Mehr Teilhabe: Patientenbefragungen sollen barrierefrei werden 02.05.2025

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Annabelle Neudam (Autor:in)
M. Sc. Health Care Management

Geschäftsführerin

DAS REHAPORTAL

Zuletzt aktualisiert: 13.05.2025 | Lesedauer: ca. 4 Min.

Patient:innen sollen künftig einfacher an Befragungen zur Versorgungsqualität teilnehmen können – auch wenn sie Einschränkungen haben. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat ein Konzept für barrierefreie Patientenbefragungen beschlossen. Entwickelt wurde es vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Es beschreibt, wie gesetzliche Patientenbefragungen künftig so gestaltet werden können, dass auch Menschen mit Behinderungen oder eingeschränkten Sprachkenntnissen ohne fremde Hilfe teilnehmen können.

Patientenbefragungen sind ein wichtiges Mittel zur Qualitätssicherung. Sie geben Einblicke in die Versorgung aus Sicht der Betroffenen. Damit diese Perspektiven nicht nur von einigen wenigen, sondern von möglichst vielen Patient:innen gehört werden, müssen die Befragungen zugänglich sein – unabhängig von Sprache, Sehvermögen oder Lesefähigkeit.

Hintergrund: Was wurde beauftragt?

Der G-BA ist gesetzlich verpflichtet, bis spätestens Ende 2025 eine barrierefreie Durchführung der Patientenbefragungen umzusetzen (§ 137b SGB V). Das IQTIG erhielt im November 2023 den Auftrag, ein umfassendes Konzept dafür zu entwickeln. Das Ziel: möglichst viele Barrieren abzubauen, ohne die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu verlieren. Das Konzept gilt für gesetzlich vorgeschriebene Patientenbefragungen, die im Auftrag des G-BA durchgeführt werden – etwa im Rahmen der stationären Qualitätssicherung im Akutbereich. Für die Reha sind ähnliche gesetzlich verpflichtende Befragungen bisher nicht eingeführt, doch das Konzept kann auch hier als Orientierung für barrierefreie Umfragen dienen.

Woher stammen die Erkenntnisse?

Das Konzept basiert auf einer Literaturrecherche zu bestehenden Barrieren und Lösungsansätzen, einem Expertenworkshop mit Vertretenden von Behindertenverbänden und Fachleuten für Barrierefreiheit und der systematischen Bewertung von Maßnahmen hinsichtlich Aufwand, Nutzen und Datenqualität.

Für wen ist Barrierefreiheit wichtig?

Barrierefreiheit nützt vielen – nicht nur Menschen mit Behinderung. Das Konzept richtet sich insbesondere an:

  • Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen,
  • Personen mit kognitiven Einschränkungen (z. B. Demenz),
  • Menschen mit Aphasie oder geringen Lese- und Schreibkompetenzen,
  • Patient:innen mit Migrationshintergrund, die kein oder wenig Deutsch sprechen.

Empfohlene Maßnahmen auf einen Blick

Das IQTIG schlägt einen sogenannten „Mixed-Mode“-Ansatz vor. Der Begriff „Mixed Mode“ bezeichnet die gleichzeitige Nutzung mehrerer Befragungswege. Patient:innen können selbst entscheiden, ob sie den Fragebogen auf Papier oder online ausfüllen möchten. Dadurch steigen die Teilnahmechancen – insbesondere für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen oder Präferenzen. Ziel ist eine selbstständige Teilnahme ohne fremde Hilfe – für möglichst viele Patient:innen.

Empfohlene Maßnahmen auf einen Blick
Empfohlene Maßnahme Befragungsweg / Umsetzung Barrierefreie Elemente
Papierfragebogen barrierefrei gestalten Fragebogen wird postalisch mit dem Einladungsschreiben versendet Gut lesbare, serifenlose Schrift, größere Schriftgrößen, Vermeidung von Blocksatz
Onlinefragebogen BITV-/WCAG-konform umsetzen Teilnahme über barrierefreies Webportal

Technische Barrierefreiheit: hoher Kontrast, Screenreader-fähig, Tastaturbedienung, anpassbare Schriftgrößen und Kontraste, Vorlesefunktion

Fragebogen in mehreren Sprachen bereitstellen Auswahl der Sprache im Onlineportal oder Verweis im Anschreiben

Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch, Englisch

Ergänzende Informationen in Leichter Sprache bereitstellen Erklärung der Befragung und Hinweise im Webportal Text in Leichter Sprache zur Information und Orientierung
Erklärvideos in Deutscher Gebärdensprache anbieten Videos zu Ablauf und Ziel der Befragung über das Webportal DGS-Videos zur barrierefreien Verständlichkeit für Gehörlose
Anschreiben sprachlich und gestalterisch optimieren Erstanschreiben und Erinnerungsschreiben per Post Einfache Formulierungen, Strukturierte Informationen, Verweise zu Online-Optionen

Ausblick

Die Umsetzung erfolgt schrittweise, damit die neuen Anforderungen in bestehende Verfahren integriert werden können. Erste Verbesserungen sollen bereits in den kommenden Monaten sichtbar werden.