Sobald die Narkose wirkt, führt der Chirurg mehrere Sonden über kleine Schnitte im unteren Rücken ein. Dadurch fällt die Operationswunde nur minimal aus. Dies ist einer der Gründe, weshalb endoskopische Verfahren als gut verträglich gelten.

Die klassische Operationstechnik, der offene Eingriff, verläuft folgendermaßen: Der Patient erhält seine Narkose. Anschließend öffnet der Chirurg mit einem Längsschnitt an der Lendenwirbelsäule den Bereich des Bandscheibenvorfalls. Er entfernt das problematische Gewebe oder setzt eine künstliche Bandscheibe ein.

Nach der OP bleiben die Patienten meist drei bis fünf Tage im Krankenhaus.

Risiken einer Operation

Wie jeder chirurgische Eingriff, kann eine Operation an der Bandscheibe bestimmte Probleme verursachen:

  • Unverträglichkeit der Narkose
  • Narbenbildung und schlechte Wundheilung
  • Gefahr einer Wundinfektion
  • lange Erholungsphase je nach Alter/Gesundheit

Verhalten nach dem Eingriff: Darauf sollten Sie achten.

Sie vermeiden Komplikationen und verbessern den Heilungsprozess, wenn Sie folgende Punkte befolgen:

  • Vermeiden Sie Bück- und Drehbewegungen.
  • Sitzen Sie gerade (auf der Stuhlkante).
  • Baden können Sie erst, nachdem die Wunde verheilt ist.
  • Duschen ist mit einem speziellen Pflaster kein Problem.
  • Lehnen Sie sich nicht an.

Ein Physiotherapeut erklärt Ihnen genau, was Sie darüber hinaus beachten müssen. Für Berufstätige gilt: Leichte Tätigkeiten dürfen Sie in Teilzeit meist nach drei bis vier Wochen wieder aufnehmen.

Reha-Maßnahmen nach dem Eingriff: Das sollten Sie wissen

Die Techniker Krankenkasse (TKK) beurteilt Reha-Maßnahmen sehr differenziert. Sie geht davon aus, dass der ideale Beginn einer Reha individuell unterschiedlich ist. So kommen Behandlungen infrage, die sofort nach dem Krankenhausaufenthalt starten. In anderen Fällen ist es ratsam erst abzuwarten.

Ziele der Reha-Maßnahmen

  • Beschleunigung des Genesungsprozesses
  • schnellere Rückkehr ins Berufsleben
  • Linderung der Schmerzen

Ambulant oder stationär

Reha-Behandlungen oder Anschlussheilbehandlungen (AHB) können ambulant oder stationär erfolgen. Welche Variante sich für Sie am besten eignet, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt. Orthopädische Kliniken bieten teilweise Reha-Programme im Anschluss an die Akut-Behandlungen unter einem Dach. Der Vorteil: Sie können sich vollkommen auf Ihre Genesung konzentrieren – ohne Alltagsstress.

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Viele orthopädische Kliniken bieten Operation und anschließende Rehabilitation unter einem Dach an. Informieren Sie sich vorab bei den Krankenhäusern über diese Möglichkeit.

Ambulante Reha-Programme können Sie an Ihrem Wohnort in Anspruch nehmen. Diese Variante eignet sich besonders für Personen, die sich in Ihrem Zuhause am wohlsten fühlen.

Antrag auf Reha: Krankenkasse und Rentenversicherung

Sie reichen den Reha-Antrag entweder bei Ihrer Krankenkasse oder dem Rentenversicherungsträger ein. Die Träger legen fest, wer laut Gesetz die Kosten übernimmt. In jeder Klinik gibt es einen Sozialdienst, der Sie in Sachen Reha berät und unterstützt. Zu Hause wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Orthopäden.

Antrag abgelehnt: Was nun?

Es kann passieren, dass der Kostenträger den Antrag ablehnt. In diesem Fall können Sie Widerspruch dagegen einlegen. Der Sozialverband VdK unterstützt und berät Sie. Eine Mitgliedschaft könnte für Sie hilfreich sein.