Parese

Zuletzt aktualisiert: 29.05.2024 | Lesedauer: ca. 7 Min.

Bei einer Parese handelt es sich um einen Teilausfall motorischer Funktionen eines einzelnen Muskels, einer Muskelgruppe oder einer Extremität. Dieser Teilausfall kann mehr oder weniger ausgeprägt sein. Auf Deutsch übersetzt bedeutet der Begriff „Parese“ so viel wie Lähmung.

Was ist eine Parese?

Wenn Nerven geschädigt werden, beispielsweise durch bestimmte Erkrankungen oder Verletzungen, kann die Kommunikation zwischen Muskulatur, Gehirn und Nerven nicht mehr richtig funktionieren. Die Folge davon sind Störungen hinsichtlich der Empfindung und Bewegung im jeweiligen Körperteil. Diese bezeichnet man dann als Lähmungserscheinungen - oder eben Paresen.

Welche Formen der Parese gibt es?

Es gibt im Bereich der Paresen mehrere Unterkategorien. So betrifft eine Monoparese jeweils nur ein Bein oder einen Arm. Unter einer Diparese versteht man hingegen die unvollständige Lähmung von zwei Gliedmaßen. Die Tetraparese ist gekennzeichnet durch eine Bewegungsunfähigkeit beider Beine und Arme. Eine Hemiparese bedeutet hingegen eine teilweise halbseitige Lähmung des gesamten Körpers.

Die Dauer der Parese ist abhängig von der jeweiligen Ursache. Sie kann zwischen zwei bis drei Wochen variieren oder dauerhaft bestehen bleiben. Sollte ein Skelettmuskel vollständig gelähmt sein, sprechen Mediziner von einer Plegie.

Person im Rollstuhl mit Fokus auf ein Rad.
Es kommt zu Lähmungserscheinungen einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen oder Extremitäten.

Was sind die Symptome einer Parese?

Abhängig von den Ursachen sowie den Krankheitsverläufen sind verschiedene Symptome bei Betroffenen zu beobachten. Ganz allgemein ist es Patienten, die unter einer Parese leiden, nicht mehr möglich, ihre körperliche Kraft in den von der Parese betroffenen Bereichen vollständig einzusetzen. Die Folge davon sind Missempfindungen oder Gefühlsstörungen. Beine, Füße, Arme oder Hände können von Brennen, Taubheit oder Kribbeln betroffen sein. Zum Teil ist es Personen, die unter einer Parese leiden, unmöglich, Berührungen, Kälte oder Hitze in den betroffenen Bereichen zu spüren. Zusätzlich kann auch das Schmerzempfinden deutlich verringert wahrgenommen oder komplett aufgehoben sein. Neben der Schädigung der motorischen Nerven tritt dabei auch eine Störung sensibler Nervenfasern auf.

Zu den weiteren Symptomen einer Parese zählen starke Kopfschmerzen, Beeinträchtigungen des Sprach- oder Sehzentrums, Fieber oder Übelkeit.

Was sind die Ursachen für eine Parese?

In den meisten Fällen liegt die Ursache für eine Parese in einem plötzlichen Ereignis wie einem Unfall oder einem Schlaganfall . Insbesondere Verletzungen im Bereich des Kopfes oder des Rückenmarks können zu einer Parese führen. Außerdem sind auch Infekte wie Entzündungen der Nerven und Muskeln oder eine Borreliose Grund für das Auftreten einer Parese. Auch angeborene Erkrankungen wie Muskelschwund oder ein Tumor können Ursache für eine Parese sein. Ebenso ist die Erkrankung Multiple Sklerose häufig eine Ursache für das Auftreten von Paresen. Sogar eine Migräne kann verantwortlich für entsprechende Lähmungserscheinungen in verschiedenen Körperregionen sein.

Darüber hinaus können Verletzungen durch eine Operation oder Einklemmungen Grund für das Auftreten von Paresen sein, sofern Nerven mechanisch geschädigt wurden. In seltenen Fällen können einige Gifte Schädigungen der Nerven bewirken, beispielsweise Bakteriengift bei einer Lebensmittelvergiftung. Sollte eine psychische Erkrankung der Auslöser für die Parese sein, wird in der Medizin von einer sogenannten psychogenen Parese gesprochen.

Besonders häufig: Parese nach einem Bandscheibenvorfall . Die Bandscheiben befinden sich zwischen den Wirbeln und sind gewissermaßen die Stoßdämpfer der Wirbelsäule. Wenn der Mantel der Bandscheibe reißt, kann dies dazu führen, dass der Kern der Bandscheibe auf das Rückenmark drückt. Hierdurch lassen sich dann unterschiedliche Beschwerden erklären, wie unter anderem Lähmungserscheinungen. Fällt der Bandscheibenvorfall nur gering aus, sind die betroffenen Nerven in der Lage, sich von selbst zu regenerieren. Bei schweren Bandscheibenvorfällen ist es hingegen notwendig, die Auswirkungen durch Operationen oder konservative Therapien umfangreich zu behandeln.

Arzt untersucht Patientin auf Parese.
Parese kann durch verschiedene Ursachen wie Verletzungen, Infekte, angeborene Erkrankungen und psychische Faktoren auftreten.

Diagnose einer Parese

Der von der Parese betroffene Patient wird sich zunächst an einen Arzt wenden. Um die korrekte Diagnose zu stellen, erfragt der Arzt in einem ausführlichen Gespräch, ob ein bestimmtes Ereignis, wie etwa eine bestimmte Vorerkrankung, eine Verletzung oder ein Unfall vorliegen bzw. vorgelegen haben. Anschließend führt der Arzt körperliche Untersuchungen durch, nimmt dem Patienten Blut ab und betrachtet neurologische Komponenten. So werden Muskelkraft, Reflexe, Bewegungsfähigkeit sowie das Gefühlsempfinden des Patienten genauer untersucht.

Je nach Befund verordnet der Arzt weitere Untersuchungen, beispielsweise eine Kernspintomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT).

Behandlung einer Parese

Grundsätzlich ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn positiv für den weiteren Verlauf. Die Behandlungsmethoden bei der Parese sind abhängig vom Ergebnis der Diagnose. Sollte ein Infekt Ursache für die Parese sein, kommen virushemmende Medikamente oder Antibiotika zum Einsatz. Hierdurch lassen sich die Nerven- und Muskelentzündungen behandeln. Die Symptome können auch von allein wieder verschwinden, wenn beispielsweise eine Gesichtslähmung mit unbekannter Ursache vorliegt. Sollte ein Tumor Ursache für die Parese sein, gilt es, den Tumor durch eine Operation bzw. Chemotherapie oder Strahlenbehandlung zu entfernen. Eine Heilung ist bei einigen neurologischen Erkrankungen nicht möglich, weil die entsprechenden Nerven dauerhaft Schaden davongetragen haben. In diesem Fall setzt die Medizin auf eine Linderung der Symptome sowie unterstützende Maßnahmen.

Grundsätzlich ist eine Physiotherapie bei Paresen empfehlenswert. Mithilfe einer Massage lassen sich die gelähmten Bereiche beispielsweise aktivieren. Zusätzlich kann der Patient mithilfe des Physiotherapeuten Bewegungen einüben, die er im Alltag regelmäßig wiederholt und die stets anspruchsvoller werden. Auf diese Weise können gezielt schwache Muskelgruppen angesprochen werden.

Darüber hinaus können auch physikalische Behandlungen wie Wärmeanwendungen, Elektrobehandlungen oder Wechselbäder dabei helfen, die Muskulatur zu trainieren sowie die Beweglichkeit und Durchblutung zu fördern.

Reha nach einer Parese

Das Ziel einer Reha nach einer Parese ist es, den betroffenen Patienten wieder fit für den Alltag zu machen, auch mit krankheitsbedingten Handicaps. Wie der Alltag trotz der körperlichen Einschränkungen am besten bewältigt werden kann, ist ein wichtiges Thema in der Reha. Spezielle krankengymnastische Übungen sind dabei von großer Bedeutung, um Muskelabbau vorzubeugen.

Damit die Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll auf den Patienten zugeschnitten werden können, ist die genaue Befunderhebung sehr bedeutend. Zu Beginn und auch während der Rehabilitation gibt es dafür Standardtests und Verfahren, um die Bewegungseinschränkungen so genau wie möglich zu beschreiben und einzuordnen.

Der moderne Therapieansatz bei Paresen in der Rehabilitation stellt das aktive, das heißt selbstständige Üben von Bewegungen und Aktivitäten in den Mittelpunkt. Diese Übungen werden in Einzel- und Gruppentrainings durchgeführt. Wichtige Therapiekonzepte sind das Aufgabenorientierte Training und die Spiegeltherapie. Hierbei sollen alltagspraktische Fähigkeiten erlernt und Hirnareale zur Bewegungssteuerung angeregt werden. Auch Roboterunterstützung hält Einzug in die Therapie bei Paresen.

Fazit

Eine Parese bedeutet die Lähmung von Muskeln oder ganzen Extremitäten. Als Ursache kommen verschiedene Erkrankungen oder auch ein Bandscheibenvorfall infrage. Der genaue Grund für die jeweilige Parese kann beispielsweise mit bildgebenden Verfahren herausgefunden werden. Ein wichtiger Bestandteil bei der Behandlung einer Parese sind physiotherapeutische Anwendungen. Diese stehen auch bei einer Reha im Fokus. Abhängig vom jeweiligen Auslöser und dem Schweregrad der Parese ist eine vollständige Heilung möglich. Sollte die Parese nicht wieder vollständig zurückgehen, ist es wichtig, dass der betroffene Patient lernt, wie er entsprechende körperliche Nachteile am besten ausgleichen kann, um seinen Alltag bestmöglich zu meistern.

Portrait von Dr. Stephan Graeber.
Facharzt für Neurologie und Geriatrie

Ärztlicher Leiter Geriatrie und Neurologie