Geriatrische Reha: Verband betont Potenzial zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit 02.12.2025

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Annabelle Neudam (Autor:in)
M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin

DAS REHAPORTAL

Zuletzt aktualisiert: 02.12.2025 | Lesedauer: ca. 3 Min.

Der Bundesverband Geriatrie weist in einer aktuellen Stellungnahme auf das hohe Potenzial der geriatrischen Rehabilitation hin. Insbesondere ältere Patient:innen könnten von einer frühzeitigen Reha profitieren. Im Deutschen Ärzteblatt wurden die Hinweise des Verbands aufgegriffen und in den Kontext steigender Pflegezahlen eingeordnet.

Reha vor Pflege: Anspruch und Realität

Obwohl der Grundsatz Reha vor Pflege seit 1989 im Sozialgesetzbuch verankert ist, wird er in der Versorgungspraxis nach Einschätzung des Verbands zu selten umgesetzt. Ältere Menschen erhielten häufig erst dann eine Reha, wenn ihre funktionellen Einschränkungen bereits erheblich seien.

Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer des Bundesverbands Geriatrie, formuliert es so: „Wenn es um die Pflege alter und hochaltriger Menschen geht, wird der positive Einfluss der geriatrischen Rehabilitation häufig vergessen. Dabei ist erwiesen, dass sie Pflegebedarf vermeiden, verzögern oder stabilisieren kann. Dies gilt insbesondere in einer relativ frühen Phase, d. h. bei einem noch geringen Pflegebedarf.“

Der Geschäftsführer des Bundesverbands Geriatrie kritisiert in diesem Zusammenhang auch die bestehenden Fehlanreize: „Derzeit ist die Krankenversicherung organisatorisch und wirtschaftlich für die Rehabilitationsleistung zuständig – der ökonomische Benefit ergibt sich jedoch auf Seiten der Pflegeversicherung.“

Wenn es um die Pflege alter und hochaltriger Menschen geht, wird der positive Einfluss der geriatrischen Rehabilitation häufig vergessen. Dabei ist erwiesen, dass sie Pflegebedarf vermeiden, verzögern oder stabilisieren kann.
Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer des Bundesverbands Geriatrie

BARMER-Pflegereport zeigt deutliche Zunahme der Pflegebedürftigkeit

Der aktuelle BARMER-Pflegereport 2025 verdeutlicht, wie stark das Versorgungssystem belastet ist. Die Zahl der Pflegebedürftigen ist zwischen 2015 und 2023 von rund 3 Millionen auf etwa 5,7 Millionen gestiegen. Das entspricht einem Anteil von rund 6,2 Prozent der Bevölkerung.

Laut Report lässt sich der deutliche Anstieg nur zu einem kleinen Teil durch die demografische Entwicklung erklären. Zudem weist die Analyse darauf hin, dass die Einführung der Pflegegrade seit 2017 den Kreis der Leistungsberechtigten ausgeweitet hat. Die Ergebnisse zeigen, wie groß der Bedarf an Unterstützungs- und Versorgungsangeboten ist — und sie unterstreichen, dass frühzeitige Interventionen, einschließlich rehabilitativer Maßnahmen, an Bedeutung gewinnen können.

Was geriatrische Rehabilitation leisten kann

Geriatrische Reha verfolgt das Ziel, Mobilität, Kraft und Alltagsfähigkeit zu verbessern. Für ältere Menschen kann sie bedeuten:

  • sicherer gehen zu können
  • Stürze zu vermeiden
  • alltägliche Tätigkeiten wieder eigenständig zu bewältigen
  • länger im vertrauten Umfeld zu leben

Besonders nach Krankenhausaufenthalten, Stürzen oder akuten Erkrankungen kann eine gut geplante Reha entscheidend sein. Sie unterstützt nicht nur die persönliche Selbstständigkeit. Sie kann gleichzeitig Folgekosten reduzieren und Pflegeeinrichtungen entlasten.