Die zweite Erhebung des DigitalRadar zur digitalen Reife deutscher Krankenhäuser zeigt signifikante Fortschritte bei der Digitalisierung: Mit einem Anstieg der durchschnittlichen Punktzahl um 27,3 % auf 42,1 von 100 möglichen Punkten wird deutlich, dass die Investitionen im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) erste spürbare Effekte zeigen. Besonders in den Bereichen „digitale Strukturen und Systeme“, „klinische Prozesse“ sowie „digitaler Informationsaustausch“ konnten Krankenhäuser deutliche Fortschritte erzielen.
Prof. Dr. Volker Amelung, Konsortialsprecher des DigitalRadar, sieht den digitalen Reifegrad als künftigen Qualitätsindikator: „Ein valides und erprobtes Messinstrument ist die Grundlage für Public Reporting und hilft, Transparenz, Patientensicherheit und Vertrauen zu fördern.“
Während die Digitalisierung der Krankenhäuser schneller voranschreitet, bleibt die Situation in Rehabilitationskliniken hinter diesen Fortschritten zurück. Eine Umfrage der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg an 33 Rehaeinrichtungen in Bayern aus dem Jahr 2023 ergab, dass 70 % der Reha-Einrichtungen auf den niedrigsten Stufen digitaler Reife verharren. Basis der Messung war eine leicht angepasste Skala des „Electronic Medical Record Adoption Model (EM-RAM)“, das international für den Reifegrad der Digitalisierung im Gesundheitswesen eingesetzt wird.
Besonders die Anbindung an die Telematikinfrastruktur stellt viele Rehabilitationskliniken vor große Herausforderungen – etwa bei der technischen Implementierung, den erforderlichen Schulungen und der Anpassung organisatorischer Abläufe.
In einer kürzlichen Veröffentlichung kritisierten der Bundesverband Deutscher Privatkliniken (BDPK) und die AG MedReha, dass Vergütungen für digitale Nachsorgeangebote durch die Deutsche Rentenversicherung gekürzt werden. Dies könnte die Digitalisierung in der Reha zusätzlich ausbremsen. Betroffen sind nicht nur Nachsorgeangebote wie IRENA, T-RENA und Psy-RENA, sondern auch die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR), die durch digitale Lösungen deutlich effektiver gestaltet werden könnte.
Dennoch gibt es auch Fortschritte: Der Reha-Bericht der Deutschen Rentenversicherung 2022 betont, dass die COVID-19-Pandemie als Katalysator gewirkt und zu einem verstärkten Einsatz digitaler Therapieangebote geführt hat. Hybridmodelle, bei denen Präsenztherapien durch digitale Formate ergänzt werden, haben sich besonders für suchtkranke Menschen als wirksam erwiesen. Auch digitale Nachsorge und Teletherapie gewinnen an Bedeutung, bleiben jedoch vielfach unterfinanziert und nicht flächendeckend umgesetzt.
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland in Bezug auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen im Mittelfeld. Der Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2021 positioniert Deutschland auf Platz 11 unter den EU-Mitgliedstaaten. Länder wie Dänemark, Estland und Spanien haben dagegen bereits höhere Digitalisierungsgrade in ihren Gesundheitssystemen erreicht.
Diese Staaten profitieren von frühzeitigen Investitionen in digitale Infrastrukturen und klaren nationalen Strategien zur Förderung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen.
Die Erkenntnisse des DigitalRadar machen deutlich, wie wichtig gezielte Investitionen und strukturelle Förderprogramme für die Digitalisierung sind. Ein vergleichbares Instrument für Rehabilitationskliniken könnte den digitalen Reifegrad dieses Sektors flächendeckend messen und als Grundlage für gezielte Förderungen dienen.
Auch im REHAPORTAL sollen künftig Informationen zu digitalen Angeboten von Rehakliniken verfügbar sein. In einer aktuellen Arbeitsgruppe werden Parameter definiert, die eine Rehaeinrichtung erfüllen sollte, um eine spezielle Kennzeichnung für ihren hohen Digitalisierungsgrad zu erhalten.
Damit reagiert das REHAPORTAL auf das zunehmende Bedürfnis von Patient:innen, in Einrichtungen mit moderner digitaler Infrastruktur behandelt zu werden. Ziel ist es, die Transparenz und Vergleichbarkeit der Rehakliniken zu fördern und den Patient:innen eine fundierte Wahlmöglichkeit zu bieten.