Das Chronische Erschöpfungssyndrom (engl. Chronic Fatigue Syndrome, kurz „CFS“) ist eine neuroimmunologische Erkrankung, die sich durch einen lang anhaltenden und starken Erschöpfungszustand zeigt. CFS-Betroffene leiden unter einer lähmenden geistigen und körperlichen Erschöpfung, die in der Regel in Kombination mit weiteren Beschwerden wie Schmerzen, Überempfindlichkeiten und Konzentrationsstörungen auftreten.
Die genauen Ursachen des Chronischen Erschöpfungssyndroms sind bislang noch nicht im Detail erforscht. Wurde CFS früher mehrheitlich als psychische Erkrankung eingestuft, geht die medizinische Fachwelt heute davon aus, dass es sich um eine Multisystemerkrankung handelt. Das Chronische Erschöpfungssyndrom hat bei vielen Betroffenen endokrinologische (die Hormone betreffende), immunologische (das Abwehrsystem betreffende) und neurologische (die Nerven betreffende) Auswirkungen. Trotz seiner noch weitgehend ungeklärten Ursachen ist das Chronische Erschöpfungssyndrom inzwischen als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.
Es werden erschiedene Namen für das Chronische Erschöpfungssyndrom genutzt. Sie stellen jeweils unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund.
CFS - Chronisches Erschöpfungssyndrom
SEID - Systemic Exertion Intolerance Disease
ME - Myalgische Enzephalomyelitis
Postvirales Ermüdungssyndrom
Menschen, die unter einem Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden, haben eine massiv negativ beeinträchtigte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Viele Betroffene können keinem geregelten Alltag mehr nachgehen, geschweige denn arbeiten. In schwerwiegenden Fällen sind CFS-Betroffene sogar pflegebedürftig.
Aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes mit einer Vielzahl möglicher Symptome, ist das Chronische Erschöpfungssyndrom nach wie vor sehr schwer zu diagnostizieren. Ärzte behelfen sich zur Diagnose mit verschiedenen Kriterienkatalogen. Die beiden am häufigsten verwendeten sind die „Kanadischen Konsenskriterien“ und die „Internationalen Konsenskriterien“.
Laut den Kanadischen Konsenskriterien müssen bei einem Betroffenen alle folgenden Symptome gegeben sein:
Zusätzlich zu den genannten Symptomen müssen bei Betroffenen mindestens zwei neurologische bzw. kognitive Ausprägungen vorliegen, wie zum Beispiel Verwirrtheit, Konzentrationsschwächen oder Bewegungsstörungen.
Nach den Kanadischen Konsenskriterien muss für die Diagnose des Chronischen Erschöpfungssyndroms mindestens ein weiteres Symptom in mindestens zwei der folgenden Kategorien auftreten:
Darüber hinaus müssen die Beschwerden laut den Kanadischen Kriterien mindestens sechs Monate lang bestehen.
Die Internationalen Konsenskriterien sind den Kanadischen Kriterien sehr ähnlich. Lediglich deren Unterteilung und Gewichtung in einzelnen Kategorien weicht etwas ab. Der wesentlichste Unterschied zwischen den Internationalen und Kanadischen Konsenskriterien ist, dass es laut Internationalen Kriterien keine Voraussetzung ist, dass die Symptome mindestens ein halbes Jahr lang bestehen. Ein Arzt kann bei Vorliegen der Symptome bereits früher ein Chronisches Erschöpfungssyndrom attestieren.
Die medizinische Fachwelt ist sich bislang nicht einig, wie die ideale Therapie eines Chronischen Erschöpfungssyndroms aussieht. Gegenwärtig gibt es keine medizinisch anerkannte Therapie des Syndroms mit einer nachgewiesenen Wirksamkeit.
Vor dem Hintergrund der großen Bandbreite an Beschwerden, die im Zusammenhang mit chronischer Erschöpfung stehen, sollte die Behandlung individuell an den Betroffenen angepasst sein. Eine Therapie kann sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen beinhalten. Hauptziel der Therapie ist es, die Symptome des Betroffenen zu lindern.
Schmerzmittel können beispielsweise die auftretenden Schmerzen wirksam lindern. Bei chronischen (bakteriellen) Infektionen werden Betroffene gezielt mit Antibiotika behandelt. Wenn ein Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen nachweisbar ist, kann dieser mit einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten oder mit speziellen Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden. Und sofern die chronische Erschöpfung auch mit einer Depression verbunden ist, kann eine Behandlung mit Antidepressiva sinnvoll sein.
Allgemein empfehlen Ärzte zur Behandlung einer chronischen Erschöpfung auch die Einhaltung eines geregelten Tagesablaufs. Betroffenen erlernen idealerweise in einer Verhaltenstherapie neue Verhaltensweisen, die sie weitgehend beschwerdefrei durch den Alltag bringen. Dabei gilt es sowohl physische als auch psychische Belastungen so weit wie möglich zu vermeiden. In der Regel verfolgen Ärzte ein mehrstufiges Vorgehen, um das Leistungsvermögen der Betroffenen nach und nach zu steigern und sie wieder in den Alltag zu integrieren.
In vielen Fällen erweisen sich auch Entspannungsübungen wie beispielsweise Autogenes Training oder Meditation als wirksame Methoden zur Behandlung der Symptome. Sie können Betroffenen unter anderem bei Schlafstörungen helfen. Auch leichtes Sporttraining hat positive Effekte.
Auf die Behandlung des Chronischen Erschöpfungssyndroms spezialisierte Reha-Kliniken bieten Betroffenen im Allgemeinen ganzheitliche Therapien zur Verbesserung ihres Allgemeinzustandes an. Meist konzentriert sich die Reha bei chronischer Erschöpfung auf die Beseitigung der Krankheitssymptome des Betroffenen und nicht auf die eigentlichen Auslöser des Erschöpfungssyndroms.
Vor dem Hintergrund der großen Bandbreite an Symptomen, stellen Reha-Kliniken eine multimodale Therapie für Betroffene zusammen. Zu den Therapiebausteinen einer Reha-Klinik für chronische Erschöpfung zählen unter anderem:
Die Dauer einer Reha bei chronischer Erschöpfung lässt sich nicht pauschal angeben. Je nach Schweregrad der Symptome beträgt die mittlere Behandlungsdauer in einer Rehabilitation Wochen bis mehrere Monate. Zudem ist die Dauer der Reha im Allgemeinen auch von der Leistungsfähigkeit des Betroffenen abhängig.
Chefarzt Neurologie und Ärztlicher Direktor