Neuer Qualitätskongress Gesundheit: Ergebnisqualität im Fokus 15.11.2025

Portrait von Annabelle Neudam
Annabelle Neudam (Autor:in)
M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin

DAS REHAPORTAL

Zuletzt aktualisiert: 27.11.2025 | Lesedauer: ca. 4 Min.

Der Neue Qualitätskongress Gesundheit hat am 13. und 14. November 2025 in Berlin deutlich gezeigt, wie wichtig Ergebnisqualität für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens geworden ist. Unter dem Leitmotiv „Agenda 2030 – Können Kliniken Krise?“ diskutierten Vertreter:innen aus Politik, Versorgung, Wissenschaft und Verbänden über Strukturreformen, Ambulantisierung, Digitalisierung und qualitätsorientierte Steuerung.

Patientenperspektive rückt in die Qualitätsbewertung

Im Vorfeld des Kongresses betonte Prof. Dr. Lutz Fritsche (Johannesstift Diakonie), dass Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) die Sicht der Patient:innen konsequent in die Qualitätsbewertung medizinischer Leistungen einbringen. PROMs seien jedoch nur dann aussagekräftig, wenn Veränderungen über den Behandlungsverlauf hinweg betrachtet werden. Dies erfordere wiederholte Befragungen und eine strukturierte Auswertung. Ein organisatorisch anspruchsvoller Prozess, der in Deutschland bislang noch selten standardisiert abläuft.

Gleichzeitig wird nach Einschätzung Fritsches erstmals transparent sichtbar, „in welchem Maße die Probleme, die die Patienten überhaupt ins Krankenhaus geführt haben, durch die Behandlung gelöst oder gelindert wurden“. Diese Transparenz helfe sowohl den Behandlungsteams als auch Patient:innen, informiertere Entscheidungen zu treffen.

Fritsche betonte den Nutzen von PROMs vor allem für Behandlungsteams, weil objektiv sichtbar werde, welche Veränderungen Behandlungen tatsächlich bewirken. Für eine breitere Wirkung – beispielsweise für Patient:innen, die sich über Behandlungsergebnisse informieren möchten – fehlen jedoch bislang flächendeckende, standardisierte und öffentlich zugängliche PROM-Daten.

Fünf Expert:innen sitzen auf dem Podium des Neuen Qualitätskongresses Gesundheit 2025 und diskutieren über PROMs und Ergebnisqualität.

Forum 20: PROMs als Weg aus der Krise

Im Forum 20 „Mit PROMs aus der Krise: Gelingt der Paradigmenwechsel mit Fokus auf Ergebnisqualität?“ vertiefte ein interdisziplinäres Podium die Frage, wie PROMs strukturell in die Versorgung integriert werden können.

Nach dem Impuls von Dr. Jens Deerberg-Wittram (Charité) wurde deutlich, dass PROMs weit mehr sind als ein Messinstrument:

  • Sie ermöglichen patientenrelevante Ergebnisqualität entlang des Behandlungspfads.
  • Sie schaffen eine Grundlage für klinisches Benchmarking.
  • Sie fördern Transparenz über wirksame und weniger wirksame Behandlungen.
  • Sie bilden Potenziale für Effizienzgewinne ab, indem sichtbar wird, wo hoher Aufwand ohne entsprechende Wirkung betrieben wird

Marion Grote-Westrick brachte die Perspektive der Bertelsmann Stiftung ein, die seit Jahren für mehr Ergebnisorientierung und Qualitätstransparenz wirbt. Die Stiftung betont in ihren Publikationen regelmäßig, dass patientenrelevante Endpunkte ein zentraler Maßstab für wirksame Versorgung sein sollten. PROMs gelten aus ihrer Sicht als wichtiger Bestandteil einer modernen Qualitätsmessung, weil sie Nutzenbeiträge aus Patient:innensicht sichtbar machen und Vergleiche zwischen Einrichtungen ermöglichen.

Reha-Perspektive: Ergebnisse vergleichbar machen

Prof. Dr. Matthias Köhler (VAMED), der in der Session auch die Perspektive des REHAPORTALs einbrachte, hob hervor, dass gerade die medizinische Rehabilitation ein Bereich ist, in dem patientenrelevante Veränderungen besonders gut sichtbar werden. Er verwies auf die Erfahrungen aus den PROMs-Pilotstudien des REHAPORTALs , die zeigen, wie stark Funktionsgewinne, Symptomlinderung und Lebensqualität zwischen Einrichtungen variieren – und dass Ergebnisqualität in der Reha damit nicht nur messbar, sondern auch vergleichbar wird.

Digital erhobene und verständlich aufbereitete PROMs können Patient:innen Orientierung geben und Kliniken dabei unterstützen, ihre Behandlungsprozesse gezielt weiterzuentwickeln. Köhler betonte, dass diese Art der Ergebnisdarstellung ein wichtiger Baustein einer patientenorientierten und wirksamen Versorgungssteuerung sei.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz des Potenzials bleibt die Umsetzung komplex: fehlende digitale Standards, Informations- und Datenschutzanforderungen sowie zusätzliche Aufwände erschweren eine breite Einführung. Fritsche betonte, dass eine Steuerung des Gesundheitswesens auf Basis tatsächlicher Behandlungsergebnisse in Deutschland noch weit entfernt sei.

Gleichzeitig zeigte der Kongress, dass PROMs zunehmend als zentraler Baustein einer ergebnisorientierten Versorgung verstanden werden. Die Diskussion hat unterstrichen, dass Messungen, Transparenz und Nutzung von patientenrelevanten Outcomes entscheidend dafür sind, die Versorgung nachhaltig und wirksam weiterzuentwickeln.