Reha wirkt: Daten zeigen deutliche Effekte auf Erwerbsfähigkeit und Volkswirtschaft 08.11.2025

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Annabelle Neudam (Autor:in)
M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin

DAS REHAPORTAL

Zuletzt aktualisiert: 27.11.2025 | Lesedauer: ca. 4 Min.

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat erstmals auf Basis bundesweit repräsentativer Routinedaten umfassend untersucht, wie stark Rehabilitation die Rückkehr in Arbeit fördert und welchen gesamtwirtschaftlichen Nutzen sie erzeugt. Der neue Wirksamkeitsreport liefert klare Antworten und belegt, was viele Patient:innen und Kliniken aus der Praxis kennen: Reha wirkt. Und zwar nachhaltig.

Rehabilitation stärkt Teilhabe

Mehr als eine Million Menschen absolvieren jedes Jahr eine medizinische Rehabilitation der DRV. Ziel ist es, die Erwerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Die neue Analyse zeigt, wie deutlich diese Leistungen wirken:

  • +15 bis +20 Prozentpunkte höhere Chance auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den zwei Jahren nach einer Reha 
  • Besonders groß ist der Effekt bei Menschen, die vor der Reha längere Krankheitszeiten hatten: bis zu doppelt so hohe Beschäftigungsgewinne  
  • Bereits einen Monat nach Reha-Ende steigt die Beschäftigungswahrscheinlichkeit deutlich; der Effekt stabilisiert sich über viele Monate hinweg 
Grafik der Deutschen Rentenversicherung zur Beschäftigungswahrscheinlichkeit. Die Interventionsgruppe zeigt steigende Werte von 52 auf 75 Prozent innerhalb von 24 Monaten nach der Rehabilitation, während die Kontrollgruppe deutlich niedriger bleibt.
Veränderung der Beschäftigungswahrscheinlichkeit nach einer medizinischen Rehabilitation (TTE-Modell)

Für Patient:innen bedeutet das: bessere Chancen, den eigenen Alltag und das Berufsleben wieder zu bewältigen. Für Arbeitgeber ergibt sich ein Plus an verfügbaren Fachkräften. Und für das soziale Sicherungssystem bedeutet es weniger Erwerbsminderungsrenten und geringere Transferleistungen.

Hoher volkswirtschaftlicher Nutzen - schneller Return on Investment

Der Bericht berechnet erstmals den „Reha-ROI“ auf Basis realer Daten. Die Ergebnisse sind bemerkenswert:

  • Direkt nach der Reha entstehen volkswirtschaftliche Gewinne von durchschnittlich 24 bis 45 Euro pro Tag und Person
  • Bereits nach einem Jahr erwirtschaftet jeder investierte Euro 2,2 bis 3 Euro gesellschaftlichen Nutzen.
  • Nach zwei Jahren steigt der Nutzen auf 4,6 bis 5,3 Euro  

Hochgerechnet auf die DRV-Investitionen bedeutet das: Die rund 8 Mrd. Euro, die 2024 in Rehabilitations- und Teilhabeleistungen flossen, können innerhalb der ersten beiden Jahre etwa 40 Mrd. Euro gesamtwirtschaftlichen Nutzen erzeugen. Jeder investierte Euro zahlt sich mehrfach aus.

Grafik der Deutschen Rentenversicherung zum volkswirtschaftlichen Nutzen von Rehabilitation. Sie zeigt, dass ein investierter Euro nach einem Jahr 2,22 bis 2,95 Euro und nach zwei Jahren 4,60 bis 5,28 Euro einbringt.
Der volkswirtschaftliche Nutzen einer Rehabilitation im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung

Warum sind diese Ergebnisse wichtig?

Die Studie erscheint zu einem Zeitpunkt, in dem der Druck auf den Arbeitsmarkt zunimmt. Alternde Erwerbsbevölkerung, steigende chronische Erkrankungen und die Transformation der Arbeitswelt verstärken die Bedeutung von Rehabilitationsleistungen. Der Bericht macht deutlich:

  • Reha ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Arbeitsmarkts.
  • Menschen mit chronischen Erkrankungen profitieren besonders stark – Reha verhindert soziale Risiken und stärkt Teilhabe.
  • Für das Versorgungssystem liefern die Zahlen eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung von Reha-Strategien, insbesondere im Hinblick auf bedarfsgerechte Angebote für verschiedene Zielgruppen.

Was bedeutet das für Patient:innen und Kliniken?

Für Patientinnen und Patienten:

Rehabilitation verbessert nicht nur medizinische Parameter, sondern hilft Menschen dabei, ihren Alltag wieder besser zu bewältigen. Die neue Analyse zeigt, dass viele schnell wieder zu einer verlässlichen Tagesstruktur zurückfinden.

Wesentliche Punkte:

  • Frühe Verbesserungen: Bereits wenige Wochen nach der Entlassung zeigen sich erste Effekte.
  • Stabiler Verlauf: Über viele Monate hinweg bleiben die Beschäftigungschancen erhöht.
  • Besonders wirksam bei längeren Erkrankungen: Menschen mit zuvor längeren Fehlzeiten profitieren am stärksten.

Damit bestätigt die Analyse, was viele Patientinnen und Patienten im Reha-Alltag erleben: Reha eröffnet Perspektiven und gibt Sicherheit in einer Phase, in der vieles unsicher erscheint.

Für Kliniken:

Für Reha-Kliniken liefern die Ergebnisse eine wichtige Rückmeldung über den tatsächlichen Beitrag ihrer Arbeit. Dass die Effekte schon kurz nach der Maßnahme einsetzen und über längere Zeit anhalten, unterstreicht:

  • den hohen Wert einer gut abgestimmten Therapieplanung
  • die Bedeutung stabiler Übergänge in den Alltag
  • die Rolle guter Nachsorgeangebote

Kliniken können diese Daten nutzen, um gegenüber Kostenträgern, der Politik und auch ihren eigenen Teams zu zeigen, welchen realen Beitrag die Reha für Erwerbsfähigkeit und gesellschaftliche Teilhabe leistet und den hohen Stellenwert qualitätsgesicherter Rehabilitationsangebote.

Für die Politik:

Deutschland steht vor großen Veränderungen: demografischer Wandel, Zunahme chronischer Erkrankungen, Digitalisierung der Arbeitswelt. Die Ergebnisse zeigen, dass Reha einen wesentlichen Beitrag leisten kann, um Arbeitsfähigkeit zu erhalten und Teilhabe zu sichern. Der Bericht liefert eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für zukünftige Entscheidungen. 

Fazit

Rehabilitation hilft Menschen zurück in Arbeit, mindert soziale Risiken und stärkt die Wirtschaftsleistung. Die DRV-Analyse zeigt: Reha wirkt individuell und gesamtgesellschaftlich. Sie ist heute einer der wirksamsten Bausteine eines solidarischen Sozial- und Gesundheitssystems. 

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