„Veränderungskultur fördern - Teilhabe stärken – Zukunft gestalten“ so lautete das Motto des 32. Reha-Kolloquiums in Hannover. Über 1.400 Expert:innen aus dem Rehabilitationswesen nahmen an dem Kongress vor Ort und weitere per Streaming teil.
Frau Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund betonte während der Kongresseröffnung die Herausforderungen und neuen Ansätze für die Rehabilitation und Teilhabe mit den Worten: „Es soll mehr digitale und hybride Angebote in der Prävention und Rehabilitation geben“ und „Die Rehabilitation soll individueller und gezielter werden.“. Auch Dr. Susanne Weinbrenner, Dr. Marco Streibelt und Prof. Dr. Thorsten Meyer hoben die Veränderungen der Zukunft im begleitenden Tagungsband hervor: Wir müssen Innovation und Weiterentwicklung als alltägliche Begleiter akzeptieren und dies für uns nutzen. Denn: Veränderung ist unsere neue Konstante!
Das REHAPORTAL hat sich aktiv mit einem Ausstellungsstand und mehreren Postern und Vorträgen an der Veranstaltung beteiligt. Themen waren unter anderem die Qualitätsbewertung im Portal, Ergebnisse von Forschungsprojekten zu Outcome-Messung mit PROMs und zu den Grundlagen des Public Reporting von Qualitätsergebnissen.
Die Poster
In der Postersession Orthopädie & Onkologie präsentierte Dr. Torsten Kirsch (VAMED Gesundheit Holding Deutschland GmbH) ein Poster zur sektorenübergreifende Erhebung von Patient-Reported Outcomes in der Orthopädie. Inhalt war hier das Studienprotokoll der künftig gemeinsam mit IQM geplanten sektorenübergreifenden Erhebung. Nachdem in einer vorherigen Pilotstudie nachgewiesen werden konnte, dass die PROMs-Instrumente in der Rehabilitation einsetzbar sind und valide, signifikante Ergebnisse mit einer Differenzierbarkeit zwischen teilnehmenden Rehakliniken liefern, soll die Folgeerhebung ausgeweitet werden. Es sollen sowohl Ergebnisse aus dem vor dem Rehaaufenthalt behandelnden Krankenhaus als auch eine 3-Monats-Katamnese erhoben werden. Ziel ist es, dass sektorenübergreifende PRO-Erhebungen eine umfassende Bewertung der Behandlungsqualität und des subjektiv empfundenen Behandlungserfolgs ermöglichen.
In der Postersession Neurologie stellte Prof. Holger Schulz (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) den Vergleich von PROMIS-10 und VR-12 zur Ergebnisqualitätsmessung in der neurologischen Rehabilitation vor. Datengrundlage war hier das Pilotprojekt zur PROMs-Erhebung in der Neurologie in Rehakliniken von Qualitätskliniken.de. In der Neurologie wurde die Ergebnisqualität anhand zweier Messinstrumente bei der Aufnahme und einer 3 Monate nach der Entlassung gemessen. Die Effekte waren in dieser Indikation nicht so hoch, wie in Pilotprojekten anderer Fachabteilungen zuvor. Es zeigt sich, dass die Messung der Ergebnisqualität in der neurologischen Reha mit PROMs wichtig, aber herausfordernd ist. Optimale Messzeitpunkte müssen noch gefunden und potentielle Selektionseffekte berücksichtigt werden.
Diskussionsforen und Vorträge
In vielfältigen Vortragssessions präsentierten die Referent:innen sowohl interessante wissenschaftliche Erkenntnisse als gab es auch reichlich Gelegenheit für den inhaltlichen Diskurs. Im Diskussionsforum "Vergleichende Ergebnismessung mit PROMs in der neurologischen Rehabilitation – Erfahrungen und Perspektiven" ausgerichtet von Expert:innen des REHAPORTALS und moderiert von Dr. Ralf Bürgy (MediClin GmbH & Co.KG) & Johannes Kneißl (Medical Park SE Amerang) wurde angeregt darüber diskutiert, welche Instrumente für die Ergebnismessung in der Neurologie geeignet sind, welche Messzeitpunkte sinnvoll scheinen und wie man zu guter Datenqualität gelangt. Mehrere PROMs-Studien und deren Ergebnisse wurden vorgestellt und Lösungsansätze diskutiert.
Wesentliche Erkenntnisse der Diskussionsrunde:
In der Vortragssession "Reha-Qualitätssicherung" präsentierte Prof. Schulz (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) die klinikvergleichende Ergebnisqualität in der orthopädischen Rehabilitation mittels eines standardisierten Fremdratings. In einer Pilotstudie wurden Fremdratings – in diesem Fall der modifizierte Staffelstein - und vergleichend Patient Reported Outcomes (PROMs) in der Orthopädie in verschiedenen Indikationen erhoben. Es zeigte sich, dass für die Bestimmung der klinikvergleichende Ergebnisqualität in der orthopädischen Rehabilitation etablierte PROMs und weniger ein standardisiertes Fremdrating empfohlen werden können.
Die Innovationswerkstatt brachte in diesem Jahr ein buntes Themenportfolio innovativer Modelle und Konzepte hervor. Von Projekten zur Nachhaltigkeit und Planetary Health über smarte Diagnostik, Konzepte für die Narkolepsie-Reha bis hin zu Public Reporting Plattformen war alles dabei. Durch abwechslungsreiche Formate wie dieses soll der Austausch über die Umsetzung von praxisnahen und anwendungsbezogenen Ansätzen zur Weiterentwicklung von Teilhabeleistungen frühzeitig gestärkt werden. Annabelle Neudam (4QD-Qualitätskliniken.de GmbH) präsentierte in diesem Panel, wie PROMs-Ergebnisse im Sinne eines patientenorientierten Public Reporting gestaltet werden kann. Dabei ist die gleichsam korrekte wie laienverständliche Darstellung von simplen und aggregierten Ergebnissen grundlegend. Über Plattformen mit einer hohen Sichtbarkeit können die Resultate Patient:innen entsprechend niedrigschwellig zugänglich gemacht werden. Eine vergleichende Darstellung von Kliniken und deren Ergebnisqualität auf der Basis von PROMs ist im Sinne des Public Reporting möglich. Die Veröffentlichung von PROMs im REHAPORTAL wird in weiteren Indikationen fortgeführt und schrittweise in Routineerhebungen überführt.
Auch in diesem Jahr wurde wieder der Zarnekow Förderpreis verliehen. Preisträger ist Dr. David Fauser der Universität Lübeck mit seiner kumulativen Dissertation zu „Effekte medizinischer Rehabilitationsleistungen mittels Beobachtungsstudien und randomisierten kontrollierten Studien: Möglichkeiten und Grenzen“. Mit seiner Arbeit beantwortete er die Forschungsfragen „Wie wirksam ist die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation im Vergleich zur medizinischen Rehabilitation bei onkologischen Erkrankungen und bei Muskel-Skelett-Erkrankungen?“ und „Welchen Nutzen hat die medizinische Rehabilitation bei Personen mit Rückenschmerzen in der realen Versorgung?“
Die Illa und Werner Zarnekow-Stiftung schreibt den mit 5000€ dotierten Preis jährlich in Kooperation mit der Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften aus.
Weitere Informationen
→ DRV Reha-Kolloquium