Herzschrittmacher

Zuletzt aktualisiert: 04.09.2024 | Lesedauer: ca. 7 Min.

Herzrhythmusstörungen sind eine große Belastung für den Körper. Die Beschwerden müssen Ihr Leben aber nicht dauerhaft beeinträchtigen. Unter Umständen profitieren Sie von einer Herzschrittmacher-Implantation. Es handelt sich dabei um einen relativ kleinen Eingriff mit großer Wirkung.

Wann wird eine Herzschrittmacher-Implantation durchgeführt?

Ein Herzschrittmacher wird eingesetzt, wenn die Selbstregulation des Herzrhythmus gestört ist. Das Herz schlägt dann zu langsam oder unregelmäßig (Bradykardie), was zu einer großen Belastung für den Patienten werden kann. Symptome wie Schwindelattacken, Herzstolpern oder Schlappheit bei nur geringer Anstrengung können eine Implantation notwendig machen. Die Herzrhythmusstörungen treten vermehrt bei älteren Menschen auf.

Die Gründe für einen zu langsamen Herzschlag sind vielfältig. Bei Erkrankungen wie dem Sick-Sinus-Syndrom, dem Schenkelblock oder dem AV-Block funktioniert die Leitung von elektrischen Impulsen im Herzmuskel nicht ausreichend. Es droht die Gefahr, dass das Herz gar nicht mehr arbeitet und es zu einem Herzstillstand kommt. Eine Beeinträchtigung des Herzschlages kann auch von anderen Erkrankungen (etwa Schilddrüsenfehlfunktion) oder von Medikamenten gegen Herzinsuffizienz  und hohen Blutdruck  verursacht werden.

Arzt hält einen Herzschrittmacher in der Hand und präsentiert diesen.

Herzschrittmacher – kleines Wundergerät

Ein Herzschrittmacher ist ein technisches Gerät, das mit einer Lithium-Ionen-Batterie betrieben wird. Moderne Instrumente wiegen nur rund sieben Gramm und haben in etwa die Größe einer Streichholzschachtel. Der Schrittmacher wird im Brustbereich unter die Haut verpflanzt.

Herzstück ist der Impulsgenerator (Aggregat), der durch ein oder zwei dünne Elektrodenkabel mit dem Herz verbunden ist. Die isolierten Drähte messen die elektrischen Impulse und leiten das Herzsignal zum Impulsgenerator. Dieser überwacht kontinuierlich die Herzfunktion und gibt immer dann Impulse ab, wenn sich der Rhythmus verlangsamt. Das Gerät passt die Frequenz jederzeit an die Tätigkeit des Trägers an. Ganz egal, ob Sie Arbeiten, Treppensteigen oder Laufen, der Herzschrittmacher sorgt stets für den richtigen Impuls. Die neuen Instrumente sind von außen programmierbar und können jederzeit adaptiert werden.

Einkammer- oder Zweikammer-System?

Kardiologen unterscheiden zwischen zwei Arten von Herzschrittmachern:

Der Einkammer-Schrittmacher arbeitet mit einer einzigen Elektrode. Diese überwacht und überträgt die Signale aus der rechten Herzkammer (Ventrikel) oder dem rechten Vorhof zum Impulsgeber. Der Einkammer-Schrittmacher wird häufig bei jenen Bradykardie-Patienten implantiert, deren Sinusknoten die Signale zu langsam abgibt.

Der Zweikammer-Schrittmacher verfügt über zwei Elektroden. Eine ist für den rechten Vorhof, die andere für den rechten Ventrikel zuständig. Die Technik erlaubt dem Gerät, beide Herzkammern einzeln oder zusammen zu überwachen und Impulse abzugeben. Der Zweikammer-Schrittmacher ist für Patienten geeignet, bei denen die zeitliche Abstimmung zwischen den Ventrikel- und Vorhofkontraktionen nicht funktioniert. Das Gerät wird zudem implantiert, wenn der Sinusknoten zu langsam reagiert und der elektrische Überleitungsweg blockiert ist.

ICD–Defibrillator statt Schrittmacher

Nicht alle Herzkrankheiten können mit einem Herzschrittmacher behoben werden. Bei Beschwerden wie Kammerflimmern oder zu schnellem Herzschlag (Tachykardie) wird ein Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (kurz ICD) eingesetzt. Dieser soll die gefährlichen Herzrhythmusstörungen normalisieren. Der ICD besteht aus einem Aggregat und einer oder zwei Sonden. Diese werden ähnlich wie die Elektroden des Herzschrittmachers durch eine Vene in den rechten Vorhof und/oder die rechte Herzkammer platziert. Das Gerät funktioniert wie ein Defibrillator. Bei einer Herzrhythmusstörung sendet es einen Stromstoß aus, der die Störung behebt. Ärzte unterscheiden zwischen dem transvenösen ICD und dem subkutanen S-ICD.

Ein ambulanter Eingriff ohne offene OP

Heutzutage gehört die Implantation eines Herzschrittmachers zu den Standard-Operationen. Der Eingriff ist in nur 30 bis 60 Minuten abgeschlossen:

  • Für die OP wird eine Stelle unterhalb des Schlüsselbeins desinfiziert und betäubt.
  • Anschließend führt der Arzt einen etwa fünf Zentimeter langen Hautschnitt durch.
  • Durch die so entstandene „Tasche“ werden die dünnen Elektroden durch eine Vene zum Vorhof und/oder der Kammer geschoben, bis die Spitzen das Herzmuskelgewebe berühren.
  • Der Arzt schließt die Elektroden an den Impulsgenerator an und programmiert diesen auf Ihre Bedürfnisse.
  • Der Herzschrittmacher wird in der „Tasche“ platziert und auf seine einwandfreie Funktion getestet.
  • Schließlich wird der Hautschnitt vernäht und mit einem Verband versorgt.

Viele Patienten können noch am selben Tag aufstehen und das Krankenhaus verlassen. Vor der Entlassung erhalten Sie einen Herzschrittmacherausweis mit allen wichtigen Daten.

Schematische Darstellung der Funktion und Einsatzstelle eines Herzschrittmachers.

Behandlung nach der OP

Rund zehn Tage nach der Herzschrittmacher-Implantation können die Fäden an der Operationsstelle gezogen werden. Reinigen Sie die Wundregion bis zu diesem Zeitpunkt nur vorsichtig mit einem Waschlappen und achten Sie darauf, dass der Wundverband nicht nass wird. In seltenen Fällen kann es zu einer Infektion kommen. Ist die Haut gespannt und auffallend gerötet, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf.

Bei einem optimalen Heilungsverlauf steht nach etwa ein bis drei Monaten eine Nachsorgeuntersuchung auf dem Programm. Danach beträgt das Intervall sechs bis zwölf Monate.

Eine Reha unterstützt den Heilungsprozess

Legen Sie nach der Implantation eines Herzschrittmachers (oder auch eines Herz-Bypasses  oder Stents ) Wert auf eine gute Nachsorge. Nur so kann die Heilung optimiert und neuen Erkrankungen vorgebeugt werden.

In spezialisierten Rehakliniken erhalten Herz-Patienten wichtige Unterstützung. Medikamente werden genau angepasst, Therapien durchgeführt. Sie lernen, welche Sportarten oder Sportübungen das Herz stärken und gewinnen Sicherheit bei körperlicher Belastung. Es finden Wasser- und Massageanwendungen, Ernährungsberatungen oder Entspannungsübungen statt. Ziel der kardiologischen Reha  ist es, Sie wieder leistungsfähiger und belastbarer zu machen. Gleichzeitig helfen Therapeuten dabei, die Belastung durch die Erkrankung und die Operation zu verarbeiten.

Den Herzschlag unter Kontrolle

Der allererste implantierte Schrittmacher 1958 war schon nach einem einzigen Tag kaputt. Heute beträgt die durchschnittliche Lebensdauer eines Herzschrittmachers hingegen schon acht bis zwölf Jahre. So lange versorgt die Lithium-Ionen-Batterie den Impulsgeber mit Strom. Sie müssen aber nicht befürchten, dass das Gerät plötzlich nicht mehr funktioniert. Herzschrittmacher-Patienten sind zu regelmäßigen Kontrollen eingeladen, bei denen die Einstellung und die einwandfreien Funktionen des Impulsgebers kontrolliert werden. Auch wenn die Ärzte einen niedrigen Batteriestand entdecken, läuft das Gerät noch einige Monate ohne Störungen. So kann die OP zum Austausch des Herzschrittmachers gut geplant werden.

Neue Lebensqualität dank Herzschrittmacher

Durch die Implantation kann Ihre Lebensqualität steigen, die Einschränkungen im täglichen Leben werden in der Regel weniger. Im besten Fall können Sie wieder arbeiten, in den Urlaub fahren oder sportlich aktiv sein. Tragen Sie dabei den Herzschrittmacher-Ausweis stets bei sich.

Moderne Schrittmacher sind gut gegen den Einfluss von elektronischen Geräten wie Handys, Computer oder die Mikrowelle abgeschirmt. Führen Sie aber Arbeiten mit Maschinen, die starke Vibrationen oder elektrische Felder erzeugen, erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt durch. Beachten Sie außerdem, dass einige medizinische Geräte wie der Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT) nicht bei Herzschrittmacher-Patienten eingesetzt werden dürfen.

Fazit

Eine Herzschrittmacher-Operation wird nicht am offenen Herzen durchgeführt und birgt dadurch vergleichsweise weniger Risiken. Die Lebenserwartung von herzkranken Patienten kann durch das kleine Gerät verlängert, die Lebensqualität verbessert werden. Im Gespräch mit ihrem behandelnden Arzt können Sie Ihren persönlichen Behandlungsbedarf und die Vor- und Nachteile einer Herzschrittmacher-Operation klären

Portrait von Dr. Ulrich Seitzer.
Facharzt für Innere Medizin: Kardiologie

Chefarzt Innere Medizin und Kardiologie