Rehabranche: Selbst handeln, sonst tun es andere! 22.01.2020

Zuletzt aktualisiert: 19.06.2024 | Lesedauer: ca. 6 Min.

Warum Patienten erfolglos suchen und die Plattformökonomie eine Chance für Rehakliniken ist

Einfacher Reha-Zugang, leistungsgerechte Vergütung und die freie Klinikwahl – das sind die Forderungen der im Oktober 2019 erfolgreich gestarteten Kampagne „Reha. Macht‘s besser!“. Die Rehabilitation muss stärker in den Fokus der Öffentlichkeit, das zeigt die trägerübergreifende Initiative. Jeder Mensch in Deutschland sollte eine notwendige Rehamaßnahme erhalten können, jetzt und in Zukunft. Dafür müssen auch von Seiten der Politik die Weichen gestellt werden.

Neben der Adressierung von klaren Botschaften an die Akteure im Gesundheitswesen ist es auch von Bedeutung, den Nutzen und die Chancen einer Reha direkt an die Patienten zu kommunizieren. Patienten brauchen aber nicht nur die Gesetzgebung sondern anschließend auch Möglichkeiten, ihr Recht auf Reha eigenverantwortlich ausüben zu können.

Gesundheitsinformationen enden mit der Operation 

Patienten oder Angehörige informieren sich bei Dr. Google. Webseiten wie Wikipedia, Netdoktor oder Apotheken Umschau stellen gute Informationen zu einer Vielzahl von Indikationen zur Verfügung. Beschrieben werden Ursachen, Anzeichen und Therapiemöglichkeiten, ausführlich wird die Operation beschrieben und deren Risiken aufgezeigt. Aber was ist mit der im Anschluss notwendigen Reha? Die wird maximal in einem Satz am Ende erwähnt oder gar ignoriert. Wen wundert es dann, dass Patienten nicht aktiv eine Reha einfordern oder deren Bedeutung für den Behandlungserfolg nicht hinreichend beurteilt wird?

Orientierung im Reha-Dschungel  

Die Wege für Patienten zu einer Rehamaßnahme sind geprägt durch bürokratische Hindernisse. Ob Formulare, Zuständigkeiten der Kostenträger oder Ablehnungsgründe – selbst für medizinisches Fachpersonal kann der Rehaantrag eine Herausforderung darstellen. Auch wenn es durch den Gesetzgeber dringend notwendige Vereinfachungen geben sollte, braucht es bis dahin praktische, vertrauensvolle, laienverständliche und nicht zuletzt zentrale Hilfestellungen für Patienten.

Wunsch- und Wahlrecht, was ist das?

Eine Rehaklinik wird den Patienten durch die Kostenträger zugeteilt. Nur ein Bruchteil der Patienten weiß von der Möglichkeit, sich selbst eine geeignete Rehaklinik auswählen zu können. Eine Aufklärung zur freien Wahl der Rehaklinik ist für Patienten meist nicht präsent verfügbar. Eine gesetzliche Stärkung des Wunsch- und Wahlrechts  muss mit einer klaren und eindeutigen Informationsbereitstellung für die Patienten verbunden werden.

Bei der Suche nach einer geeigneten Rehaklinik gescheitert

Insbesondere Patienten mit einer langen Krankenhistorie, Multimorbidität oder besonderen Anforderungen stoßen bei der Suche nach einer fachlich geeigneten Rehaklinik schnell an Grenzen. Allein das Auffinden einer auf eine Indikation spezialisierte Rehaklinik kann schnell zu einer Herausforderung werden. Noch schwieriger wird es, wenn die Mitnahme von Kindern erforderlich ist. Ebenso entsprechen viele Internetauftritte sowohl technisch als auch inhaltlich nicht mehr dem Stand der Zeit. Fehlende für Patienten relevante Informationen und schlechte Platzierungen bei Google - wenn nicht gerade direkt nach dem Kliniknamen gesucht wird - sind nur einige Aspekte, die dem Patienten die Suche erschweren. Darüber hinaus tragen sie nicht gerade dazu bei, das Image der Reha zu verbessern.

Bewertungen bei Google, Facebook und Focus

Sowohl bei der Auswahl einer Rehaklinik als auch vor dem eigentlichen Aufenthalt ist die Suche nach Patientenerfahrungen im Internet mittlerweile selbstverständlich. Dabei beruhen die meisten Bewertungsportale auf den subjektiven Einschätzungen von Usern. Ob es sich bei den Sternen und Punkten um die Bewertungen tatsächlicher Patienten handelt, ist sowohl den Plattformen als auch den Rehakliniken und suchenden häufig Patienten nicht klar. Der Umgang mit negativen Meinungsäußerungen gestaltet sich für die Rehakliniken umso schwieriger, der direkte Erfahrungsaustausch in Foren bei Facebook geht an einer Vielzahl der Rehakliniken gar ungesehen vorbei. Auch das ambivalente Verhalten gegenüber Top-Listen wie der des Focus zeigt den momentan oft nur reaktiven Gestaltungswillen der Branche. Die Bewertungskriterien werden als nicht aussagefähig und willkürlich eingestuft, der Kauf von teuren Siegeln aufgrund der gewollten Marketingwirkung aber in Betracht gezogen.

Ein zentrales Portal rund um die Reha

Um Patienten fundierte Informationen über rehaspezifische Indikationen  zu geben, den Zugang zur Reha patientengerecht zu erklären, das Wunsch- und Wahlrecht in den Mittelpunkt zu stellen und geeignete Rehakliniken zu empfehlen, ist eine zentrale Plattform wie Qualitätskliniken.de notwendig. Andere Branchen machen es erfolgreich vor: Hotelpreise werden online bei Trivago verglichen und Kundenmeinungen auf HolidayCheck gelesen, die neue Wohnung auf Immobilien Scout gesucht und anschließend noch ein Fernseher sowie Bücher in den Warenkorb bei Amazon gepackt. Selbst die Finanzbranche findet mittlerweile den Weg zur Plattformökonomie. Das Gesundheitswesen im Allgemeinen und insbesondere die Rehabranche kränkelt beim Thema Digitalisierung vor sich hin. Statt Insellösungen in Projektregionen zu entwickeln und im Kleinen einzelne Angebote aufzubauen ist es an der Zeit, neue Ideen gemeinschaftlich zu etablieren. Eine Plattform für die Reha kann die Expertise der Rehakliniken mit den Anforderungen der Patienten – technisch aktuell und leicht über Suchmaschinen auffindbar - vereinen.

Qualitätsbewertung aber richtig

Als wesentliches Kriterium für die Entscheidung für oder gegen eine Klinik sollte eine Qualitätsbewertung in den Mittelpunkt gestellt werden. Diese soll bei der Auswahl verständlich aber wissenschaftlich fundiert helfen. Egal ob gut oder schlecht – um Anbietern wie Jameda und Klinikbewertungen.de etwas entgegensetzen zu können, gehört absolute Transparenz und Authentizität zum Anspruch eines Portals. Dabei sind neben der längst überfälligen Veröffentlichung aller Ergebnisse der QS-Verfahren der Kostenträger auch Aspekte bspw. der Patientensicherheit sinnvoll. Ebenso gehören natürlich Daten aus Patientenbefragungen zur Beurteilung einer Rehaklinik. Ein so definiertes Set an Kriterien kann einen Branchenstandard definieren und ermöglicht durch Benchmarking Vergleiche auch für die interne Weiterentwicklung der Rehakliniken. Auch sollten neue Konzepte zur Qualitätsmessung wie durch Patient Reported Outcomes betrachtet werden, bei denen die Verbesserung der Lebensqualität betrachtet wird. Die Erhebung von Daten sollte weniger Selbstzweck sein, sondern einen Mehrwert sowohl für die Patienten als auch die Ärzte, Rehakliniken und nicht zuletzt die Kostenträger schaffen.

Selbst mitgestalten bevor es andere tun

Wer weiß besser als die Akteure Rehaklinik und Patient, was eine erfolgreiche Rehamaßnahme ausmacht? Gemeinsam kann die Zukunft der Reha aktiv gestaltet werden: informierte Patienten, leistungsgerechte Vergütung und ein Qualitätswettbewerb. Patienten da abholen, wo sie sind und durch innovative Konzepte bei der Genesung begleiten. Reha ist nicht Kur sondern Medizin. Gestalten Sie die Zukunft der Reha mit, beobachtet wurde schon zu lange.

Portrait von Alexander Mühlhause
M.A. Business - Health Management

Leiter Projektmanagement und Finanzen

DAS REHAPORTAL